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Analyse

Herausforderungen für den 1. FC Köln: Wie gelingt die Weichenstellung für die Zukunft?

Der 1. FC Köln kann nach dem Aufstieg für die Bundesliga planen – die Aufgaben für die Verantwortlichen sind zahlreich und nicht immer einfach. Ein Überblick.

Aber selbst wenn der FC einen konkurrenzfähigen Kader für die kommende Saison zusammenstellt, bleiben Fragen offen: Wie schaffen es Nachwuchsspieler beim FC nach oben? Welche langfristige Idee steckt hinter den Bemühungen im Kölner Jugendbereich? Die U21-Mannschaft schaffte zum zweiten Mal in Folge knapp den Klassenerhalt in der Regionalliga West, während die U19 knapp an der Endrunde der deutschen Meisterschaft vorbeischrammte. Zuletzt bestand auf den Trainerpositionen von U19 bis U21 wenig Kontinuität, weil Entlassungen und Abordnungen in die erste Mannschaft an der Tagesordnung waren. Es macht derzeit nicht den Eindruck, als sei die Durchlässigkeit für Talente in Köln gut genug, um kurzfristig wieder neues “Tafelsilber” zu produzieren.

Dazu gehört auch, dass der Fokus nicht nur auf die Mannschaften ab der U17 gelegt werden sollte: Zwar werden dort die Spieler an den Seniorenbereich herangeführt, die Grundlagenarbeit passiert jedoch zuvor. Für die fußballerische Ausbildung sind die Jahre zwischen dem neunten und dem 13. Lebensjahr entscheidend. Hier kann der 1. FC Köln ein Vorreiter sein, wenn er es schafft, die Entwicklung vor das Erfolgsstreben zu stellen – der Ausbau der Kooperation mit den regionalen Vereinen in Köln und im Kölner Umland ist die nächste große Aufgabe.

Infrastruktur und Fanszene: Arbeit gibt es genug

In diesem Zusammenhang zeigt sich auch bereits eine weitere Herausforderung für die Entscheidungsträger beim 1. FC Köln. Das Geißbockheim ist veraltet, dort hat sich in der Vergangenheit wenig entwickelt und die Trainingsbedingungen sind jetzt schon ein Standortnachteil, der dringend angepackt werden muss. Die Frage nach einem eventuellen Abschied vom Geißbockheim könnte wieder aufkommen. Auch die schon seit längerer Zeit schwelende Stadionfrage wird sich in Zukunft wieder stellen: Die Miete ist nach wie vor hoch, ein Ausbau erscheint schwierig realisierbar. Auf die Ergebnisse einer weiteren Machbarkeitsstudie wartet man bereits seit Monaten.

COLOGNE, GERMANY - FEBRUARY 08: FC Koln fans show their support prior to the Second Bundesliga match between 1. FC Koeln and FC St. Pauli at RheinEnergieStadion on February 08, 2019 in Cologne, Germany. (Photo by Maja Hitij/Bongarts/Getty Images)

Foto: Maja Hitij/Bongarts/Getty Images

Welche Wucht ein Verein entwickeln kann, wenn Präsidium, Fanszene und Mannschaft an einem Strang ziehen, zeigt sich derweil bereits seit einiger Zeit beim künftigen Bundesliga-Gegner Eintracht Frankfurt – durch ein zugegebenermaßen recht einzigartiges Scouting-System unter der Leitung von Fredi Bobic konnten Leistungsträger für geringes Geld geholt werden, selbst die Kovac-Nachfolge gelang und verbesserte den Status quo sogar. Über allem thront die hervorragende Unterstützung der Eintracht-Fans, die nach vielen schwierigen Jahren (und auch eigens herbeigeführten Problemen, Stichwort “Randale-Meister”) mittlerweile in ganz Europa für Begeisterung sorgen. Dahinter stecken aber nicht nur gefühlsduselige Edel-Fans wie Präsident Peter Fischer: Vorstand Axel Hellmann schafft es, die großen Gefühle am Main knallhart zu monetarisieren – die SGE weist beste finanzielle Zahlen auf.

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Konstrukt momentan nicht leistungsfähig

Zwar werden sich die Erkenntnisse aus Frankfurt nicht eins zu eins auf Köln übertragen lassen, fest steht jedoch: Ein in stetiger Zusammenarbeit aller Einzelteile entwickeltes Konstrukt, das auf gemeinsamen Vorstellungen basiert, ist einer Organisation wie dem derzeitigen 1. FC Köln, wo intern wie extern politische Ränkespiele den Diskurs dominieren, immer überlegen. Neben den kurzfristigen (Kaderzusammenstellung) und langfristigen Aufgaben (ein mittel- bis langfristiges Zukunftskonzept für den Club zu entwickeln) muss  sich wieder ein professioneller Ehrgeiz entwickeln, um historische Abstürze wie in der Saison 2017/2018 zu verhindern. Dass das Ziel in der nächsten Saison nur “Klassenerhalt” lauten kann, ist klar. Doch grundsätzlich müssen die Ziele des ersten Bundesliga-Meisters größer sein als das. Auf den neuen Vorstand kommen also viele Aufgaben zu.

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