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Corona-Krise, Geisterspiele und Sieglosserie: Das wohl längste Jahr des 1. FC Köln

Kein normales Jahr liegt hinter dem 1. FC Köln: Höhenflug und Sieglosserie, Coronakrise und Geisterspiele. Wir lassen 2020 Revue passieren.

COLOGNE, GERMANY - JANUARY 18: A view to the stands of Cologne Fans during the Bundesliga match between 1. FC Koeln and VfL Wolfsburg at RheinEnergieStadion on January 18, 2020 in Cologne, Germany. (Photo by Jörg Schüler/Bongarts/Getty Images)

Foto: Jörg Schüler/Bongarts/Getty Images

Januar

So lief der Monat: Viel Arbeit liegt zum Jahresstart vor dem 1. FC Köln. Die Mannschaft feilt in der Vorbereitung auf die Rückrunde im Trainingslager in Benidorm hart an der Form, Horst Heldt baut derweil den Kader der “Geißböcke” im Wintertransferfenster um. Mark Uth, Elvis Rexhbecaj und Toni Leistner kommen auf Leihbasis zum FC, Darko Churlinov, Louis Schaub, Matthias Bader, Lasse Sobiech und Vincent Koziello verlassen den Verein. Sportlich gelingt der Start ins neue Jahr: Gegen Wolfsburg (3:1) setzt das Gisdol-Team mit dem vierten Bundesliga-Dreier in Folge die Siegesserie fort. Dass der FC eine Woche später bei Borussia Dortmund 1:5 verliert, mutet daher nicht allzu schlimm an.

News des Monats: Florian Wirtz verlässt den 1. FC Köln. Das Toptalent, bis dato in der U17 der “Geißböcke” unterwegs, wechselt mit sofortiger Wirkung für kleines Geld zur werbetreibenden Tochter der Bayer AG. Über die Hintergründe des äußerst bitteren Abgangs wird wohl in den kommenden Jahren heftig gestritten werden. Ändert aber leider nichts daran, dass der extrem talentierten Mittelfeldspieler in einem anderen Trikot in der Bundesliga für Furore sorgt.

Zitat des Monats: “Ich freue mich darauf, gemeinsam zu planen, wie ich den FC unterstützen kann. Denn Köln war, ist und bleibt meine Heimat und der FC ist mein Verein.” (Lukas Podolski bei der Verkündung der reichlich diffus gehaltenen Kooperationsvereinbarung zwischen ihm und dem Verein)

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Das war sonst noch wichtig: Der Vorstand des 1. FC Köln gibt sich die Ehre beim FC-Stammtisch Talk. Als Gast ebenfalls angekündigt, doch letztlich nicht dabei: effzeh.com-Chefredakteur Thomas Reinscheid. Was war passiert? Die Vereinsführung habe angeblich entgegen der frühen öffentlichen Verkündung der Besetzung erst spät realisiert, dass ein Journalist Teil der Gesprächsrunde sein solle. Das war offensichtlich nicht gewollt – nach Absprache mit Stammtisch-Moderator Ralf Friedrichs (ebenfalls effzeh.com-Autor) zogen wir unsere Teilnahme zurück und verzichteten im Anschluss auf eine Berichterstattung.

Banner der Kölner Fans – der Name “Hopp” fällt nicht | Jörg Schüler/Bongarts/Getty Images)

Februar

So lief der Monat: Der 1. FC Köln führt seine Erfolgsserie unter Trainer Markus Gisdol im Februar fort: In vier Spielen gelangen drei Siege, lediglich Bayern München müssen sich die “Geißböcke” im Müngersdorfer Stadion mit 1:4 geschlagen geben, bieten nach einem sehr schnellen 0:3 aber auch einen ordentlichen Fight und bringen den Rekordmeister in der zweiten Halbzeit noch ins Schwitzen. Auf der anderen Seite stehen Heimsiege gegen Freiburg (4:0) sowie Schalke (3:0). Was zu dem Zeitpunkt kein Mensch ahnt: Letzterer Erfolg wird nicht nur der letzte Heimsieg des Jahres sein, sondern ebenfalls das letzte Heimspiel des 1. FC Köln, bevor Corona Deutschland zum Stillstand kommen lässt, auch Köln-Müngersdorf wird so schnell nicht mehr mit Zuschauern gefüllt sein. Das sportliche Highlight des Monats sind aber ohne Frage nicht die Heimsiege, sondern der 5:0-Kantersieg an Karneval in Berlin bei der Hertha.

