Es war kein normaler Samstagabend für den 1. FC Köln. In den MMC Studios in Ossendorf feierte der Verein seinen 70. Geburtstag mit einer rauschenden Gala nach – und sorgte nicht nur im Saal für Feierstimmung. Mit der Rückkehr von Anthony Modeste sorgte der effzeh bei seinen Fans für einen Jubelsturm sondergleichen – in den sozialen Netzwerken überschlugen sich die Reaktionen, die Whatsapp-Gruppen liefen heiß und an den Theken der Stadt gab es nur noch ein Thema: Die „Geißböcke“ haben mit dem französischen Torjäger einen ihrer verlorenen Söhne zurückgeholt – einer, der in der aktuell eher düsteren Zweitliga-Phase für die gute alte Zeit steht.
Vor nahezu genau anderthalb Jahren hatten die effzeh-Fans ihren Helden im wahrsten Sinne des Worte auf Händen getragen. Nach dem ersehnten Einzug in den Europapokal, an dem Modeste mit 25 Treffern einen riesigen Anteil hatte, ließen die Anhänger ihrer Verehrung freien Lauf und den Publikumsliebling noch an der Stelle des größten Erfolgs der jüngsten Vereinsgeschichte hochleben. Es waren die letzten Momente, die Fans und Aushängeschild zusammen verbringen durften. Modeste verließ nach einem enervierenden Transferhickhack den Club Richtung China – ein Tauziehen, das beiden Parteien eigentlich nur Schaden am eigenen Image zufügte.
https://twitter.com/effzeh_com/status/865999889469243394
Das alles ist jetzt vergessen: Mit großen Emotionen verkündeten Verein und Torjäger, dass der Franzose endlich wieder ein Profi des 1. FC Köln ist. Wieder einmal treffen die „Geißböcke“ zielsicher ins Herz der eigenen Anhänger: Bei den effzeh-Fans hat Modeste, das beweisen die begeisternden Reaktionen am Samstagabend, immer noch einen Stein im Brett. Und die romantische Rückkehr passt zum Bild, das der Club in den letzten Jahren abgab. Ganz normal? Das gibt es beim 1. FC Köln offensichtlich nicht. Ob es ein Nationalspieler wie Jonas Hector ist, der trotz hochkarätiger Angebote in die 2. Bundesliga mitkommt, oder Fans, die schunkelnd sich dem Abstieg ergeben – dieser Club hat gewaltig einen an der Waffel.
Modeste war nie richtig weg
So wurden nach dem Comeback-Coup auch die Zweifel hinten angestellt – niemand wollte so recht Spielverderber spielen und Wasser in den Wein schütten. Brauchen wir angesichts von Simon Terodde und Jhon Cordoba wirklich noch einen Stürmer? Warum gibt der effzeh einem 30-Jährigen einen gut dotierten Kontrakt über viereinhalb Jahre? Und wie zur Hölle soll es realistisch möglich sein, einen Spieler, der im Sommer 2017 für über 30 Millionen gewechselt ist, nun ablösefrei zurückzuholen? Von diesen Fragen wollte sich in den ersten Momenten niemand die Stimmung versauen lassen – und das auch völlig zurecht. Die Rückholaktion des besten Kölner Stürmers der letzten Jahre ist ein massiver Fingerzeig für die sportlichen Ambitionen der „Geißböcke“.
Wirklich weg war Modeste derweil eh nicht: Seine Familie blieb während der Zeit des Angreifers in China im Kölner Süden wohnen, der Franzose schaute so oft es möglich war in der Domstadt vorbei. Seine Sympathien für den effzeh waren trotz des Abgangs mitnichten weg, immer wieder kokettierte er mit seiner Zuneigung zum Verein. Auch deshalb riss die Verbindung zwischen den Kölner Fans und dem treffsicheren Angreifer nie ab. Der lebenslustige Modeste und der leidenschaftliche effzeh-Anhang: Es scheint, als hätten sich dort die richtigen gefunden. Wenn der Wohlfühlsportler davon spricht, nach Hause zurückzukehren, dann ist ihm das durchaus abzunehmen. Die Emotionen, die vor allem nach dem Europapokal-Einzug zum Vorschein kamen, haben beide Seiten nicht vergessen.
Es ist eine Geschichte fürs Herz und nur bedingt für den Kopf. Auch deshalb ist dieser Transfer typisch effzeh – auch in der Vergangenheit ließ sich der Verein häufiger von sentimentalen Wallungen denn rationalen Beweggründen leiten. Nicht immer ging das gut, aber es macht die Seele dieses Clubs aus. Vielleicht nicht immer vernünftig, vielleicht zu oft Folklore, wahrscheinlich viel zu viel Jeföhl. Aber letztlich ist es das, wofür der effzeh steht – nicht erfolgreich, aber immer leidenschaftlich. Das macht offensichtlich auch Eindruck bei Spielern, die nicht zwingend den rheinischen Frohsinn mit der Muttermilch aufgenommen haben. Fragen Sie doch mal Fans anderer Vereine, die verwundert bis neidisch auf diesen komischen Verein am Rhein schauen.