Die Liga hat mit “NFL Films” eine eigene TV-Produktionsfirma, die in den letzten Jahren mit sehr hochwertigen Produktionen Maßstäbe im Bereich der Sportdokumentationen gesetzt hat. Seien es zum Beispiel die Reihe “A Football life”, in der ehemalige Spieler oder Trainer portraitiert werden oder “hard knocks”, wo, ähnlich zu FC 24/7, ein Team bei der Saisonvorbereitung begleitet wird.
Auch nicht zu unterschätzen ist Folgendes: Die NFL-Teams haben nicht jeweils eigene Klamottenproduktionen, sondern die NFL hat als solche einen Brand entwickelt. In diesem werden dann Mützen, T-Shirts oder Hoodies für die jeweiligen Vereine einheitlich produziert. In deutschen Städten sieht man diese in den letzten Jahren immer häufiger, NFL-Klamotten gelten als “in.”
Das Grundgerüst der NFL
Die NFL ist als Profiliga ungleich mehr kommerzialisiert als der oben beschriebene College-Sport, wo die Athleten kein Geld verdienen dürfen. Dennoch: Amerikaner sind sportverrückt und Fans, die „ihr“ Team lieben, gibt es dort genauso wie hier in Europa. Die NFL ist jedoch gänzlich anders organisiert als der europäische Fußball: Die Spieler sind rechtlich nicht beim Verein, sondern bei der Liga angestellt, es gibt es keinen Auf- und Abstieg, die Liga ist eine Art Dachorganisation, die Vereine Franchises. Im Fall der NFL gibt es 32 Franchises, also 32 Teams. Jede Franchise hat einen meist alten, weißen Mann als Besitzer. Die Franchisen sind in der Liga komplett gleich gestellt, jeder hat die gleichen monetären Mittel und so die gleichen Chancen, am Ende das Endspiel, den Superbowl, zu gewinnen.
Diese Unterschiede erlauben es, eine andere Systematik zu etablieren, um die Liga attraktiv zu halten. So ist das Monetäre über den sogenannten Salary Cap geregelt. Dieser legt, vereinfacht gesagt, eine Gehaltsobergrenze fest. So darf jeder Verein in der kommenden Saison insgesamt ca. 200 Millionen Dollar in Spielergehälter investieren. Es ist dadurch ausgeschlossen, dass sich ein Team aus einem großen Markt, zum Beispiel die New York Giants oder die San Francisco 49ers, All-Star-Teams zusammenstellen und Teams aus einem kleinen Markt, beispielsweise die Green Bay Packers, in die Röhre schauen. Wie hoch der Salary Cap ist, hängt unter anderem mit Ticketeinnahmen und TV-Verträgen zusammen. Wächst die Liga, wächst auch der Salary Cap.
Die NFL ist durchaus solidarisch, fast kommunistisch
Hier offenbart sich schon fast eine Art Solidarsystem. Die Teams aus einem großen Markt nutzen ihre Vorteile nicht, um einen ausgeglichenen Wettbewerb und damit ein gutes Produkt zu gewährleisten. Die NFL ist natürlich durchkommerzialisiert und als solche hochkapitalistisch. Aber in sich, etwas überspitzt formuliert, beinahe kommunistisch organisiert. Gute Teams stehen jede Saison vor der Frage, wie sie ihre Leistungsträger halten, die beim Auslaufen ihres Vertrages mehr Geld verlangen. Gute gemanagte Teams haben mehr Stars, können aber nie alle halten und verlieren diese regelmäßig an schwächere Teams, die mehr Cap Space (nicht geblocktes Gehalt) haben.
Ein guter Manager kann so innerhalb von drei Jahren sein Team vom schlechtesten zum besten Team der Liga machen und den Superbowl gewinnen. Als aktuelles Beispiel darf Tom Brady gelten: Der vermutlich beste Spieler, den die NFL je gesehen hat, wechselt von den New England Patriots, dem erfolgreichsten Team der letzten 20 Jahre mit einem großen Markt, nach Tampa Bay. Das Team hat seit 2007 kein Playoff-Spiel mehr bestritten und seit 2002 kein Playoffspiel mehr gewonnen. Und bespielt zudem nicht gerade den größten Markt. Dass Brady dort Erfolg hat, ist auf dem Papier nicht unwahrscheinlicher als in New England.
Der Vorteil eines guten Drafts
Aber auch in Amerika war der Salary Cap nicht immer vorhanden. In den 1940er Jahren zum Beispiel dominierten die Cleveland Browns die All-American Football Conference, eine Vorgängerliga der NFL. Sie verloren in vier Jahren nur drei Spiele und gewannen alle Titel. Kein attraktives Modell, die Liga war nach den vier Jahren am Ende. Der harte Salary Cap (also ohne Ausnahmen) wurde in der NFL schließlich im Jahr 1994 eingeführt.
Neben der Verpflichtung von Spielern, deren Verträge auslaufen, baut man in der NFL seinen Kader über den Draft zusammen. In diesem werden die besten College-Spieler auf die Mannschaften in der NFL verteilt. Und auch hier ist das primäre Ziel, Chancengleichheit zu schaffen: So darf das schlechteste Team der Vorsaison sich den besten College-Spieler aussuchen. Ein enormer Vorteil, wenngleich man hier natürlich auch daneben greifen kann, weil man die Spieler zum Beispiel falsch evaluiert oder sich der Spieler verletzt. Der Vorteil, sein Team primär über den Draft zusammenzustellen: College-Spieler verhandeln nicht über ihr Gehalt, sondern bekommen dieses abhängig von der Position, an der sie gezogen werden. Aber selbst der Spieler, der im Draft als Erstes gezogen wird, verdient nicht extrem viel Geld und belastet den Salary Cap des Teams nur rudimentär. Es ist also ein richtiger Vorteil, wenn man als Team gut draftet.
Ein Tarifvertrag zwischen Spielern und Liga
Das Grundgerüst der Liga aber ist das Collective Bargaining Agreement, kurz CBA. Dieser ist ein Tarifvertrag zwischen der in Amerika starken Spielergewerkschaft (NFLPA) und der NFL. Beinahe alles in diesem geregelt: Von den großen Fragen wie der Kadergröße über die Frage, wie viele Saisonspiele es gibt und wie viel des jährlichen Umsatzes der Liga in den Salary Cap geht, bis hin zu vermeintlich kleineren Fragen wie dem Konsum von Marijuana. Erst kürzlich wurde der neue CBA verhandelt und schließlich von den Spielern in einer Urabstimmung verabschiedet. Dieser beinhaltet beispielsweise: Ein höherer Salary Cap (mehr Geld für die Spieler) und größere Kader, aber auch 17 statt 16 Spiele und damit ein höheres Verletzungsrisiko.
Am Ende ist die NFL ein funktionierendes Produkt. Der Salary Cap steigt jedes Jahr beträchtlich, die Liga wächst. Die Stadien haben eine hohe Auslastung. Und strukturell hat jedes der 32 Teams die gleichen Chancen, Meister zu werden und den Superbowl zu gewinnen. Es liegt alleine an den Fähigkeiten der handelnden Personen.
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