Es ist unklar, was der Coach in der Winterpause einüben ließ – genutzt hat es offensichtlich wenig. Nach wie vor nimmt er nicht dringend benötigte Anpassungen an der Spielweise vor, sondern versucht auf Biegen und Brechen, seinen Stiefel durchzuziehen. Gab es in der Hinrunde noch Momente, in denen Anfang eine gewisse Lernfähigkeit andeutete, ist davon nun nichts mehr zu erkennen. Die Probleme in der Defensive sind geblieben, in der Offensive sind viele hinzugekommen. Es geht schon lange über Frederik Sörensen als Mittelstürmer in Notsituationen hinaus.
In einer lesenswerten Analyse wurde auf dem Paderball-Taktikblog die taktischen Defizite des effzeh treffend formuliert und die zunehmende Verschlechterung hervorgehoben, die nicht nur in Paderborn erkennbar war: „Köln machte nichts aus der individuellen Dominanz, versuchte zu keinem Zeitpunkt, Fußball zu spielen, sondern vertraute nahezu alleinig auf seine Stürmer. Anstatt zu kombinieren, wurde gepöhlt, anstelle das Spiel aufzubauen, brachte man sich mit jedem Pass mehr in die Bredouille”, heißt es in der Analyse, die folgerichtig festhält: “Es ist schlichtweg erschreckend, wie stark das Niveau der Kölner seit dem Hinspiel abgefallen ist. Während die Abwehr weiterhin wacklig und mehr denn je auf den Status Quo der Schiedsrichterei angewiesen ist, hat die Offensive das Kombinationsspiel verlernt.“
Alte Fehler in der Abwehr, neue Probleme im Angriff
Die Probleme im Defensivverhalten sind unter anderem: Zu große Abstände zwischen den Mannschaftsteilen, zu schwache Ballsicherheit im eigenen Spielaufbau, ein langsames, unaufmerksames Umschalten nach eigenen Ballverlusten, eine grundsätzlich schlechte Ordnung, zu unkonzentriertes Zweikampfverhalten, generelle Nachlässigkeit und ein extrem schlechtes Verhalten bei Standardsituationen. Kommt man an den Ball, wird er weggedroschen; kommt man nicht an den Ball, verliert man jegliche Orientierung und lässt dem Gegner sehr viel Zeit, damit dieser sich das Spielgerät neu vor dem effzeh-Strafraum zurechtlegen kann. Nicht zufällig resultierten alle Gegentreffer in Ostwestfalen in der einen oder anderen Form aus Standards.
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Angesichts dessen stellt sich die Frage: Wie kann es sein, dass in mehr als 20 Spielen überhaupt keine Verbesserung in diesen Bereichen erkennbar ist? Hinzu kommen neue Probleme, eigene Offensivaktionen und Torchancen herauszuspielen. Konnte man zu Saisonbeginn noch in der Offensive ein einigermaßen durchdachtes Kombinationsspiel erkennen, beschränkt sich inzwischen alles nur noch darauf, den Stürmern den Ball zu geben und dann spontan zu schauen, was passiert. Das reicht immer noch, um viele Tore zu schießen, weil die individuelle Klasse von Terodde, Cordoba, Modeste, Drexler und Schaub (Fitness vorausgesetzt) für die zweite Liga absurd hoch ist.
Die Alarmsignale beschränken sich nicht nur auf die Taktik
Aber bei den Torerfolgen sind keine taktischen Muster erkennbar. Schon ein gut verteidigendes Team wie Union Berlin hat den effzeh vor unlösbare Rätsel gestellt. Allerspätestens in der ersten Liga wären solche Muster jedoch notwendig, um bestehen zu können. Doch sie sind verschwunden. Wären die Defizite ausschließlich taktischer Natur, könnte man Anfang immerhin zugute halten, er hätte die Mannschaft im Griff, sei ein guter Motivator oder was auch immer. Auch dem ist nicht so. Denn die Alarmsignale beschränken sich nicht auf die Taktik.
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nicht mit Markus Anfang weitergehen sollte