Folge uns
.

Meinung

Trügerische Stimmung beim 1. FC Köln: Kölscher Feenstaub

Von weitem betrachtet liefert der 1. FC Köln derzeit ein außergewöhnliches Bild: Der Traditionsverein steigt ab, und irgendwie scheinen trotzdem alle ganz glücklich zu sein. Wenn man genauer hinschaut, sind die Konflikte um und im Club aber deutlich sichtbar. Ein Kommentar. 

Es ist allerdings ein Trugschluss, der vom Verein gerne bemühten Geschichtserzählung zu glauben, es seien nur die Ultras, die ja ohnehin in diversen Themen im Konflikt mit der Vereinsführung sind, die das Geschehen beim 1. FC Köln deutlich kritischer sehen, als die gute Stimmung derzeit den Eindruck erweckt. Schon im Zuge der Debatte um die Mitgliederinitiative „100 % FC“ wurde sichtbar, dass gut ein Drittel der Mitglieder nicht der Ansicht des Vorstands gefolgt sind.

Dieser zentrale Konflikt endet aber nicht bei den Fans – auch in der distanzierteren öffentlichen Wahrnehmung scheint man sich abgesehen der friedlichen Abstiegsstimmung uneins darüber zu sein, wie man mit diesem Verein, der sein Scheitern derzeit ein Stück weit zelebriert, und seiner Führung nun umgehen soll.

Foto: Maja Hitij/Bongarts/Getty Images

Waren es vor allem – wie vom Kölner Präsidium gerne dargestellt – Peter Stöger und Jörg Schmadtke, die für den Niedergang verantwortlich sind? Ist der Führungsstil Spinners und die Abneigung gegenüber den Kontrollgremien eine Petitesse? Sind vereinsinterne Kritiker lediglich „Spaltpilze“ oder machen sie einfach nur ihren Job? Die Deutungen darüber, wer oder was in welcher Form für den kölschen Untergang verantwortlich sind, gehen nach wie vor weit auseinander.

1. FC Köln: Fans gespalten, intern im Konflikt

Grundsätzlich liegt die Verantwortung am Ende aber immer beim Vorstand – das ist bei einem Fußballverein auch nicht anders als bei Volkswagen. Etwas „nicht mitbekommen“ zu haben, ist für Führungspersonal eher Kündigungsgrund als plausible Ausrede. So sieht die Sachlage aus Sicht der Vorstandskritiker aus. Es muss allerdings auch nicht jeder Fehler drastische personelle Konsequenzen haben und gute Arbeit in der Vergangenheit rechtfertigt einen Vertrauensvorschuss – so scheint es derweil die Mehrheit der Kölner Anhänger zu sehen. Dieser Debatte muss sich ein Verein und sein Vorstand, der als nach Mitgliederzahlen viertgrößter Club Deutschlands schon wieder abgestiegen ist, allerdings stellen – auch wenn es weh tut und unabhängig davon ob Hector, Horn, Risse und Höger bleiben oder nicht.

>>> Nach dem 1:3 gegen Bayern München: Für et Hätz und jäjen d’r Kopp

Darüber, ob die derzeitige Führungsetage für eine nachhaltige Lösung der Probleme des Clubs die richtige ist, dürften die Meinungen aber nicht nur extern, sondern auch innerhalb des Clubs auseinander gehen. Die schon seit längerer Zeit schwelenden Konflikte zwischen Mitgliedern von Kontrollgremien und dem Vorstand sind nur ein Indiz dafür. Aber auch zwischen Chefetage und Geschäftsführung scheint es zu knistern. Als Präsident Spinner kürzlich offenbar im Alleingang die Option eines möglichen Stadionneubaus vom Tisch wischte, dementierte Geschäftsführer Alexander Wehrle nur wenige Stunden später die Aussagen seines Vorgesetzten.

Auch wenn es derzeit den Anschein macht und viele Fans die finanziell für einen Zweitligisten luxuriöse Ausgangslage offensichtlich als Beruhigung empfinden, ist beim 1. FC Köln nicht ansatzweise so viel in Ordnung, wie es scheint.

Armin Veh als Lösung aller Probleme beim 1. FC Köln?

Kritiker würden sagen: Bisher scheint man in der Führungsetage in Armin Veh die Lösung aller Probleme zu sehen. Andere Fans würden einwenden, dass Spinner und Co. in der Vergangenheit gute Arbeit geleistet haben und trotz aller Kritikpunkte weiter das Vertrauen verdient haben. Die Kritikpunkte einfach weg zu lächeln, stolz auf Hector, Horn, Risse und Höger zu sein und sich auf den Nudeltopf in Aue zu freuen, sollte aber auch bei dem größten Vertrauen in die handelnden Personen nicht die Herangehensweise sein.

>>> Transferticker: Alle Gerüchte rund um den 1. FC Köln auf einen Blick!

Werner Spinner dürfte 2019 ohnehin nicht noch einmal kandidieren – ob er nun weitermacht, um seinen persönlichen Eintrag in den Geschichtsbüchern des Vereins zu retten oder um im Verein wieder Strukturen und Kommunikation herzustellen, die nachhaltigen Erfolg bringen können, ist eine Frage, der sich der Präsident stellen muss. Sein Ziel, den Verein zu vereinen, hat der aktuelle Vorstand jedenfalls nicht erreicht – die Risse im und um den Club herum sind vorhanden, richtige Einigkeit gibt es nur zwischen großen Teilen des Publikums und der Mannschaft. Darauf darf man stolz sein – die vorhandenen Probleme des 1. FC Köln wird dieser kölsche Feenstaub aber genauso wenig überdecken können wie das prallgefüllte Konto des Absteigers.

Seite 2 von 2Weiter

Mehr aus Meinung

.