Folge uns
.

Meinung

Schumacher und Ritterbach: Danke, aber es ist Zeit für einen Wechsel!

Markus Ritterbach und Toni Schumacher werden ab dem 8. September wahrscheinlich keine Vizepräsidenten des 1. FC Köln mehr sein. Eine Zusammenstellung erklärt, warum das vielleicht ganz gut so ist.

Toni Schumacher und Markus Ritterbach | Foto: Christof Koepsel/Bongarts/Getty Images

Der andere Vizepräsident des 1. FC Köln, Markus Ritterbach, wagte sich erst im Jahr 2019 so richtig aus der Deckung. Doch auch in dieser kurzen Zeit ergaben sich einige, nun ja, diskutable Momente.

Spaltung und Fastelovend

10.10.2018: Auf der Mitgliederversammlung legt Ritterbach einen Auftritt hin, der sich gewaschen hat. Mit aufstachelnder Rhetorik versucht er, den Saal zu spalten und die Mitglieder in “Gute Fans” und “Gewalttätige, böse Ultras” zu teilen. Während der Geissblog.Köln ihn mit den Worten “Er hat sein Profil geschärft” lobte und ihm den größten Applaus des Abends attestierte (was Ritterbach sogar während seiner Rede goutierte), sagte Ritterbach wenig bis gar nichts zu seinen Aufgaben und Tätigkeiten.

27.02.2019: Weil große Ankündigungen beim effzeh Tradition haben, verkündet Ritterbach: “Wir haben uns für eine Arbeitsteilung entschieden. Wir feiern Fastelovend und die Mannschaft schießt uns Mittwoch an die Spitze der 2. Liga.”

Die Festspiele des Markus Ritterbach

07.03.2019: Werner Spinner ist zurückgetreten! Für den Knall am Geißbockheim sorgte Sportchef Armin Veh. Anstatt Veh für seine Amtsanmaßung zur Rechenschaft zu ziehen, nutzten Ritterbach und Schumacher die Gelegenheit, den Präsidenten, der von beiden keine hohe Meinung hatte, aus dem Amt zu drängen. Auf Sky signalisierte Ritterbach bereits, dass er Spinners Rücktritt eigentlich ganz gut fand: Er lächelte quasi durchgängig in die Kamera. Außerdem sei es nun ganz wichtig, “Ruhe in den Verein” zu bekommen – ein Ziel, das Ritterbach selbst in beispielloser Weise torpedieren sollte. Es war der Auftakt zu spektakulären Tagen, in denen er sein Verständnis von Kollegialität und Anstand zeigte und das Kölner Umfeld entsetzte.

08.03.2019: Dem Fernsehinterview folgt eins bei der Zeitung – und was für eins. In der Kölnischen Rundschau sagte Ritterbach: “Der Gemeinsame Ausschuss hatte abgesprochen, dass sich zum Wohle des Vereins keine Seite über den veröffentlichten Pressetext hinaus äußert. Denn ein Rosenkrieg hilft dem Verein nicht weiter.” Danach erklärt er: “Werner Spinner war nach seiner schweren Herzoperation verändert. Damit suggeriert er also, Spinner habe sich gesundheitlich bedingt zu einem untragbaren Vorstandsmitglied verändert. Anschließend plaudert er noch den Inhalt der ominösen internen Sprachnachricht Spinners aus – nur um am Ende zu sagen, dass es um den Verein gehe, “nicht um persönliche Abrechnungen.”

COLOGNE, GERMANY - MAY 25: President Werner Spinner and vice-president Markus Ritterbach of Koeln sing the anthem prior to the Women's 2nd Bundesliga match between 1. FC Koeln and Bayern Muenchen II at Franz-Kremer Stadium on May 25, 2015 in Cologne, Germany. (Photo by Christof Koepsel/Bongarts/Getty Images)

Foto: Christof Koepsel/Bongarts/Getty Images

09.03.2019: In viereinhalb Minuten sorgte der Vizepräsident bei Sky erneut für Schnappatmung. Folgender Dialog mit dem Moderator sei hier präsentiert: “Warum haben Sie die Sprachnachricht an Armin Veh weitergeleitet?” – “Die habe ich nicht an Armin Veh weitergeleitet. […]” – “Aber sie ist doch an Armin Veh weitergeleitet worden?” – “Das müssen Sie Armin Veh bitte fragen.” – “Das ist aber ja eine Nachricht, die von Werner Spinner nur an Sie und Toni Schumacher gerichtet war. Naja…” Kollege Severin nannte die von Ritterbach ausgetragene mediale Schlammschlacht einen “Offenbarungseid”.

