Hier ist der zweite Teil unseres Diskussion zu einer möglichen Abschaffung der U21-Mannschaft. Nachdem Arne Steinberg gestern argumentierte, weshalb sie bleiben solle, folgt nun Christopher Kohls Text, in dem er für eine Abschaffung der zweiten Seniorenmannschaft plädiert.
Das gegenwärtige Format der U21-Mannschaft stellt für den 1.FC Köln keinen Mehrwert dar. Weder als letzte Ausbildungsstufe vor dem Profifußball noch als Ort, an dem verletzte Spieler aus der Profimannschaft Spielpraxis sammeln können. Sie kann zweifelsfrei für junge Spieler tatsächlich eine Chance bieten, sich physisch an den Seniorenbereich zu gewöhnen. Meistens ist sie für die Karriere dieser Jungs jedoch eine Sackgasse. Die Lage des Vereins steht und fällt zudem ausschließlich mit dem Zustand der Profimannschaft – auch und gerade wirtschaftlich.
Mit Spielern, die in der U19 auf sich aufmerksam machten, sollten Profiverträge abgeschlossen werden. Sie können dann entweder sofort in die erste Mannschaft geholt oder verliehen werden, sollten sie noch etwas Zeit und Praxis benötigen. Eine U21 bietet für sie jedoch keine ausreichende Gewöhnung an den Profifußball. Bei vielen bremst sie sogar die Karriere.
Mit Schaudern kommt hier die Erinnerung an Reinhold Yabo auf, der damals von Holger Stanislawski ignoriert und in der U21 geparkt wurde. Seiner Laufbahn tat dies überhaupt nicht gut; erst, als er woanders sein Glück versuchte, ging es aufwärts. Der Neu-Düsseldorfer Marvin Ducksch verlor ebenfalls in Dortmunds Nachwuchsmannschaft wertvolle Jahre – sportlich wie finanziell. Der schmerzlichste Fall ist der Mark Uths, der nun auf Schalke spielt. Alle litten zudem darunter, dass sie zwar gute Leistungen zeigten, aber für ihre Position in der Ersten externe Neuverpflichtungen getätigt wurden. Sie blieben somit auf der Strecke. So geht es vielen und so verstreicht für sie die Gelegenheit, sich ganz oben beweisen zu können.
Die U21 ist karrierebezogen eine Illusion
Gegenwärtig ist es vereinsübergreifend oft so, dass diejenigen, die in der U19 stark waren, sofort Einsatzzeiten in der ersten Mannschaft erhalten. Sie sind also bereits in diesem Alter stark genug, um dort mithalten zu können, das war bei Salih Özcan so und bei Marcel Hartel ebenfalls. Wenn zudem junge Spieler aus dem Ausland geholt werden, sollten sie sofort zur Ersten gehören. In der U21 bleiben sie zu oft für den hauseigenen Profibereich unsichtbar. Es gibt schlicht zu wenige Beispiele dafür, dass Spieler über einen ein- bis zweijährigen U21-Umweg den Sprung in die erste Mannschaft gepackt haben, als dass dieses Argument grundsätzlich gelten könnte. Sowohl beim FC als auch anderswo.
Nicht stichhaltig ist auch das Argument der möglichen Spielpraxis für verletzte Profis. Denn wann hat das zuletzt funktioniert? Wann wurde es überhaupt zuletzt praktiziert? Ein Spiel in der vierten Liga ist physisch auch nicht so anspruchslos, wie es im Argument mitschwingt. Wer dort von Beginn an spielen kann, könnte ebenso gut auf der Bank der Profis Platz nehmen.
So hart es klingen mag: Wer als A-Jugendlicher keine direkte Perspektive für die erste Mannschaft aufgezeigt bekommt, sollte den Verein wechseln, um unterklassig woanders sofort Stammspieler sein zu können. Er wird so nicht nur schneller erkennen, ob es zu einer Profikarriere reichen wird oder nicht, sondern auch von der Illusion gelöst, die U21 sei eine höhere Karrierestufe. Spieler, die es maximal in die zweite oder dritte Liga schaffen, haben für den FC sportlich keinen Mehrwert. Was zählt, ist Erstliga-Potential. Das sollte beim FC jedenfalls der Anspruch an die eigene Jugendarbeit sein.
Entscheidend ist die Profimannschaft des 1. FC Köln
Eine U21, die in der vierten Liga quasi jedes Jahr gegen den Abstieg spielt, bei der regelmäßig gewaltige personelle Rotationen anstehen, ist für den FC weder sportlich noch wirtschaftlich rentabel. Abgänge wie Birk Risa hin oder her. Spielerisch bietet sie kein ausreichendes Niveau, um sich an den Profibereich gewöhnen zu können. Wirtschaftlich ist sie eine gesamte Mannschaft samt Personalstab, die sich kaum refinanzieren dürfte.
Es gibt in direkter Nachbarschaft (leider) ein nennenswertes Beispiel: Bayer Leverkusen hat die U21 vor vier Jahren abgeschafft. Nachteile dieses Schritts sind weder aus Sicht des Klubs noch der Spieler ersichtlich. Der Klub zeigt klar auf, wer es schaffen kann und wer nicht, bietet aber dann auch viele Gelegenheiten für die jungen Spieler. Diejenigen, die es nicht schaffen, können sich frühzeitig nach anderen Möglichkeiten umschauen. Für die Werbemaßnahme vom Autobahnkreuz zählt nur die Profimannschaft. Davon kann sich der FC hier einiges abschauen. Bayer-Geldkoffer hin oder her.
Es gibt nur zwei Aspekte, die für die Erhaltung der U21 sprechen. Der erste ist der emotionale Faktor. Der Fan hat Gelegenheit, mehr Fußball des eigenen Vereins zu sehen. Der zweite: mit der U21 kann man ein Auffangbecken für Spieler bieten, die sich unterklassigen Vereinen zeigen können und vielleicht dann auch mal verpflichtet werden. Für das, was zählt, nämlich den Profibereich, springt aber zu wenig heraus, was für eine Beibehaltung sprechen könnte.