Es war ruhig in dieser Länderspielpause. Nicht allein deswegen, weil die sportliche Situation des effzeh zur Abwechslung mal kaum Anlass zur Kritik gibt, sondern auch weil es schien, dass sowohl wir bei effzeh.com als auch die geneigten effzeh-Fans nach den durchaus aufregenden ersten Wochen der neuen Saison mal durchschnaufen mussten. Mit zwölf Punkten aus sechs Spielen ist es dem 1. FC Köln gelungen, einen mehr als guten Saisonstart hinzulegen und diesen mit einer zumindest im zweiten Durchgang sehr guten Leistung beim Branchenprimus in München zu bestätigen. Der aufgrund der englischen Woche etwas hektische Monat September war insgesamt jedoch für das Gros der effzeh-Fans außergewöhnlich. With great power comes jedoch great responsibility, was bereits Spiderman wusste – für die Anhängerschaft des effzeh bedeutete dies in erster Linie, mit der gänzlich positiven Berichterstattung umzugehen und zu realisieren, dass der ruhm- und glorreiche 1. FC Köln mittlerweile im Mainstream angekommen ist.
Welches Medium hat eigentlich noch nicht über den effzeh berichtet?
Dies äußerte sich speziell nach dem Sieg gegen Freiburg in zahlreichen Publikationen, die den Aufschwung des Vereins für sich entdeckten und darzustellen versuchten, weshalb dies nach den turbulenten Anfangsjahren dieses Jahrtausends überhaupt möglich sein konnte. Stellvertretend dafür sind als überregionale Medien das Handelsblatt (“Wie der FC für Europa reif wird”), die Zeit (“Die neuen Bayern-Jäger”) und die Süddeutsche Zeitung (“Neues FC-Gefühl dank Modeste”) zu nennen, die den Narrativ vom erwachten Riesen bereitwillig aufgriffen und die sportliche wie wirtschaftliche Situation des effzeh ausführlich lobten. Das Märchen der kurzzeitigen Tabellenführung sorgte auch dafür, dass sich Raphael Honigstein im Guardian dem Kölner Höhenflug widmete. Insbesondere für die jüngeren effzeh-Anhänger unter uns ist es noch etwas schwierig, mit diesem neudeutsch so schön beschriebenen Fame umzugehen, da man eher daran gewöhnt ist, mit 0:5 in Essen zu verlieren oder nach mindestens zwei Bundesligajahren wieder abzusteigen. Wenn Simon Zoller in der Nachspielzeit gegen den FC Bayern dann auch noch das Siegtor erzielt hätte, wären wohl auch die New York Times und der Dalai Lama auf den Hype-Train aufgesprungen und hätten dem effzeh das Etikett des Hipster-Klubs No.1 im europäischen Klubfußball aufgezwängt. Von daher kann man ja fast schon froh sein, dass Zolli den Ball am langen Pfosten vorbeilegte.
Nichts ist älter als der Erfolg von gestern
Dass der effzeh gut aus den Startlöchern gekommen ist, kann für den weiteren Verlauf der Saison durchaus einige Dinge erleichtern. Allerdings, und das ist ja das Schöne am Fußball, ist es keine Garantie dafür, dass die mittlerweile durchaus beachtliche Serie von elf ungeschlagenen Spielen in Folge ewig Bestand haben wird. Nach den ersten sechs Partien auf dem vierten Tabellenplatz zu stehen ist dennoch nicht mehr als eine Momentaufnahme, die es durch kontinuierliche und vor allen Dingen konzentrierte Weiterarbeit möglichst lange zu erhalten gilt. Wenn nämlich aus einer Momentaufnahme ein Zustand wird, hat man vieles richtig gemacht. Dazu gehört ebenfalls, dass Fans, Spieler und sportliche Verantwortungsträger nicht die Bodenhaftung verlieren: hört man sich im effzeh-Umfeld um, wird das Spiel gegen Ingolstadt als eine weitere lästige Pflicht auf dem Weg nach Europa abgetan. Gott sei Dank ist Peter Stöger Realist genug, um die Situation richtig einzuschätzen.
Trotz des momentanen Tabellenstandes des FCI gilt die Mannschaft von Markus Kauczinski in der Bundesliga nicht zwingend als das, was man als “Fallobst” bezeichnet. Während der effzeh in einigen Spielen dieser Saison das Spielglück auf seine Seite zwang, ging das den Schanzern bisher ein wenig ab. Auch der Spielplan meinte es mit Auftritten gegen die Hertha, den FC Bayern und Mönchengladbach nicht unbedingt gut. Speziell der Auftritt in München, trotz der Niederlage die wohl bisher beste Saisonleistung der Ingolstädter, zeigte auf, dass die Mannschaft von Neu-Trainer Markus Kauczinski nach wie vor in der Lage ist, dem Gegner das Leben schwer zu machen. Die Abläufe in der Arbeit gegen den Ball und die Verengung des Raumes in der eigenen Hälfte sorgte dafür, dass selbst Ancelottis Star-Ensemble nicht wirklich viel gelang. Hätten die Schanzer ihre Kontergelegenheiten etwas zielstrebiger ausgespielt, wären sie anstelle des effzeh die erste Mannschaft gewesen, die den großen Bayern einen Punkt hätte abnehmen können.