10.03.2019: Es wird publik, wie sehr Ritterbach in diesen Tagen versucht, sich irgendwie doch noch in die Pole-Position für das Präsidentenamt zu bringen. Einer, der dabei keinesfalls stören darf, ist der damalige Mitgliederratsvorsitzende Stefan Müller-Römer: “Zuletzt war zu hören, dass insbesondere Ritterbach es begrüßen würde, sollte der Mitgliederrat in Walther Boecker den erfahrenen SPD-Politiker in den Vorstand entsenden. Die Beiden [sic!] kennen sich seit vielen Jahren, und so wäre eine solche Entscheidung als Friedensangebot an die amtierenden Vizepräsidenten zu bewerten, um nach den Turbulenzen der letzten Tage wieder Ruhe in den Verein zu bringen. Wahrscheinlicher ist jedoch, dass der Mitgliederrat seinen Vorsitzenden Stefan Müller-Römer zum Interimsvorstand ernennen wird. Und auch im Mitgliederrat hatte sich Ritterbach zuletzt durch Kontaktarbeit neuerlich ins Gespräch gebracht.” (Geissblog) Ritterbachs Versuch der Mobilisierung blieb wirkungslos, einen Tag später entsandte der Mitgliederrat Müller-Römer ins Präsidium.

Mein Name ist Hase

27.03.2019: Werner Wolf wird als Favorit des Mitgliederrats aufs Präsidentenamt bekannt. Markus Ritterbach sagt dazu: ”Wir haben das auch aus den Zeitungen erfahren. Unsere Haltung hat sich nicht geändert: Wir konzentrieren uns momentan voll auf unser Ziel, den Aufstieg. Ich glaube nicht, dass es zu diesem Zeitpunkt gut für den Verein ist, wenn wir öffentlich Funktionärs-Diskussionen führen.” Zuvor hatte er offenbar allerdings wochenlang versucht, sich mit den Mitgliederräten gut zu stellen – und hätte in diesem Zusammenhang auch von Wolf erfahren müssen.

24.05.2019: Christian Löer stellt am Tag der Verzichtserklärung im KSTA fest: “In diesem Februar traten die Schwierigkeiten offen zutage, als Ritterbach den Inhalt einer Sprachnachricht des Präsidenten, in der Spinner die sportliche Situation zum Anlass nahm, eine Debatte über Trainer Markus Anfang und Geschäftsführer Armin Veh anzustoßen, an die Geschäftsführer weitergeleitet hatte.” Und Frank Lußem hebt im kicker hervor: “Die interessantesten Fragen rund um den 1. FC Köln sind die, die in den vergangenen zwei Monaten nicht gestellt wurden. Beispielsweise jene, warum Vize-Präsident Markus Ritterbach nicht seinen Stuhl räumen musste, nachdem er eine Nachricht durchgesteckt hatte, die vom damaligen Präsidenten Werner Spinner kam, der im Handstreich die gesamte sportliche Führung ablösen wollte?” Wäre das also auch geklärt.

“Vielleicht war ich zu lange zu diplomatisch.”

