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Auswärtsspiel

“Ujah ist ein Upgrade”

Werder-Fan Joey blickt im Auswärtsspiel auf Ujahs erste Wochen, analysiert Bremens Spielphilosophie und gerät beim Gedanken an Jörg Schmadtke ins Schwärmen.

Foto: Dirk Unschuld
Foto: Dirk Unschuld

Foto: Dirk Unschuld

Wie immer darf der wundervollste Verein der Welt ganz früh im Pokal auswärts bei einem schwierigen Gegner ran. Wir haben uns ja dran gewöhnt. Doch wie sieht die Lage in Bremen aus? Was denkt man da so über das frühe Aufeinandertreffen mit einem Liga-Konkurrenten? Wir sprachen im Auswärtsspiel mit SVW-Fan Joey, der sich selbst gerne den Namen “Sammer von der Weser” gibt, weil er immer das Positive an seinem Verein sieht.

Zu den Spielen unseres geliebten und glorifizierten ersten Fußballclubs Köln werden wir auch in dieser Saison einem Fan der gegnerischen Mannschaft ein paar Fragen stellen. Und weil Gegner ja immer irgendwie “auswärts” sind, egal ob der effzeh zu Hause oder auf fremdem Platz antritt, und weil die Sichtweise von “auswärts” kommt, heißt die Kategorie folgerichtig “Auswärtsspiel”. Wir sind nicht nur gespannt, wieviel effzeh in den Anhängern der anderen Bundesligisten steckt, sondern erwarten auch eine Einschätzung zur Situation der eigenen Mannschaft.

Im effzeh.com-Auswärtsspiel mit SVW-Fan Joey (twitter.com/estadox) erklärt der selbsternannte Sammer die Spielphilosophie seines Vereins unter Skripnik, geht der Frage auf den Grund, warum Werder in den letzten Jahren nie lange im DFB-Pokal überdauerte und gerät in Schwärmereien über Schmadtke und Co.

effzeh.com: Am vergangenen Wochenende konnte Werder seinen freien Fall stoppen, nach fünf Pleiten in Folge gab es in Mainz einen überzeugenden Auftritt und einen Sieg. Wie groß ist die Erleichterung an der Weser?

Joey: Bei mir persönlich hält sich die Erleichterung in Grenzen, was vor allem daran liegt, dass ich vorher nicht sonderlich besorgt war. Das Spiel gegen Bayern konnte ich nicht sehen, in den vier Niederlagen zuvor waren wir meiner Meinung nach allerdings nur gegen Leverkusen in der zweiten Halbzeit wirklich schlecht. Die Niederlagen gegen Ingolstadt, Darmstadt und Hannover waren eine Mischung aus eigenem Unvermögen in Form individueller Fehler, beispielsweise gegen Ingolstadt oder Darmstadt, schlechter Chancenverwertung – Hannover – und jeweils einer Prise Pech. Gestört hat mich dabei vor allem das schwache Coaching Skripniks gegen Ingolstadt in Halbzeit zwei und Darmstadt generell. Das war jeweils eher kontraproduktiv und einer der Gründe, warum wir in den Spielen entweder den Zugriff verloren oder nie wirklich gefunden haben. Seine Ansätze waren allerdings jeweils nachvollziehbar und das Coaching vorher überwiegend ordentlich bis gut, weshalb ich auch da entspannt blieb.
Gegen Mainz war der Auftritt nicht großartig anders als sonst, nur haben wir dieses Mal unsere Chancen nutzen können und vielleicht noch etwas konzentrierter gespielt. Der Sieg dürfte den Jungs richtig gut tun, die Verunsicherung hat man ihnen zwischenzeitlich schon deutlich angemerkt und die Erleichterung nach den Toren gegen Mainz ebenfalls.

Foto: Dirk Unschuld

Foto: Dirk Unschuld

effzeh.com: Dennoch haben die letzten Wochen bestimmt Spuren hinterlassen. Woran lag das Leistungstief aus deiner Sicht?

