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Meinung

Muss man sich Sorgen machen um das NLZ des 1. FC Köln? Ein Faktencheck

Das Nachwuchsleistungszentrum geriet in der jüngsten Vergangenheit ob mäßiger Leistungen auf dem Feld in die Kritik. Aber ist diese Kritik gerechtfertigt? Ein genauer Blick zeigt: Ganz so einfach ist es dann doch nicht!

Das Nachwuchsleistungszentrum des 1. FC Köln (Foto: Kurt Ludwigs)

Der FC-Anhänger an sich ist Kummer gewohnt. Die Profis mal wieder, magere 18 Punkte aus 25 Partien und gerade mal 19 erzielte Tore. Der Blick auf die Tabelle offenbart Platz 16, dort wo die Todeszone der Liga beginnt. Das Gespenst eines neuerlichen Abstiegs lässt sich nicht vertreiben, die Angst davor schlägt aufs Gemüt. Der Gedanke an vielversprechende Transfers im Sommer schafft es nicht über die ersten paar Buchstaben hinaus, schuld ist die leidige Transfersperre.

Doch da, der Blick des FC-Fans erhellt sich, er denkt an das NLZ des 1. FC Köln mit den Titeln und den vielen hoffnungsvollen Talenten – und hält jäh inne, als er die Schlagzeilen in Express und Geißblog liest. „Vorzeige-Jugend steckt in der Krise“, titelte der Express seinen Artikel am 27. Februar 2024. „Im FC-Nachwuchs schrillen die Alarmglocken“, hieß es gar im Geißblog am darauffolgenden Tag.

Gehört die U19 des FC nicht mehr zur Beletage des deutschen Nachwuchs-Fußballs?

Und ja, auf den ersten Blick scheinen die Autoren durchaus einen Punkt zu haben. Die Ergebnisse in den Bereichen U16 bis U21 sind nicht wirklich gut. Selbst die U19 unter Stefan Ruthenbeck ist von einer Niederlagenserie heimgesucht worden und rangiert im Mittelfeld der A-Junioren-Bundesliga West und nicht, wie in den vergangenen Jahren gewohnt, in oder zumindest nahe der Spitzengruppe der Tabelle. Dies verleitet den Geißblog zu dem Schluss: „Die A-Junioren des 1. FC Köln mit den Jahrgängen 2005 und 2006 gehören aktuell nicht in die Beletage des deutschen Nachwuchs-Fußballs.“ Wumms, das hat gesessen.

Hat es das wirklich? Schaut man nämlich etwas genauer hin, offenbart sich Erstaunliches: Der Jahrgang 2005 weist mit Innenverteidiger Julian Pauli einen ehemaligen und mit Matti Wagner einen aktuellen Juniorennationalspieler auf, zudem ist da noch ein gewisser Jaka Cuber Potocnik. Mit Arda Süne, letzte Saison von Bayer 04 Leverkusen verpflichtet und in der letzten Saison bei der Pokalsiegermannschaft mit einem Finaltor ein wichtiger Führungsspieler, hat inzwischen ein weiterer 2005er-Jahrgang in der Regionalliga debütiert. Marlon Monning ist ebenfalls fester Bestandteil des U21-Kaders, auch wenn er wegen der Konkurrenz um Bakatukanda, Salger und Smajic zunächst vorerst wieder zurückgestuft wurde. Neben Julian Pauli trainiert Neo Telle, der Vize-Kapitän der U19, ebenfalls seit der Rückrunde fix in der U21 mit, er ist allerdings aktuell verletzt.

Matti Wagner, U19-Nationalspieler des 1. FC Köln (Foto: Gonzalo Arroyo Moreno/Getty Images)

Bei den 2006ern findet man mit Sandro Blazic, Etienne Borie, Abdul Malik Yilmaz und Youssoupha Niang vier Juniorennationalspieler und mit Fayssal Harchaoui sowie Justin von der Hitz gar zwei U17-Weltmeister.

Diese zwölf Spieler gehören jahrgangsmäßig der U19 des 1. FC Köln an und stellen damit einen Block an Spielern mit internationaler Erfahrung und ganz gewiss nationaler Spitzenklasse. Gehören nicht in die Beletage des deutschen Nachwuchs-Fußballs? Doch, das tun sie.

Massives Verletzungspech in der U19

Das Problem ist – sie sind nur selten gemeinsam aufgelaufen. Wagner und Potocnik sind seit Februar Teil der U21, Yilmaz war monatelang verletzt, von der Hitz und Niang sind immer noch außer Gefecht und Harchaoui hat nach vielen Wochen Pause beim 1:1 gegen den BVB sein erstes Spiel bestritten. Hinzu kommen die langen Ausfälle von Stammspielern wie Krautkrämer, Telle, Thieltges und Hekmat. Wen wundert da der Tabellenplatz? Und doch reden wir über Talente, die mit einiger Wahrscheinlichkeit ihren Weg machen werden. Kassandrarufe sind da wenig angebracht.

Justin von der Hitz, U17-Weltmeister in Diensten des 1. FC Köln (Foto Aurelien Meunier/Getty Images for DFB)

Dass es in der Stammformation der U19 auch mit den Ergebnissen klappt, hat die Vorbereitung (4:0 gegen Hannover, 6:1 gegen Meppen, 7:1 gegen Elversberg, 5:1 gegen RW Essen, 7:0 gegen Werder Bremen) gezeigt, in der Liga wurden von den ersten fünf Pflichtspielen bis auf das Remis gegen das Topteam aus Schalke vier gewonnen.

Ein generelles Qualitätsproblem im NLZ?

Der Express schlägt einen noch umfassenderen Bogen: „Die Nachwuchsmannschaften des 1. FC Köln laufen den Erwartungen in dieser Saison hinterher“, stellen die Autoren pauschal fest. Selbst bei flüchtiger Betrachtung ist dies nur bedingt richtig. So hat z.B. die U21 unter ihrem neuen Trainer Evangelos Sbonias eine durchaus beeindruckende Hinrunde gespielt, die sie auf dem 4. Tabellenplatz abschloss und damit sogar zarte Aufstiegsträume möglich zu machen schien.

Max Finkgräfe nach seinem ersten Tor bei den Profis (Photo by Jörg Halisch/Getty Images)

Doch der für das Team enorm wichtige Routinier Marco Höger verletzte sich, zudem wechselten Max Finkgräfe und Justin Diehl im Januar zu den Profis, Damion Downs tut es den beiden wohl jetzt nach, der Verlust dieser Stammkräfte konnte – wenig überraschend – nicht aufgefangen werden, das Team rutschte inzwischen auf Tabellenplatz 8 ab, wird aber mit bisher erreichten 37 Punkten nicht mehr in Abstiegsgefahr geraten.

Die Wirklichkeit: Top-Leistungen in vielen Jahrgängen

Macht man sich gar die Mühe, die Mannschaften des NLZ in den Blick zu nehmen, die sich unterhalb von U19, U17 und U16 mit den großen Westvereinen messen, ergibt sich fast Unglaubliches und lässt die eben zitierte Aussage aus dem Artikel im Express noch absurder erscheinen.

Zahlreiche DFB-Berufungen und recht gute Aussichten für das NLZ trotz Transfersperre

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