14.06.2019: In einem KSTA-Interview zieht Ritterbach Bilanz zu seiner Amtszeit und erteilt über die vergangenen Monate Auskunft. Und das klingt so: “Wir haben das (Anm. d. Red: eine Kampfkandidatur) ernsthaft erwogen, weil wir uns der breiten Unterstützung vieler Fans und Fanklubs sicher waren. Letztlich haben wir uns aber dagegen entschieden. Ein Grund dafür ist: Selbst wenn wir gewonnen hätten, wäre anschließend der Verein nicht geeint gewesen.” Und: “Wir haben alles gegeben für den FC, doch dann gibt es Menschen, die einen vom Hof jagen wollen. – Woher rührt diese Ablehnung? – Ich glaube, dafür gibt es mehrere Gründe. Einer ist: Wir haben leider die Kommunikation zu den Ultras verloren. Das lag nicht an uns, unsere Tür stand offen. Aber die Jungs wollten nicht mehr mit uns sprechen. […]”

Außerdem: “Sie galten als Königsmörder, weil Sie eine Sprachmitteilung öffentlich gemacht haben (…) Wird diese Darstellung Ihrer Rolle gerecht? – Nein. Es wäre schlimm, wenn es einen Königsmörder gäbe. Das ist in unserem Verein gar nicht möglich, weil es mehrere Gremien gibt. (…)  Niemand hatte ein gutes Gefühl dabei, weil Werner Spinner sehr viel für den Verein getan hat. Aber es ging nicht mehr anders.” Und natürlich: “Sehen Sie auch bei sich Fehler? – Selbstverständlich, um Gottes Willen. Ich bin ja auch nur ein Mensch. Vielleicht war ich zu lange zu diplomatisch.”

Auch interessant
Vor der Mitgliederversammlung des 1. FC Köln: Ein letzter Sturm im Wasserglas

04.08.2019: Müngersdorf, Saisoneröffnung des 1.FC Köln. Markus Ritterbach ergreift das Mikrofon, während die jubelnde Menge vor ihm steht. Er ruft ihr zu: “Wir hätten gerne weitergemacht. Andere haben entschieden, dass wir nicht mehr weitermachen. Toni und ich fanden eigentlich, dass wir das gar nicht so schlecht gemacht haben. Was denkt ihr?” Die Menge jubelt, Bild nennt den einzig logischen Schluss: “Ein Schlag ins Gesicht von Müller-Römer, der als Ex-Mitgliederrats-Boss am anstehenden Schumacher-Ritterbach-Aus beteiligt ist.” Wer erinnert sich da noch an Abstieg, Imageschäden und Intrigen?

06.09.2019: In einem “Abschiedsinterview” mit dem KSTA gibt Ritterbach zu Protokoll: “Wir hätten uns beispielsweise für Werner Spinner ein anderes Ende gewünscht, denn er hat extrem viel für den Verein geleistet.” Wie sein Kollege Schumacher attackiert auch Ritterbach den Vorstandskollegen Müller-Römer am Beispiel des Umgangs mit den Gesängen über Jörg Schmadtke in Wolfsburg: “Wenn die Werte, für die man steht, so unterschiedlich sind auf allen Ebenen, dann stößt man an Grenzen. Da bin ich froh, dass ich ab Montag damit nichts mehr zu tun habe.” Gern würde Ritterbach außerdem weitermachen, sollte das Vorstandsteam nicht gewählt werden, auch wenn er gleichzeitig betont, natürlich nichts beeinflussen zu wollen. Für einen solchen Fall hat er aber offenbar Pläne, deutet er zumindest an: “In diesem Fall würde es wohl Veränderungen und eine neue Struktur geben.” Was er damit meint, lässt er offen. Eine neue Struktur kann es ja auch gar nicht geben – eine entsprechende Satzungsänderung steht am Sonntag nicht auf der Tagesordnung.

Auch interessant
Mitgliederversammlung des 1. FC Köln: Ohne Livestream keine Transparenz?

Danke für die Arbeit, aber es ist Zeit für einen Wechsel

Was bleibt an dieser Stelle zu sagen? Man kann sich bei Markus Ritterbach und Toni Schumacher für die geleisteten Dienste in sieben Jahren Vorsitz beim 1. FC Köln bedanken. Es wurde gute Arbeit geleistet, aber auch schlechte – das darf man offen ansprechen. Aber mindestens der Umgang mit eigenen Fehlern und die mangelnde Bereitschaft, mit Kritik umzugehen, scheint nach Lektüre dieser Zusammenstellung dafür zu sprechen, dass es vielleicht ganz gut wäre, wenn beide am Sonntag verabschiedet werden.

Seite 3 von 3Weiter

Mehr aus Meinung

.