Joey: Wie oben geschrieben war das meiner Meinung nach eine Mischung aus vielen Faktoren: Individuelle Fehler (Wiedwald, Lukimya), Schwächen in der Chancenverwertung (u.a. Bartels, Ujah), Schwächen im Coaching (Ingolstadt, Darmstadt) und mangelndes Matchglück kamen zusammen und waren in Summe einfach zu viel für ein Team unserer Kragenweite. Entsprechend waren die Niederlagen zwar nicht unverdient, die Spiele hätten aber auch jeweils zu unseren Gunsten ausgehen können. In gewisser Hinsicht war der Negativlauf der letzten Wochen die Kehrseite unserer Siegesserie zu Rückrundenbeginn der letzten Saison: Damals hatten wir in 50/50-Situationen oftmals die nötige Portion Glück, dieses Mal eher Pech. Sowohl damals als auch in den letzten Wochen waren die Spiele keinesfalls eindeutig, sondern überwiegend ausgeglichen. Wie so oft spielt dann irgendwann auch die Psyche eine bedeutende Rolle. Man verkrampft, denkt einen Tick zu lange nach, ist den entscheidenden Schritt zu spät. Das verselbstständigt sich und man rutscht weiter unten rein. Umso wichtiger war es, dass es gegen Mainz nun wieder geklappt hat, ansonsten wäre der Druck heute nochmal größer gewesen.
Ein weiterer Aspekt für die schlechten Ergebnisse ist sicherlich auch, dass wir noch nicht zur letztjährigen Stärke bei Standards gefunden haben. Mit Di Santo und Selke haben uns zwei große und kopfballstarke Spieler verlassen, zu Saisonbeginn hat Santi García oft gefehlt und das Timing bei ruhenden Bällen stimmt noch nicht wieder. Wenn man sich allerdings, wie wir, nur durchschnittlich viele Chancen erspielt und diese dann noch unterdurchschnittlich gut verwertet, wären Tore nach Standards umso wichtiger. Es ist zu hoffen, dass sich das demnächst bessert. Vielleicht ja schon im Pokal.

effzeh.com: Nach der Verpflichtung von Claudio Pizarro war eine fast kölsche Euphorie bei Werder zu spüren. Wie viel Rausch ist geblieben, wie viel Kater schon eingetreten?

Joey: Wer mir auf Twitter folgt, dürfte meine Meinung zum damaligen Theater kennen. Pizarro ist wahnsinnig sympathisch, nach wie vor einer meiner Lieblingsspieler und hat hier viele erfolgreiche Jahre gehabt. Der Hype um seine Verpflichtung empfand ich allerdings fast schon als peinlich. Er ist deutlich über seinen Zenit hinaus, nicht mehr in der Verfassung, regelmäßig über 90 Minuten zu spielen und passt von seinen Stärken und Schwächen nur bedingt in unser kampf- und pressingbetontes Spiel. Entsprechend konnte ich die Euphorie nur bedingt nachvollziehen. Klar, für die jungen Spieler stellt er sicherlich eine ungemeine Bereicherung dar, allein durch seine Art und seine immense Erfahrung. Spielerisch wiederum dürfte er eher ein Mann für die letzten 15-30 Minuten sein und auch bleiben. Er ist ein Schlitzohr, hat eine sehr gute Technik, eine gute Übersicht und einen guten Abschluss. Das sind Qualitäten, die uns zweifellos weiterhelfen können. Wenn man allerdings von ihm erwartet, die Mannschaft spielerisch zu führen, voranzugehen und sich in Zweikämpfen aufzureiben, ist die Enttäuschung vorprogrammiert. Ich seh die Personalie Pizarro allerdings ziemlich entspannt. Er wird für uns im Saisonverlauf sicherlich noch das eine oder andere Mal wertvoll werden und ebenso noch einige schwache Spiele haben. Das gehört dazu. Nach der Anfangseuphorie nun von einem „Kater“ zu sprechen ist zwar im Fuballbusiness nachvollziehbar, allerdings nicht wirklich sinnvoll, da zu kurzsichtig. Etwas mehr Gelassenheit wäre hier – und in anderen Dingen – durchaus angebracht.

© Steffen Scholz

© Steffen Scholz

effzeh.com: Zuhause habt ihr seit drei Spielen nicht mehr getroffen. Was stimmt dich optimistisch, dass ihr gegen den effzeh endlich wieder jubeln dürft?

