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Meinung

Wirbel um Stefan Engels beim 1. FC Köln: Aufstand der “Alt-Internationalen”

Stephan Engels wirft dem Mitgliederrat via Bild und kicker vor, bewusst die Mitglieder zu belügen. Er sät Zwietracht und attackiert Stefan Müller-Römer. Doch Engels offenbart sich als der Antidemokrat, den er woanders verortet – flankiert von einer Medienkampagne zu seinen Gunsten. Ein Kommentar.

Stephan Engels arbeitete lange für den 1. FC Köln | Ronald Wittek/Bongarts/Getty Images

Das Getöse war jedenfalls schon damals groß und wurde nun bei nächster Gelegenheit erneut entfacht. Und erneut reibt sich der geneigte Zuschauer verwundert die Augen ob dieses Festivals der Eitelkeiten. In entfesselter Stillosigkeit wütet Engels durch die Gazetten, wittert Betrug, Lügen und Intrigen und attackiert ungefähr jeden persönlich, der gerade da ist. Warum sich ein verdienter Ex-Spieler diese Blöße gibt, ist ebenso unklar wie die Antwort auf die Frage, warum man für ein bisschen unsachliches Gepolter so verlässlich eine völlig kritikfreie Bühne bei so manchen Medien bekommt. So erklärt Engels nun in der Bild: „Die Mitglieder werden bewusst belogen.” Von wem, darf man sich denken.

Eine koordinierte Kampagne?

Obwohl Engels weder als gerissener Oppositionsführer, seriöse Quelle oder Demokratiefreund taugt (2019 erklärte er, „Vorstand raus“-Banner, wie sie im Kölner Stadion seit Monaten hängen, seien in der Vergangenheit mit Franz Kremer und Peter Weiand an der Vereinsspitze nicht denkbar gewesen. „So basisdemokratisch, wie der FC mit seiner Satzung ist, war der Verein noch nie und so viele Mitglieder gab es es auch früher nicht. Die hätten eigenhändig die Schmäh-Transparente abgehängt.“), spielen Teile der (Kölner) Presse seine Leier nach wie geldgierige Bänkelsänger. Engels’ Aussagen lassen sie eine alte Medienkampagne wieder aufnehmen: Die gegen Stefan Müller-Römer.

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Und es wäre ja auch bloß die übliche kölsche Folklore, wenn es bei Eitelkeiten und Privatfehden bliebe. Doch seit einiger Zeit gehen gerade die „Alt-Internationalen“ um Engels weiter. „Undemokratisch“ sei das alles, einen „Geheimbund“ gäbe es beim 1. FC Köln, Betrug, Machtspiele, Intrigen – alles ganz, ganz schlimm. Doch was man den Gremien des Clubs nun konkret vorwirft, außer sich für einen anderen Kandidaten entschieden zu haben, bleibt unklar. Es bleibt bei Geraune.

Das Flaggschiff steuert die Bild, von der man nichts anderes erwartet. Auch von Frank Lußem im kicker erwartet man inzwischen nur noch Agitprop. Im kicker erschien am Donnerstag ein Interview mit Engels, dessen Wortlaut nahezu identisch zu dem der Bild ist. Dass und wie unreflektiert der KStA und der Geissblog nun allerdings Engels’ Jammerei wiederkäuen, deutet jedoch fast auf ein koordiniertes Vorgehen hin. Schließlich ist es unwahrscheinlich, dass Engels ohne die Rückendeckung und Fürsprache seiner alten Kumpels zum Sturm auf das angeblich Müller-Römer unterstehende Geißbockheim geblasen hätte. Wieso sollte er auch sonst davon fantasieren, die Entlassung Tobias Kaufmanns gehe auf Stefan Müller-Römer zurück, obwohl Alexander Wehrle (auch in der Bild) sagte, es sei eine Entscheidung des Vorstands gewesen?

