Nach der erwartbaren Niederlage gegen RB Leipzig empfängt der 1. FC Köln am 13. Spieltag den FC Augsburg. Die Fuggerstädter gelten den “Geißböcken” als einer der Konkurrenten des Aufsteigers im Kampf um den Klassenerhalt in der Bundesliga, doch zuletzt konnte die Mannschaft von Trainer Martin Schmidt zwei Spiele in Folge gewinnen. Dadurch ist es ihr gelungen, sich ein wenig vom Tabellenende abzusetzen – der Vorsprung auf den effzeh beträgt derzeit satte sechs Zähler. Zudem ging aus den letzten fünf Spielen nur eines verloren, so dass sich der FCA mittlerweile auf Rang zwölf gearbeitet hat.
Gänzlich anders die Ausgangslage in der Domstadt: Der 1. FC Köln hat bis dato lediglich sieben Punkte geholt und läuft Gefahr, bereits frühzeitig den Anschluss an die Nichtabstiegsplätze zu verlieren. Die letzten sechs Pflichtspiele gingen inklusive dem Pokalspiel gegen Saarbrücken allesamt verloren. In der Zwischenzeit trennte sich der FC von Trainer Achim Beierlorzer, die Vorbereitung auf das Spiel in der letzten Woche gegen Leipzig hatte bereits Markus Gisdol übernommen. Dem neuen Fußballlehrer an der Seitenlinie des 1. FC Köln standen jedoch nur wenige Trainingseinheiten zur Verfügung, um der Mannschaft wieder diejenige Stabilität zu vermitteln, die sie braucht.
Im Vorfeld der Partie gegen die Augsburger hatte er jedoch eine ganze Trainingswoche mit fünf Einheiten die Möglichkeit, dem Team seine Idee vom Fußball zu vermitteln. „Wir müssen wieder Basics definieren, um eine Sicherheit zu finden, die uns im Spiel hilft”, sagte er dementsprechend den Journalisten auf der Pressekonferenz vor dem Spiel. Zugegeben: In der aktuellen Verfassung ist der Tabellenzweite aus Leipzig ohnehin kein Gradmesser für den 1. FC Köln. Das Gesamtbild der bisherigen Saison allerdings lässt befürchten, dass dem FC erneut der Abstieg droht. Zu fehlerhaft präsentierte sich die Mannschaft in allen Bereichen des Spiels, wenngleich die fußballerische Qualität auf den Kaderplätzen 1 bis 15 vielleicht wirklich gar nicht so schlecht ist.
Der FC Augsburg hat Stabilität erreicht
Die sieben Punkte sprechen hingegen aber auch eine deutliche Sprache. Umso mehr größer ist daher der Druck, der bereits zu einem relativ frühen Zeitpunkt in der Saison auf der Mannschaft lastet. Die kommenden beiden Partien gegen Augsburg und Union könnten bereits die Richtung vorgeben – auch wenn Geschäftsführer Horst Heldt betont, dass das Spiel beileibe noch keine Vorentscheidung sei. Ein fußballerischer Leckerbissen dürfte am Samstag in Müngersdorf eher weniger zu erwarten sein: Sowohl der 1. FC Köln als auch der FC Augsburg tun sich massiv schwer, fußballerische Lösungen zu finden. Die Gäste haben die schwächste Passquote der Liga (69 Prozent) und den niedrigsten durchschnittlichen Ballbesitz (39 Prozent).
Das gehört aber auch zum Plan von Trainer Schmidt – er setzt auf Umschaltspiel und Stabilität in der Defensive. Disziplinen, in denen sich der FC in dieser Saison bisher auch noch nicht so glücklich angestellt hat. Die Gäste um Führungsfigur Daniel Baier haben sich dagegen zuletzt deutlich stabilisiert, sich nach einem durchaus durchwachsenen Saisonstart mittlerweile aber gefangen. Insbesondere die defensive Sicherheit ist mittlerweile vorhanden, wovon die drei Spiele zeugen, in denen der FCA zuletzt ohne Gegentor blieb. Gerade die Leistungen von Torwart Tomas Koubek, der vor der Saison aus Frankreich nach Augsburg wechselte, haben sich stetig verbessert.