Joey: Unsere Heimschwäche ist meiner Meinung nach wirklich ein Problem. Wir sind nach wie vor ein eher reaktives Team mit Schwächen im Ballbesitzspiel. Entsprechend ist es wenig verwunderlich, dass wir uns zuhause und/oder gegen Teams, die vorrangig über defensiv agieren, schwer tun. Nichtsdestotrotz haben wir es bisher immer geschafft, uns ein gewisses Maß an Chancen zu erspielen. Das Team ist mittlerweile ganz gut darin geworden, den Gegner zu „locken“. Wir sind defensiv kompakter geworden, stehen und verschieben besser und haben ein ordentliches Umschaltspiel entwickelt. Im Offensivspiel wiederum sind wir etwas limitiert, lassen den Ball noch zu unstrukturiert laufen und versuchen zu überhastete Angriffe. Diagonalbälle sieht man von uns beispielsweise selten, obwohl gerade das ein probates Mittel wäre, um unsere Spieler in Szene zu setzen. Dennoch kommen wir immer mal wieder durch und sind nicht mehr, wie in der Vergangenheit häufig, auf eine Angriffsseite fixiert, sondern verteilen unsere Angriffe recht gleichmäßig. Ich könnte mir vorstellen, dass Viktor gegen Köln und in Heimspielen generell in Zukunft vermehrt auf eine offensivere Besetzung der Halbpositionen zurückgreift oder mehr aufs 4-1-4-1 setzt, um einerseits die Kompaktheit im Zentrum zu gewährleisten und andererseits das Spiel etwas breiter gestalten zu können. Gegen Mainz hat das phasenweise schon ordentlich geklappt, wobei die Besetzung der Flügel mit Grillitsch/Juno und Bartels recht unorthodox war.

effzeh.com: Und wer ist der Heilsbringer gegen den großartigen 1. FC Köln?
Joey: Wenn Tony das nicht regelt, dann eben Pizarro. Hab ich so im Urin. Unsere Jungs dürften wieder etwas Selbstvertrauen getankt haben, die Stimmung dürfte gut sein – endlich wieder ein Heimspiel im Pokal! – und der Effzeh ist als Gegner ziemlich unsere Kragenweite. Außerdem sind wir mal wieder mit einem Tor nach Standard dran. Das wird schon.

effzeh.com: Der angesprochene Anthony Ujah, der vor der Saison vom effzeh zu Euch gewechselt ist, hat ja noch gar kein Heimtor erzielt. Wie schlägt sich unser Ex-Torjäger denn bislang in Grün-Weiß?

Joey: Ordentlich. Sowohl für ihn als auch für uns ist es richtig bitter, dass uns Franco so kurz vor Saisonbeginn verlassen hat. Die beiden haben auf Anhieb harmoniert und funktioniert, die Laufwege waren gut aufeinander abgestimmt und Francos umtriebige und unterstützende Art, zu stürmen, hat sehr gut zu Ujah gepasst. Aktuell fehlt uns ein Spieler, der ähnlich wie Franco die Bälle halten, Ruhe reinbringen und seine Mitspieler in Szene setzen kann. So ist Ujah oft Alleinunterhalter, hängt etwas in der Luft und wird selten in Szene gesetzt. Die Einstellung ist tadellos, die Auftritte zu Beginn waren vielversprechend und die Serie an torlosen Spielen gehört leider dazu. Seine Chancenverwertung war in der Zeit ziemlich dürftig – was mir auch in Köln immer mal als Schwäche aufgefallen ist – aber gegen Mainz war das stark. Ich bin mir ziemlich sicher, dass es sowohl für Tony als auch für uns in den nächsten Wochen besser laufen wird. und hoffe, dass Johannsson schnell wieder fit wird. Die beiden ergänzen sich in ihren Fähigkeiten eigentlich gut, müssen das Verständnis aber noch ausbauen. Gut, der wird nun operiert und fällt erstmal länger aus. Verdammt.

effzeh.com: Wie lautet also dein vorläufiges Urteil?
Joey: Ich war damals eigentlich kein Freund von der Ujah-Verpflichtung, sehe das mittlerweile allerdings anders. Im Vergleich mit Selke ist er durchaus ein Upgrade und seine Art tut uns nach dessen Abgang gut. Man darf nur keine zu hohen Ansprüche stellen und von Ujah nicht das erwarten, was man beispielsweise von Di Santo erwartet hätte.

Foto: Dirk Unschuld

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effzeh.com: Ebenfalls eine Kölner Vergangenheit, wenn auch nicht beim effzeh, hat Euer Sportboss Thomas Eichin, dessen Arbeit von außen einen ambivalenten Eindruck macht. Ist der Eishockey-Quereinsteiger der richtige Mann, um Werder wieder zurück zur alten Stärke zu führen?

