Die U21 des 1. FC Köln landete am vergangenen Freitag einen immens wichtigen Sieg: Im “kleinen Derby” gegen die Zweitvertretung von Borussia Mönchengladbach (trainiert von effzeh-Schreck Arie van Lent) gewannen die jungen “Geißböcke” mit 3:0. Die Tore für das Team von Trainer Andre Pawlak, das durch den dritten Sieg in Folge vorerst auf Rang 15 und damit weg von den sicheren drei direkten Abstiegsplätzen rückte, erzielten Roman Prokoph, Ismail Jakobs und Nikolas Nartey.
Je nach Ausgang der Saison und der Zahl der Absteiger aus der 3. Liga kann sich die Zahl der Absteiger jedoch noch erhöhen, zudem hat die effzeh-U21 mehr Spiele als die Konkurrenz auf dem Konto. Durch den Zwischensprint und die jüngsten drei Siege hat sich die Situation der U21 des effzeh allerdings erheblich verbessert. Trainer André Pawlak ist es nach seiner Amtsübernahme im November (er folgte auf Markus Daun) gelungen, die Mannschaft zu stabilisieren.
Die U21 des 1. FC Köln hat sich stabilisiert
Junge Spieler wie Jan-Christoph Bartels, Hikmet Ciftci und Nikolas Nartey rückten in den letzten Wochen immer mehr in den Fokus, übernehmen neben den älteren Führungsspielern Marius Laux und Roman Prokoph Verantwortung und zahlen das Vertrauen des Trainers mit starken Leistungen zurück. Auffällig war in den letzten Wochen insbesondere Nikolas Nartey im defensiven Mittelfeld, der Jungprofi aus Dänemark ist nach zahlreichen Verletzungen in der jüngeren Vergangenheit mittlerweile körperlich auf der Höhe und kann deswegen seine enorme Qualität einbringen.
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Neben seinem Derbytreffer gegen Mönchengladbach gelang ihm beim 4:0-Auswärtserfolg in Straelen ein durchaus sehenswerter Doppelpack – ein Beleg für die wichtige Rolle, die das Toptalent bei der U21 des 1. FC Köln mittlerweile einnimmt. Aber auch die älteren Spieler scheinen ihre Form wiedergefunden zu haben: Roman Prokoph traf lange Zeit gar nicht, seine einzigen beiden Saisontore stammten aus einem Spiel im Oktober gegen Fortuna Düsseldorf. In den letzten drei Partien war der 33 Jahre alte Mannschaftskapitän wieder erfolgreich und verhalf seiner Mannschaft damit auch zum Aufschwung.
Wichtig für die Entwicklung der jüngeren Spieler sind solche Phasen natürlich auch, weil sie nach Wochen des Misserfolgs durch harte Arbeit wieder Fußballspiele gewinnen: Aus der letztjährigen U19 betrifft das zum Beispiel neben Torhüter Bartels noch Sven Sonnenberg und Marvin Rittmüller, die ihre ersten Schritte im Seniorenfußball unternehmen und gleich mit einer schwierigen Herausforderung konfrontiert werden.
Verzerrtes Tabellenbild: Es wird ein Zittern bis zum Schluss
Das Wichtigste für sie ist das Sammeln von Spielpraxis – dass sie das in gewohntem Umfeld tun können, liegt daran, dass der 1. FC Köln seine U21 im Gegensatz zu anderen Bundesligisten nicht abgemeldet hat. Der Übergang aus der U19 in den Profifußball könnte für die eben genannten drei Spieler daher ein wenig sanfter verlaufen und sie können wichtige Erfahrungen sammeln – gegen ältere Spieler, gegen bessere Mannschaften und gegen eine fast aussichtslose Tabellensituation zum Jahreswechsel.
Doch die tabellarische Situation trügt auch ein wenig: Die U21 des 1. FC Köln hat mit 26 Partien die meisten in der Regionalliga West, die Konkurrenz hat zum Teil bis zu vier Spielen weniger. Von daher besitzt die Tabelle zum jetzigen Zeitpunkt eher wenig Aussagekraft. Der durch Ausfälle durcheinander gewirbelte Spielplan verdeutlicht sich auch dadurch, dass die Mannschaft von André Pawlak, der nach seiner bestandenen Fußballlehrer-Ausbildung dem Vernehmen nach auch über die Saison hinaus Trainer bleiben soll, erst wieder am 1. April einen Einsatz haben wird.
Dann geht es gegen die zweite Mannschaft von Borussia Dortmund, nur drei Tage später steht dann das Auswärtsspiel bei Tabellenführer Viktoria Köln auf dem Programm. Durch die zahlreichen Nachholspiele in der Liga dürfte sich die Tabelle bis dahin ein wenig mehr bereinigt haben – der effzeh-Nachwuchs ist allerdings gut beraten, auch gegen Dortmund und die Viktoria auf Punkte zu spielen. Zwar empfangen die jungen “Geißböcke” mit Wattenscheid und Wiedenbrück noch zwei direkte Konkurrenten im Franz-Kremer-Stadion, doch aufgrund der engen Punktestände zählen in den verbleibenden acht Spielen für die Pawlak-Elf nur Siege.
Um eine Chance auf den Klassenerhalt zu haben, wird die U21 daher weiterhin einen Schnitt von zwei Punkten pro Spiel brauchen, um die drei direkten Abstiegsplätze weitestgehend zu distanzieren und noch mehr als eine Mannschaft, die aktuell noch davor liegt, einzufangen. Wenn der Klassenerhalt dann geschafft sein sollte, muss sich zwangsläufig wieder die Frage nach der Zukunftsfähigkeit der Regionalliga-Reserve stellen. Im Sommer argumentierte effzeh.com-Redakteur Christopher Kohl in einem Kommentar: “Eine U21, die in der vierten Liga quasi jedes Jahr gegen den Abstieg spielt, bei der regelmäßig gewaltige personelle Rotationen anstehen, ist für den FC weder sportlich noch wirtschaftlich rentabel.”
Langfristig tragfähiges Konzept wünschenswert
Dass eine U21 in der Ausbildung von Profifußballern eine wichtige Stufe darstellt, wurde bei uns auch thematisiert – ein Blick in den derzeitigen effzeh-Kader offenbarte, dass eine Vielzahl der Spieler bereits Erfahrungen in einer zweiten Mannschaft sammeln konnte. Von daher könnte eine schwierige Saison wie diese für Spieler wie Nartey, Sonnenberg oder Rittmüller von Vorteil sein, weil sie in einer Mannschaft Verantwortung übernehmen und liefern müssen – diese mentale Komponente ließe sich als Trainingsspieler bei den Profis nur schwerlich simulieren.
Fest steht aber auch, dass der 1. FC Köln im Bereich seiner U21 Kontinuität schaffen muss, da die vielen Trainerwechsel der jüngeren Vergangenheit nicht wirklich ein längerfristiges Arbeiten ermöglichten. Hier ist auch Matthias Heidrich in die Pflicht zu nehmen, der seit kurzem den sportlichen Teil des NLZ verantwortet und ein langfristig tragfähiges Konzept auf die Beine stellen muss, damit die jungen “Geißböcke” nicht jedes Jahr bis zum Saisonende um den Klassenverbleib zittern müssen. Der Erhalt der Regionalliga West sollte als Grundlage für ein sportlich konkurrenzfähiges Team daher die oberste Zielsetzung sein.