#SVWKOE-Auswärtsspiel: “In Bremen gibt es eine gewisse Wagenburgmentalität”
Auf den effzeh wartet in Bremen ein formstarkes Werder. Im effzeh.com-Auswärtsspiel spricht SVW-Blindenreporter Florian über Aufwärtstrend, Rückhalt in der Stadt und eine Hoffnung namens Bargfrede.
Du bist seit 2008 bei Heimspielen im Stadion als Blindenreporter tätig. Wie bist du dazu gekommen? Und wie sehr unterscheidet sich das von den Aufgaben, die normale Kommentatoren haben?
Ich nehme das “normale Kommentatoren” mal nicht als Beleidigung. Zumal ich das Spiel reportiere und nicht kommentiere. Das heißt, das Spielgeschehen steht absolut im Mittelpunkt und weniger die neue Frisur von Serge Gnabry. Der Unterschied zu einer Vollreportage im Radio ist, dass ich auch auf die Reaktionen auf den Rängen eingehen muss. Meine Zuhörer sitzen im Stadion und wollen natürlich wissen, weshalb die Ostkurve pfeift, ein Raunen aufkommt, oder plötzlicher Jubel aufkommt, weil der HSV mal wieder ein Tor kassiert hat. Und wie ich dazu gekommen bin? Ich war damals Sehbehindertenreporter bei – ich darf es gar nicht so laut sagen – Bayer Leverkusen. Als ich dann die Möglichkeit zu einem Transfer gesehen habe, habe ich natürlich sofort zugeschlagen – und es bis heute nicht bereut. Auch, wenn ich an jedem Heimspieltag um die 650 Kilometer mit dem Auto zurücklege.
Verschweigst du denn ab und zu die Missgeschicke der Werder-Akteure – oder bist du derart emotional dabei, dass auch sowas zur Sprache kommt?
Trotz meiner Liebe zum Verein ist eine möglichst objektive Bewertung des Spielgeschehens mein Anspruch. Die blinden und sehbehinderten Zuhörer möchten sich nach dem Spiel ganz normal mit anderen Fans über die Partie unterhalten. Dazu gehört natürlich auch, darüber zu schimpfen, welche Grütze sich Spieler XY wieder zusammengespielt hat.
Foto: Mika Volkmann/Bongarts/Getty Images
Nicht unerwähnt bleiben darf natürlich auch, dass du eine sehr enge Verbindung zum effzeh hast. Wie kam es dazu? Und was sagst du zur aktuellen Entwicklung?
Das hast du aber fantastisch recherchiert. Die Frage ist eigentlich eher, warum die Beziehung nicht noch enger ist. Bis auf fünf Jahre während des Studiums habe ich mein ganzes Leben in Köln gelebt. Als Jugendlicher bin ich mit Freunden in unregelmäßigen Abständen zum FC gegangen. Im Aufstiegsjahr unter Lienen war ich dann bei fast jedem Heimspiel. Ab der Saison 2000/01 hatte ich dann vier Jahre eine Dauerkarte. Werder stand zwar immer an erster Stelle, aber dann kam auch schon der FC. Als Albert Caspers, der für mich ein großartiger Präsident war, dann durch Wolfgang Overath abgelöst wurde, ist diese Zuneigung wieder erkaltet. Mit seiner Art der Vereinsführung konnte ich mich nicht wirklich identifizieren – um es diplomatisch auszudrücken.
Die Entwicklung unter dem Duo Schmadtke/Stöger ist natürlich überragend. Für mich ist das vor allem das Verdienst von Peter Stöger, den ich für einen der besten Trainer der Bundesliga halte. Ich denke häufiger mit Wehmut daran, dass Stöger auch als Schaaf-Nachfolger im Gespräch war und wir stattdessen Dutt geholt haben. Bislang musste der aktuelle FC aber auch kaum Leistungsträger abgeben – wenn man mal von Anthony Ujah absieht (wo ist der noch mal hingewechselt?). Für mich wird der Aufschwung dann auf die Probe gestellt, wenn Ersatz für Spieler wie Hector und Horn gesucht werden muss und Spieler wie Lehmann zu alt sind. In diesem Jahr halte ich den FC stark genug für die Europa League, wenn das Verletzungspech im neuen Jahr etwas nachlässt.
Zum Abschluss: An der Weser oder am Rhein – wo darf am Samstag gejubelt werden?
Das Spiel ist sehr schwierig zu tippen, aber ich habe tatsächlich ein ganz gutes Gefühl. Ich denke, Werder gewinnt 2:1. Ihr könnt Euch die Punkte dann ja am Mittwoch gegen Leverkusen holen.
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