Auch die Rückkehr von Jeffrey Gouweleeuw ins Abwehrzentrum scheint dem Team mehr Sicherheit zu geben. Ansonsten findet sich im Kader eine stabile Achse besonders im Zentrum: Tin Jedvaj etabliert sich offenbar als Innenverteidiger, vor ihm sind Stratege Baier und Rani Khedira gesetzt. Auf den Außenbahnen ist Marco Richter einer der Hingucker, dem Offensivmann macht aktuell aber eine Oberschenkelverletzung zu schaffen. Michael Gregoritsch, der vor langer Zeit auch mal mit dem 1. FC Köln in Verbindung gebracht wurde, ist nach seinem verbalen Ausfall wieder rehabilitiert – er hatte verlauten lassen, dass er unbedingt aus Augsburg wegwolle.
Basics einschleifen und Lösungen vermitteln
Stark zeigt sich der FCA vor allem beim Kampf um zweite Bälle, weil das Mittel der Wahl im langen Ball liegt. Auch direkte Freistöße speziell durch Linksfuß Philipp Max sorgen immer wieder für Torgefahr beim Tabellenzwölften. FCA-Manager Stefan Reuter sagte auf der Pressekonferenz vor dem Spiel in Köln: „Durchatmen wäre jetzt genau der Fehler. Man hat gegen Hertha gespürt, wie gut die Mannschaft drauf ist, wie befreit sie nach einer 2:0-Führung aufgespielt hat. Es gilt, weiter griffig und sehr konzentriert zu sein und an die eigene Stärke zu glauben.”
Seine Mannschaft hat genau den Schritt unternommen, den der 1. FC Köln gerade selbst erreichen möchte – durch Stabilität Erfolgserlebnisse sammeln. Viel wird nicht nur beim Spiel am Samstag darauf ankommen, inwieweit es dem FC gelingt, die Balance zwischen engen Räumen, guter Restverteidigung und schnellem Umschalten, konstruktiven Abschlüssen vor dem gegnerischen Tor zu finden. Eine wichtige Rolle dürften daher auch Spieler wie Dominick Drexler und Louis Schaub einnehmen, die in Leipzig beide nicht zum Einsatz kamen. Zusammen mit Birger Verstraete und Ellyes Skhiri verfügt der Kader des Bundesligaaufsteigers dann immer noch über genügend Qualität, um in der Bundesliga zu bestehen.
Eine zentrale Aufgabe für Gisdol wird daher darin bestehen, die viel zitierten “Basics” einzuschleifen. Das zeigte sich bereits unter der Woche, als das Verschieben in der Viererkette trainiert wurde. Darauf aufbauend muss der Fußballlehrer den Spielern dann Lösungen an die Hand geben, um in der gegnerischen Hälfte Torgefahr zu erzeugen. Das Ganze ist jedoch ein Prozess, in dem es mit Sicherheit auch Rückschläge geben wird – und genau an diesen Rückschlägen sind auch schon viele Feuerwehrmänner gescheitert. Ihre Aufgabe, eine Mannschaft kurzfristig zu stabilisieren, ist daher nicht immer einfach zu bewältigen.
Keine Schonfrist für den 1. FC Köln
Die Aufgabe erschwert sich bisweilen auch dadurch, dass eine Mannschaft vielleicht nicht den nötigen Fitnesszustand mitbringt (auch darüber wurde in Köln schon gesprochen) oder die Teamstruktur problematisch ist (die Grüppchenbildung im Kader ist im FC-Umfeld ebenfalls ein Thema). Zusätzlich zu den vorhandenen fußballerischen Problemen wartet also jede Menge Arbeit auf den neuen Kölner Trainer. Sein erster Heimauftritt gegen Augsburg könnte schon ein Zeugnis davon ablegen, was er sich von seiner Mannschaft verspricht. Eine großartige Schonfrist kann dem ehemaligen Hamburger leider nicht eingeräumt werden – der 1. FC Köln braucht schnellstmöglich Punkte, um eine Wiederholung der Abstiegssaison 2017/2018 zu vermeiden.