Neue Details beschädigen Engels

Für die These, dass Engels’ Kandidatur schon im Ansatz an Stephan Engels scheiterte, sprechen zwei Aspekte, die am Freitag publik wurden. Das war zunächst ein Statement des stellvertretenden Mitgliederratsvorsitzenden Ho-Yeon Kim. Dieser berichtet von seinen Anrufen bei Engels, die letzterer weggedrückt oder mit dem Verweis aufs Golfspielen abgewiegelt hatte. Engels habe zudem weder auf Mails noch auf WhatsApp-Nachrichten reagiert.

Persönliche StellungnahmeSuche nach einem Kandidaten für das Amt des VizepräsidentenLiebe Interessierte, die mich…

Gepostet von Ho-Yeon Kim am Freitag, 21. August 2020

Kim stellte darin drei Fragen: „a) Wird der Termin am 05. August (also am gleichen Tag, abends) wahrgenommen? b) Gibt es einen bestimmten Rahmen den er sich wünscht, also lieber ein Vorgespräch mit den beiden Vorsitzenden oder direkt mit dem Mitgliederrat? c) Gibt es weitere Fragen an den Mitgliederrat, welche ich ihm im Vorfeld beantworten könnte?” Die Fragen beantwortete Engels laut Kim nicht, stattdessen warf er ihm später vor, ihn mit diesen Fragen unter Zeitdruck gesetzt zu haben. Abschließend stellt Kim fest: „Für meinen Teil habe ich die Kommunikation mit Herrn Engels eingestellt. Wenn ich wiederholt die gleiche Frage stelle und diese nicht beantwortet bekomme, dann muss ich ihn auch nicht weiter kontaktieren. Persönlich bedauere ich dies, weil ich an einem Austausch mit ihm sehr interessiert bin.”

Aufschluss über Engels’ Motivation für die aktuelle Kampagne könnte ein Bericht von der FC-Karnevalssitzung im Februar 2020 geben. Darin beschreibt FC-Mitglied Ben Vrijdaghs, wie Engels während der Sitzung zu Stefan Müller-Römer gegangen sei, ihm den Finger auf die Brust gesetzt und gesagt habe: “Ich habe mir auf die Fahne geschrieben, dich beim FC zu eliminieren.” Sekunden später soll Engels verschwunden sein. Engels bestätigte den Disput gegenüber effzeh.com, an die Wortwahl könne er sich nicht mehr erinnern.

Der FC der Altinternationalen ist einer der Niedertracht

Wofür spricht das alles? Dazu muss man vielleicht einen Schritt zurücktreten: Stephan Engels steht für eine Generation Ex-Fußballspieler, die sich darüber beschwert, dass der 1. FC Köln nicht mehr ihren Lebensstil finanziert. Es sind die Leute, für die er vor über einem Jahr gesprochen haben will. Dabei waren es Overath, Glowacz und Schumacher, die den FC während der letzten zehn Jahre zwei Mal fast in die Pleite geführt haben (das eine Mal läuft derzeit sogar noch). Sie haben die Ämter im Verein nie als Aufgabe, sondern als Belohnung empfunden.

Stefan Müller-Römer | Foto: Sebastian Bahr

Stefan Müller-Römer | Foto: Sebastian Bahr

Im Schlepptau dieser Generation befinden sich Journalisten. Die Bild wurde von ihr jahrelang mit Infos und Stories versorgt, kicker-Journalist Frank Lußem schrieb sogar Toni Schumachers jüngste Biografie. Sie greifen daher offensichtlich nach jedem Strohhalm und konzentrieren sich auf ein Feindbild: Stefan Müller-Römer. Dessen Vergehen war und ist es, all diese Zustände zu beanstanden.

Das ist er, der 1. FC Köln der “Altinternationalen” und seiner Unterstützer: Gegner sollen “eliminiert” werden, Zusammenarbeit gibt es nicht. Und wenn dafür noch die übelste Kampagne her muss. Mit demokratischen Gepflogenheiten hat das nichts zu tun, mit Anstand auch nicht und mit dem Ansinnen, nur das Beste für den FC zu wollen, schon gar nicht. Ihr “FC der Fairness” ist nichts anderes als ein FC der Niedertracht. Die vergangenen Tage beweisen das.

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