News des Monats: Ralf Höckers Besuch bei der Karnevalsveranstaltung des 1. FC Köln sorgt rund um den Verein für Wirbel. Der Verein distanziert sich im folgenden vom damaligen Kopf der Werteunion und des AfD-Anwalts, der Vorgang wirft aber die Frage auf, wie tolerant der Verein mit rechtem Gedankengut umgehen möchte.

Zitat des Monats: „Wir verteidigen gemeinsam, wir arbeiten gemeinsam, wir kämpfen gemeinsam. Das macht uns so stark!“ (Florian Kainz nennt die Gründe für den Aufschwung des 1. FC Köln im Winter 19/20 und lässt dabei tief in den positiven Gemütszustand der Mannschaft blicken)

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Das war sonst noch wichtig: Der Konflikt zwischen den aktiven Fanszenen Deutschlands und Dietmar Hopp erreicht einen vorläufigen Höhepunkt, als Fans des FC Bayern München beim Auswärtsspiel bei der TSG Hoffenheim beleidigende Banner hochhalten, der Schiedsrichter daraufhin das Spiel unterbricht und die Mannschaften in die Kabine bittet. Das Spiel verkommt nach Wiederanpfiff zu einer einzigen skurrilen Solidaritätsbekundung für den Milliardär und Mäzen, die Bayern-Verantwortlichen verbrüdern sich noch auf dem Platz mit Hopp und es folgt eine aufgeregte Diskussion im Nachgang um den “Skandal von Hoffenheim.”

Foto: Jörg Schüler/Bongarts/Getty Images

März

So lief der Monat: Nach dem letzten “regulären” Spiel beim Mitaufsteiger in Paderborn (2:1) am Freitagabend kommt Corona auch in der Bundesliga an. Es folgt noch eine Derbyniederlage im bereits ohne Zuschauer ausgetragenen Geisterspiel in Mönchengladbach, danach ruht der Ball für den Rest des Monats. Das Land kommt zum Stillstand.

News des Monats: Das Geisterspiel des 1. FC Köln bei Borussia Mönchengladbach ist das erste Geisterspiel in der Geschichte der Bundesliga und geht als solches in die Historie ein. “Ist einfach scheiße”, fasste es FC-Kapitän Jonas Hector perfekt zusammen. Fußball ohne Fans ist einfach nichts. Aber das “Geisterderby” bleibt leider nicht das letzte Geisterspiel in diesem Jahr.

Zitat des Monats:Die hässliche Fratze des Fußballs steht nicht in der Kurve” (Vorsänger Stephan Schell zum Konflikt zwischen Funktionären des Fußballs und den aktiven Fanszenen im Interview mit effzeh.com)

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Das war sonst noch wichtig: Die DFL will den 26. Spieltag lange als Geisterspieltag durchdrücken, muss sich letztlich aber dem Druck beugen und sagt den Spieltag kurz vor knapp ab. Wenig später kommt heraus, dass dies auch mit den Fernsehgeldern zusammenhängt, die in Tranchen überwiesen werden – die vorletzte der Saison 19/20 eben nach jenem 26. Spieltag. Daran schließt sich bald eine Diskussion um die Finanzierungsmodelle und das oftmals unmoralische Wirtschaften des Profifußballs an, schnell machen Gerüchte die Runde, welche Vereine wann Pleite gehen, wenn die Bundesliga nicht bald den Spielbetrieb wieder aufnimmt. Zum Jahreswechsel ins Jahr 2021 ist die finanzielle Situation für viele Vereine weiterhin kritisch.

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