Joey: Ganz ehrlich: Keine Ahnung. Ich sehe Eichin ziemlich kritisch und durchwachsen. Seine Außendarstellung stößt mir immer mal sauer auf und ich habe das Gefühl, dass seine Idealvorstellung vom Fußball sich ziemlich deutlich von meiner unterscheidet. Mit seiner Art dürfte er intern für ordentlich Reibung sorgen, was uns durchaus gut tun könnte. Die Verpflichtungen wiederum sind ebenfalls durchwachsen. Positiv waren vor allem die ablösefreien Transfers, die teureren Neuzugänge wiederum haben nur bedingt (Caldirola, Petersen) oder gar nicht funktioniert (Makiadi). Manche davon waren nachvollziehbar (Petersen, Caldirola), andere wiederum Fehleinkäufe mit Ansage (Makiadi). Eine einzelne Betrachtung der Transfers halte ich aber nicht für zielführend, zumal man da bei jedem Manager eine Reihe an positiven und negativen Beispielen finden wird.

effzeh.com: Was stört dich dann besonders?

Joey: Kritisch sehe ich eher die generelle Kaderplanung, die mir zu unstrukturiert und unausgewogen ist. Sturm und Abwehr sind bei uns interessant und ordentlich besetzt, das Mittelfeld wiederum ist eine einzige Baustelle. Seit Jahren. Da hat sich seit seinem Antritt nichts gebessert und das muss er sich, samt Team natürlich, durchaus vorwerfen lassen. Ansonsten fällt es schwer, seine Arbeit wirklich zu bewerten, da man die konkreten Entscheidungsabläufe nicht mitbekommt. Zumindest ist der Kader mittlerweile ausgedünnt worden, wodurch man zumindest wieder Platz für Verstärkungen haben dürfte. Die sind auch dringend notwendig, wenn wir demnächst mal wieder ins obere Tabellendrittel vorstoßen wollen. Wichtiger als die Person Eichin ist hier aber meiner Meinung nach das Gespann Eichin/Skripnik/Schröder, die zusammen den Kader planen und entwickeln müssen. Wenn die harmonieren sollten: Gut. Wenn nicht: Meh.

effzeh.com: Nach unserem letzten Gastspiel im Weserstadion musste Robin Dutt gehen, Viktor Skripnik übernahm danach und führte den SVW zum Klassenerhalt. Was ist unter dem Ex-Spieler besser geworden, was zeichnet ihn als Trainer aus?

Joey: Danke an dieser Stelle nochmal an euch und Ujah. Das war wirklich das mit Abstand schlechteste Spiel, das ich jemals live im Stadion gesehen habe. Gruselig. Unter Skripnik hat sich seitdem alles so ein bisschen verbessert. In „Hochzeiten“ haben wir unter ihm den Fußball gespielt, den Dutt gerne spielen wollte aber nicht hinbekommen hat: Guten Umschaltfußball. Kompakt stehen, gut verschieben, gut pressen und dann präzise kontern. Insgesamt spielen wir unter Skripnik etwas weniger lange Bälle, versuchen einen etwas konstruktiveren Spielaufbau und setzen etwas mehr auf Kurzpassspiel als auf blinde Balleroberungen nach zweiten Bällen. Zudem sind wir im Offensivspiel etwas variabler geworden und nicht mehr so auf eine Angriffsseite fixiert. Das ist alles noch nicht besonders gut, allerdings auf einem guten Weg. Die Abstimmung in den einzelnen Mannschaftsteilen ist besser geworden, wir kriegen das Zentrum besser verteidigt und lassen recht wenige gefährliche Chancen zu. Auch aus dem Spiel heraus sind wir etwas besser darin geworden, uns Chancen zu erspielen. Im Jugendbereich war Skripnik vor allem für einen ausgeprägten Fokus aufs Ballbesitzspiel bekannt, allerdings hatte er da auch ein Team, das den meisten Gegnern technisch überlegen war und entsprechend dominant agieren konnte. Bei den Profis ist er bisher eher als Pragmatiker aufgefallen. Das ist für den Moment genau richtig, wäre langfristig jedoch nur bedingt sinnvoll, da man damit auf Dauer nur „einer von vielen“ wäre. Er vermittelt jedoch, zusammen mit Frings und Kohfeldt, den Eindruck, einen Plan für „mehr“ zu haben. Sein fußballerisches Ideal ist weiterhin, dominanten Fußball zu spielen. Momentan fehlen uns dafür die Spieler, perspektivisch müssen wir diesbezüglich vor allem auf unsere Jugendspieler hoffen und bauen. Positiv fällt auf, dass die Einstellung und Vorbereitung auf Spiele unter Skripnik im Normalfall gut passt. Dutt beispielsweise hat oft einen suboptimalen Ansatz an Spiele gewählt und musste – und konnte, zu Beginn – diesen dann im Spielverlauf korrigieren. Unter Skripnik wiederum gehen wir die Spiele besser an, wirken gut ein- und aufgestellt. Dafür fehlt mir bei Skripnik etwas die taktische Flexibilität im Spielverlauf. Das ist oft etwas vorhersehbar, wenig kreativ und selten wirklich produktiv. Bei Führungen ist das kein Problem, da findet er oft die richtigen (und simplen) Mittel zur Stabilisierung. Bei Rückständen wiederum muss auch er sich weiterentwickeln, da kommen zu wenige Impulse von ihm, was gerade angesichts des individuell schwachen Teams allerdings wichtig wäre.
Ich bin allerdings zuversichtlich, dass er sich da noch entsprechend weiterentwickeln kann.

