Folge uns
.

Auswärtsspiel

#SVWKOE-Auswärtsspiel: “In Bremen gibt es eine gewisse Wagenburgmentalität”

Auf den effzeh wartet in Bremen ein formstarkes Werder. Im effzeh.com-Auswärtsspiel spricht SVW-Blindenreporter Florian über Aufwärtstrend, Rückhalt in der Stadt und eine Hoffnung namens Bargfrede.

Foto: Stuart Franklin/Bongarts/Getty Images

Herausstechend ist auf jeden Fall Eure Offensive, die mit Pizarro, Kruse, Gnabry und Co. wirklich saustark besetzt ist. Muss das sein, um vorne mehr zu treffen als hinten zu verschulden?

Mit Co. meinst Du sicherlich Fin Bartels, der bei der Aufzählung der starken Offensive auf gar keinen Fall fehlen darf. Und was die Gegentore angeht: In den letzten beiden Partien hat der FC fünf Mal so viele Tore kassiert. Ich weiß, dass das eine Statistik ohne Aussagekraft ist. Es soll nur verdeutlichen, dass ich durchaus die Hoffnung habe, dass Werder sich in der Defensive stabilisiert. Wobei ich auch mit einem 4:3 gegen den FC sehr gut leben könnte…

Foto: Joern Pollex/Bongarts/Getty Images

Mit 32 Gegentoren stellt Werder die schlechteste Abwehrreihe der Liga – was sind die Gründe für die Defensivschwäche an der Weser?

Zunächst einmal ist diese Statistik nicht ganz fair, weil wir allein an den ersten drei Spieltagen schon zwölf Tore kassiert haben. Seitdem waren es unter Nouri in elf Spielen 20. Das ist zwar nicht prickelnd, bewegt sich aber absolut im Bereich der anderen Teams im Tabellenkeller. Wir haben uns also schon deutlich verbessert. Die Ursache für die vielen Gegentore sehe ich weniger im Personal der Viererkette als im Defensivverhalten der ganzen Mannschaft. Dazu kommt die Unsicherheit, wenn man unten drin steht. Meine Hoffnung auf Besserung heißt Philipp Bargfrede, der in den letzten beiden Spielen erstmals seit seiner Verletzung im Januar wieder in der Startelf stand. Und er ist verdammt wichtig. Seit er 2009 zu den Profis kam, hat Werder mit ihm in 141 Bundesliga-Spielen im Schnitt 1,46 Punkte geholt. In 111 Spielen ohne ihn nur 0,95. Das ist mit Sicherheit kein Zufall. Und am Samstag wird Bargfrede spielen…

In den vergangenen Jahren ist der SVW mehr und mehr Richtung Tabellenkeller gerutscht. Wie ist aus dem einstigen Powerhouse der Liga ein Abstiegskandidat geworden?

Werder ist halt ein Verein, der vom sportlichen Erfolg abhängig ist. Wir haben keinen Kühne, sind keine Werksmannschaft und werden auch nicht von russischen Oligarchen mit Geld beworfen. Von Brausefirmen ganz zu schweigen. Dann reichen einige teure Transfers, die nicht funktionieren, schon aus, um das ganze Gebilde ins Wanken zu bringen. Und die Liste ist lang: Carlos Alberto, Wesley, Arnautovic, Elia, Ekici – um nur einige zu nennen. Ein weiterer großer Fehler war es, Tim Wiese ziehen zu lassen und dafür auf Sebastian Mielitz zu setzen. Seit der Saison 2012/13 haben wir eigentlich keine Konstanz mehr auf der Torhüterposition. Dann haben wir als Nachfolger für Thomas Schaaf noch Robin Dutt geholt, der die letzten Euros, die in Bremen noch rumlagen, in Cedrick Makiadi investiert hat. In einem Kader voller Baustellen kommt der Königstransfer für die Position, auf der wir schon damals mit Junuzovic, Bargfrede, Fritz und mit Abstrichen auch mit Felix Kroos schon sehr gut besetzt waren. Jetzt ist es schwer, wieder den Anschluss nach oben zu finden.

Foto: Stuart Franklin/Bongarts/Getty Images

Bewunderswert ist auf jeden Fall die breite Unterstützung, die Werder bei den Fans genießt. Statt Pfeifkonzerten und Sitzblockaden gab es in der letzten Saison im Saisonendspurt nochmals eine von Fans initiierte Kampagne, die dem Team den Rücken stärkte. Woher rührt diese Einstellung – und wie nimmst du das Ganze wahr?

In Bremen gibt es einfach eine gewisse Wagenburgmentalität. Vielleicht, weil Bremen das kleinste und eines der ärmsten Bundesländer ist. Der Rückhalt für Werder ist in der ganzen Stadt sehr groß. Die Verbindung ist sogar noch enger als in Köln, wo gefühlt jedes zweite Auto einen Geißbock auf der Heckklappe hat. Und die Fans haben sich einen Ruf erarbeitet, den es früher nicht gab. Oder hast Du vor 15 Jahren an frenetische Fans gedacht, wenn Du an Werder gedacht hast? Ich zumindest nicht. Das sind alles Faktoren, die eine Rolle spielen. Dennoch war es erst die Aktion des WFC #TWERDER, die greenwhitewonderwall, die im letzten Jahr alle Kräfte gebündelt hat. Ob die Stimmung im Saisonfinale ohne die Idee einzelner Fans und dem Multiplikator Social Media in dieser Form möglich gewesen wäre, ist zumindest sehr zweifelhaft.

Lest auf der nächsten Seite: Florians Tätigkeit als Blindenreporter,
seine Verbindung zum effzeh und seine Einschätzung zum Spiel am Sam stag

Seite 2 von 3

Mehr aus Auswärtsspiel

.