Abkehr vom radikalen Pressing
Kauczinski, ehemals Trainer beim KSC und dort durchaus erfolgreich, hatte vor dieser Saison kommuniziert, dass der das radikale und umfassende Pressing, das sein Vorgänger Ralph Hasenhüttl seiner Mannschaft verschrieben hatte, ein wenig entschärfen wolle. In der vergangenen Saison stellten die Schanzer zwar die zweitschlechteste Offensive, waren aber dennoch in der Lage, ausreichend Punkte für den Klassenerhalt zu sammeln. Dementsprechend brauchte es keiner allzu großen prophetischen Fähigkeiten, um vorauszusehen, dass diese Saison für die Overperformer aus dem vergangenen Jahr vielleicht doch etwas schwieriger werden könnte. Überraschend war, dass der FCI wenig dafür tat, sein Personal in der Offensive zu verstärken – mit Sonny Kittel wurde ein vielversprechendes, allerdings verletzungsanfälliges Talent verpflichtet, welches allerdings bisher noch nicht zum Einsatz kam. So lastet nach wie vor ein Großteil der Last auf den Schultern von Pascal Groß, dem wohl talentiertesten Zentrumsspieler des FCI, der entgegen aller Prognosen ein weiteres Jahr bei den Schanzern verbleibt, obwohl ihm durchaus der Sprung zu einer ambitionierteren Mannschaft zugetraut werden kann. Es ist fraglich, inwieweit Kauczinski die Länderspielpause als Break hat nutzen können, um gewisse Defizite seiner Mannschaft aufzuarbeiten. Durch die Abstellungen der Nationalspieler fehlten wichtige Säulen des Konstrukts, was das Arbeiten natürlich nicht erleichtert. Dass Kauczinski das früher so radikale Pressing seiner Mannschaft ein wenig abzuschwächen versucht, um die Mannschaft zu stabilisieren, galt als Hauptaugenmerk der Vorbereitung. Es dürfte also auch in der Länderspielpause zum Thema gemacht worden sein. Bezüglich des Spielverlaufs ist also zu erwarten, dass sich die Gäste aus Ingolstadt vergleichsweise tief positionieren, dem effzeh durch engagiertes Arbeiten gegen den Ball die Lust am Ballbesitz nehmen und selbst durch schnelle Gegenangriffe zum Erfolg zu kommen. Für eine Mannschaft, die nach sechs Spielen nur einen Punkt geholt hat und dementsprechend nicht über allzu viel Selbstvertrauen verfügen kann, gilt dies nach wie vor als beste Herangehensweise. War ja anfangs unter Peter Stöger auch nicht anders.
Was fabriziert der effzeh?
Auf Seiten des effzeh ist mit der Rückkehr von Leonardo Bittencourt in die Startelf zu rechnen, der Dribbler fehlte zuletzt wegen eines Muskelfaserrisses. Dass Jonas Hector in Spielen gegen defensivorientierte Gegner durchaus eine adäquate Option für das zentrale Mittelfeld darstellt, bedarf an sich keiner weiteren Diskussion. Einzige offene Personalie ist Topstürmer Anthony Modeste, der nach einer Trainingsverletzung noch nicht zu 100% spielfit erscheint, über einen Einsatz des Franzosen dürfte wohl kurzfristig entschieden werden. Sowohl die medizinische Abteilung als auch das Trainerteam werden allerdings alles dafür tun, um den fünffachen Torschützen fit zu bekommen – sollte er jedoch ausfallen, stünde mit Artjoms Rudnevs eine erste Alternative bereit. Auch Sehrou Guirassy ist nach seinen beiden Einsätzen bei der U21 auf dem Weg zu 100%, wie Stöger auf der Pressekonferenz bestätigte. “Die Spiele in der U21 waren wichtig für ihn, damit er in den Rhythmus kommt”, so der österreichische Cheftrainer.
[symple_accordion][symple_accordion_section title=”TV-Tipp”]Nach dem Spiel am Samstag sind Leonardo Bittencourt und Kapitän Matze Lehmann im Aktuellen Sportstudio zu Gast. Am Sonntag reist Peter Stöger nach München, um am Sport1-Doppelpass teilzunehmen. Reinschauen dürfte sich lohnen!
[/symple_accordion_section][symple_accordion_section title=”Voraussichtliche Startaufstellungen”]1. FC Köln: Horn – Sörensen, Mavraj, Heintz, Rausch – Risse, Lehmann, Hector, Bittencourt – Osako, Modeste
FC Ingolstadt: Nyland – Levels, M. Matip, Tisserand, Suttner – P. Groß, Roger, Cohen – Leckie, Lezcano, Mo. Hartmann
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