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Meinung

Der neue starke Mann beim 1. FC Köln: Ist Armin Veh der neue Volker Finke?

Der neue Sportchef Armin Veh erinnert in einigen Bereichen stark an den Sportdirektor der Jahre 2011 und 2012, Volker Finke –  aber nicht in allen. Ein Kommentar zu den Gemeinsamkeiten und Unterschieden zwischen den beiden, die aus der Trainer- in die Geschäftsführerrolle wechselten.

MUNICH, GERMANY - DECEMBER 13: Sport Director of Koeln Armin Veh gives an interview prior the Bundesliga match between FC Bayern Muenchen and 1. FC Koeln at Allianz Arena on December 13, 2017 in Munich, Germany. (Photo by Matthias Hangst/Bongarts/Getty Images)
Foto: Matthias Hangst/Bongarts/Getty Images

Die Vita: erstklassig. Das fußballerische Know-How: zweifellos vorhanden. Die Erfahrung: sticht. Die Reputation: gut. Der Charakter: mit Ecken und Kanten. Wenn man es knapp halten möchte, dann würde man sowohl Armin Veh als auch Volker Finke mit diesen Attributen beschreiben können. Auch der langjährige Freiburger Erfolgstrainer übernahm im Februar 2011 als Novize die sportliche Verantwortung beim effzeh. Ebenso wie heute befand sich der Verein damals in einer schlimmen Lage.

Konflikte zwischen Trainer und Geschäftsführer: Kein neues Thema beim 1. FC Köln

Die Stimmung war zur Winterpause am Boden, der Klub stand mit 15 Punkten auf Platz 16. Der teure Kader mit den Stars Pedro Geromel, Milivoje Novakovic und Lukas Podolski wurde den Erwartungen zu keiner Zeit gerecht und mit Frank Schaefer saß ein ehemaliger Nachwuchscoach auf der Bank, zudem war der damalige Vorstand um Wolfgang Overath durch eine Nichtentlastung angeschlagen. Mit Finke sollte damals ein erfahrener und kompetenter Mann für Ruhe und Stabilität sorgen.

Die Verpflichtung Finkes erzeugte damals gemischte Reaktionen. Einerseits waren viele Anhänger wie die Klubführung ebenfalls der Meinung, dass Finke seine Fachkompetenz mehr als ausreichend nachgewiesen habe und durch seine Erfahrung in der Branche helfen würde, den Verein zu stabilisieren und junge Spieler zu entwickeln. Kritiker und jene, die Finke schon in Freiburg näher verfolgten, stritten insbesondere seine fachlichen Fähigkeiten nicht ab.

Sport director Volker Finke sits on the bench prior to the German first division Bundesliga football match 1.FC Cologne vs SC Freiburg in the German city of Cologne on December 10, 2011. AFP PHOTO / PATRIK STOLLARZ RESTRICTIONS / EMBARGO - DFL LIMITS THE USE OF IMAGES ON THE INTERNET TO 15 PICTURES (NO VIDEO-LIKE SEQUENCES) DURING THE MATCH AND PROHIBITS MOBILE (MMS) USE DURING AND FOR FURTHER TWO HOURS AFTER THE MATCH. FOR MORE INFORMATION CONTACT DFL. (Photo credit should read PATRIK STOLLARZ/AFP/Getty Images)

Fpto: PATRIK STOLLARZ/AFP/Getty Images

Aber sie verwiesen auf Finkes Ego, sein Unvermögen, sich aus dem Rampenlicht fernhalten zu können, und nicht zuletzt auch darauf, dass Finkes Netzwerk hauptsächlich aus mehr als freundschaftlichen Kontakten zu zwei oder drei Beratern bestand. Wie desaströs Finkes Amtszeit verlief, ist ebenfalls bekannt. Der ehemalige Freiburg-Coach griff ins Mannschaftstraining von Frank Schaefer ein, korrigierte den Coach vor der Mannschaft bei Halbzeitansprachen und trieb ihn schließlich zum Rücktritt.

Abgang und Abstieg mit Knalleffekt

Zwar schaffte Finke dann mit drei zuteils glücklichen Siegen aus drei Spielen den Klassenerhalt, doch nachdem er Stale Solbakken als Chefcoach zur neuen Saison verpflichtete, brachen die gleichen Differenzen mit einem anderen Trainer schnell wieder auf. In absurd anmutenden, öffentlich ausgetragenen Kleinkriegen in den Boulevardzeitungen beschuldigten sich beide gegenseitig der Inkompetenz, bis Finke schließlich im März 2012 entlassen wurde. Nachdem Solbakken wenige Wochen danach ebenfalls gekündigt wurde und Frank Schaefer übernahm, stieg der effzeh schließlich, verdunkelt von der schwarzen Wand vor der Südkurve, ab.

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Kommen wir in die sportliche Gegenwart: Zur Verpflichtung Armin Vehs titelte der “kicker” im Dezember “Erstklassiger Mann! Zweitklassige Zukunft?”. Das hatte natürlich mit dem Tabellenstand zu tun, der wesentlich aussichtsloser war als der zu Zeiten von Finkes Amtsübernahme. Den Abstieg wird man Armin Veh nicht anlasten können, bei drei Punkten aus 15 Spielen wäre das auch ziemlich absurd. Aber wie hat er sich sonst bisher geschlagen?

Veh & Finke: Worin sie sich unterscheiden

Wortkarg war Armin Veh bislang bei keiner seiner Stationen, da bildet der effzeh keine Ausnahme. Vom ersten Tag an gab er sich auskunftsfreudig und motiviert. Seine Äußerungen klingen bis heute oft sehr bodenständig. Veh hat es durch seine mediale Präsenz geschafft, dass zumindest äußerlich ein etwas seriöseres Bild des effzeh vermittelt wird – insbesondere, da er derzeit neben Stefan Ruthenbeck der einzige Verantwortliche ist, der sich der Presse gegenüber äußert. Angesichts der Fremdscham-Momente, für die vor allem Vizepräsident Toni Schumacher zuletzt sorgte, ist das trotz der Kontroverse um Vehs Äußerungen gegenüber Peter Stöger schon eine Wohltat.

Mit Frank Aehlig brachte Veh zudem einen langjährigen Weggefährten mit nach Köln, der in Leipzig in höchstprofessionellen Strukturen als Kaderplaner arbeitete. Zwar sagte Ralf Rangnick erst kürzlich, dass Aehlig quasi überhaupt nichts in seinem Job getan hätte, aber es darf bezweifelt werden, wie wörtlich diese Aussage zu nehmen ist – auch weil Rangnick selbst aufgrund Leipzigs mauer Transferbilanz im Winter öffentlich kritisiert wurde. Aehlig soll dafür beim effzeh bisher gut angekommen sein und sich schnell in seine neue Aufgabe eingefunden haben. Das ist ein großer Unterschied von Veh zu Finke, der keinen einflussreichen Entscheidungsträger neben oder auch nur unter sich duldete.

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