In der U21 des effzeh spielten die Keeper Timo Horn (29 Einsätze) und Thomas Kessler (51). Mittelfeldspieler Salih Özcan lief ebenfalls 20 mal für die U21 auf. In der jüngeren Vergangenheit rückten aus der U21 Spieler wie Lukas Klünter, Marcel Hartel oder Sven Müller zu den Profis auf, in dieser Saison betrifft das Chris Führich und Brady Scott. Auffällig ist auch, dass viele externe Neuzugänge an verschiedenen Punkten in ihrer Karriere nicht bei den Profimannschaften ihrer Vereine spielten, sondern auch im Nachwuchs – dies unterstreicht, dass die individuelle Entwicklung von Fußballern nicht immer vergleichbar verläuft. Czichos und Drexler beispielsweise spielten bis vor kurzem sogar noch regelmäßig in der dritten Liga, bevor sie in der vergangenen Saison zu den besten Spielern der zweiten Liga aufstiegen. Das Argument „Jonas Hector“, der über die U21 den Sprung zu den Profis und dann auch ins Nationalteam schaffte, ist zwar gültig – solche Fälle wiederholen sich allerdings nur sehr, sehr selten. Die breite Masse an Spielern – und ihre Karrierewege nach der U21 – sollten daher eher beleuchtet werden.
Was passiert mit den Spielern, die den Sprung zu den Profis nicht schaffen?
Die U21 des 1. FC Köln erwies sich in den letzten Jahren vereinzelt auch als Sprungbrett für Spieler, die den Verein mit der Perspektive verließen, in der zweiten oder dritten Liga zu spielen – in diesem Sommer wechselten beispielsweise Jonas Hildebrandt und Filip Kusic zu Rostock und Aue. Beide waren allerdings auch nur in der Altersspanne 20 bis 22 Jahre beim effzeh unterwegs. Anders war dies bei Anas Ouahim der Fall, der die komplette Ausbildung in Köln durchlief und im Sommer zu Osnabrück in die dritte Liga wechselte.
Den letzten Transfererlös in der U21 erzielte der effzeh im Winter mit dem Verkauf von Birk Risa nach Norwegen, was 350.000 Euro einbrachte. Transfererlöse mit Spielern aus der U21 zu erzielen ist normalerweise schwierig – dies gelingt erst, wenn sie ein paar Monate bei den Profis erfolgreich dabei waren. Sie direkt aus der U21 zu verkaufen sollte dabei allerdings auch nicht die Zielvorstellung sein. Im Normalfall wechseln die Spieler allerdings nach Ende ihres Vertrags – eben dann, wenn die Perspektive, die sich ihnen bietet, nicht die erste Mannschaft ist Es ist deswegen mehr als verständlich, dass einer U21 der Charakter einer Übergangsmannschaft anhaftet, in der eigentlich kein Spieler länger verbleiben will.
Regionalliga West als ideales Ausbildungsterrain für den ältesten Nachwuchs
Wenn ein U19-Spieler im zweiten Jahrgang zur U21 übergeht, stehen ihm zwei weitere Jahre zur Ausbildung zur Verfügung – wenn danach das Leistungsvermögen nicht ausreicht, wird kein Vertrag für die Profis angeboten. So hart ist das im Geschäft Profifußball. Die Situation wäre noch härter, wenn den Spielern die Möglichkeit der Ausbildung in der U21 verwehrt würde. Dort spielen nämlich auch ältere Spieler, die teilweise Profis waren oder ihren Lebensunterhalt mit dem Fußball bestreiten. Kurz gesagt: Das Niveau in der Regionalliga West ist eigentlich ideal für die Ausbildung von Spielern nach dem Jugendbereich. Dass ein Spieler auch erst spät an das Maximum seines Leistungsvermögen kommen kann, ist durchaus möglich – schließlich sind Karrierewege nicht vorgezeichnet und es kann immer vorkommen, dass man im richtigen oder falschen Moment an einen guten oder schlechten Trainer gerät oder sich ein Konkurrent auf derselben Position verletzt.
20 dieser Spieler befinden sich aktuell im Kader der U21 des effzeh, die in der kommenden Saison unter der Leitung von Markus Daun und Kevin McKenna versuchen wird, etwas frühzeitiger den Klassenerhalt einzutüten als in der vergangenen Spielzeit. Der Umbruch war groß, viele Spieler kamen und gingen – doch lediglich sechs von ihnen sind vor dem 1.7.1997 geboren und damit älter, als sie es für eine als “U21” beschriebene Mannschaft sein dürften (darunter Bacher, Nottbeck, Hörnig, Laux, Prokoph und Maurer).
Spielpraxis als entscheidendes Kriterium
Eine Abschaffung der U21 hätte zur Folge, dass im Kader der Profis viele „Quoten-Talente“ aufgeführt wären, die keine realistische Chance auf Einsätze haben, sondern lediglich zur Erfüllung der „Local-Player-Regelung“ im Kader geführt werden. Wenn diese Spieler dann reine „Trainingsspieler“ sind, werden sie in ihrer individuellen Entwicklung gebremst und der Trainingsbetrieb wird weniger intensiv – denn für einen jungen Spieler ist nichts wichtiger als Spielpraxis, im besten Fall gegen bessere Spieler und Mannschaften. Über das Training kann zwar auch eine leistungsmäßige Entwicklung erreicht werden, diese fällt aber ohne den Wettkampfcharakter geringer aus. Dementsprechend bietet die U21 die Möglichkeit, als Durchlaufstation für Spieler zu gelten, bei denen das maximale Leistungsvermögen nach der U19 noch nicht erreicht ist. Dasselbe gilt übrigens auch für die Nachwuchsmannschaften des DFB, in der die U21 im Nachwuchsbereich ebenfalls die höchste Stufe darstellt.
Realistisch betrachtet werden es pro Jahrgang eventuell zwei, vielleicht drei, aber höchstens vier Spieler zu den Profis schaffen – für den Rest muss eine andere Lösung gefunden werden. Die Wahrscheinlichkeit, Spieler heranzuzüchten, die langfristig Stammspieler in der ersten Mannschaft werden, ist nicht einzuschätzen – sie erhöht sich aber, wenn man ihnen zwei weitere Ausbildungsjahre ermöglicht. Die wirtschaftlichen Gesichtspunkte, eine U21 abzuschaffen, sind verständlich – der sechsstellige Betrag, den der Unterhalt einer solchen Mannschaft wohl kostet, sollte allerdings für eine KGaA finanzierbar sein. Weiterhin kommt der U21 auch aus einer anderen Sicht eine wichtige Bedeutung zu: Sie ist eine Mannschaft des 1. FC Köln und wird daher von vielen Menschen auch aus emotionalen Gründen unterstützt, eine Abschaffung würde dem entgegen stehen.