Foto-Credits Dirk Unschuld

Foto-Credits Dirk Unschuld

effzeh.com: In der zweiten Runde seid ihr ein seltener Gast, zuletzt tat sich Werder im Pokal immer schwer. Ist man an der Weser nach jahrelangen Erfolgen etwas pokalmüde geworden?

Joey: Die Pokalspiele sind in gewisser Weise das Sinnbild unserer Defizite geworden. Sobald es gegen einen hochmotivierten, defensiv und über Kampf agierenden sowie taktisch gut eingestellten Gegner geht, wird es für unsere Jungs schwer, weil wir spielerisch zu reaktiv sind. In den letzten Jahren haben wir uns da allerdings wieder etwas gefangen, wobei wir letztes Jahr mal wieder gegen einen Drittligisten rausgeflogen sind. Das wird so langsam echt nervig. Nun haben wir es aber schon wieder über die erste Runde hinaus geschafft, ausnahmsweise mal keinen Drittligisten zugelost bekommen und haben dann auch noch ein Heimspiel – wunderbar. Das muss ja funktionieren.

effzeh.com: Der effzeh versucht sich aktuell in der Liga zu etablieren, dürfte aber derzeit mit Werder sportlich mindestens auf Augenhöhe liegen. Wie siehst du die Entwicklung in Köln?

Joey: Überaus positiv. Schmadtke und Stöger leisten da wirklich gute Arbeit. Der Kader ist gut und sinnvoll zusammengestellt, das Team wirkt gut gecoacht und man spielt ordentlichen Fußball. Köln sehe ich derzeit sogar leicht vor uns, die Entwicklung wiederum ist aber schwer abzuschätzen. Bei der insgesamt schwachen Qualität im Mittelfeld der Bundesliga halte ich es aber für möglich, dass Köln sich zu einem Team entwickeln könnte, das regelmäßig eine stabile Saison spielt und Chancen auf die EL hat. Momentan hat man den Eindruck: Das passt, beim effzeh.

effzeh.com: Reisen nach Bremen waren für uns in der Vergangenheit seltenst erfolgreich, klammert man die Vorsaison aus. Was verbindest du denn mit dem effzeh? Gibt es etwas, das du gern von uns bei Werder sehen würdest?

Joey: Schmadtke. Unseren Stöger haben wir in Skripnik, einen so guten Sportdirektor wie Schmadtke könnten allerdings einige Klubs in der Liga vertragen und da sind wir keine Ausnahme, da bin ich schon etwas neidisch. Die Transferpolitik wirkt durchdacht und gut geplant, der Kader gut strukturiert. Das könnten wir gut vertragen. Ansonsten ist der effzeh auf seltsame Art und Weise liebenswert. Etwas durchgeknallt und schrullig, immer mal mit Momenten, in denen man sich als neutraler Beobachter die Hände vor den Kopf schlägt oder aber anerkennend lächelnd nach Köln blickt. Die Stimmung um den Verein hat einfach was, entsprechend ist es schon gut so, dass der effzeh wieder in der Bundesliga spielt. Solange ihr immer hinter uns bleibt, kann das auch gerne so bleiben.

effzeh.com: Dein Tipp: Wer darf auch am Donnerstag noch vom Pokalfinale in Berlin träumen?

Joey: Gute Frage. Das Spiel sehe ich als ziemlich ausgeglichen an, die Chancen fürs Weiterkommen bei 50/50. Der vermeintliche Heimvorteil muss für uns nicht unbedingt einer sein, ein Flutlichtspiel im Pokal vor heimischem Publikum können wir aber eigentlich nicht in den Sand setzen. Also sag ich mal: Wir gewinnen 2:1, Ujah macht ne Bude, klaut Stöger die Brille und setzt sich nach dem Spiel damit auf die Stadtmusikanten (ja, die sind wirklich so klein).

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