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Meinung

Sponsoring beim FC Bayern: Der schwierige Umgang mit Moral und Anstand

Neuerdings wird der FC Bayern vom katarischen Staat gesponsert, dessen Flughafen auf den Trikotärmeln prangt – es scheint also egal, woher das Geld kommt. Es zeigt sich erneut, dass der FC Bayern Moral und Anstand nur bei anderen unter die Lupe nimmt, nicht aber bei sich selbst.

Foto: Alexander Hassenstein/Bongarts/Getty Images

Erst die Ultras hoben das Erbe Kurt Landauers hervor

Ohne Zweifel kann man sämtliche Klubs, die mit den Vereinigten Arabischen Emiraten oder Katar enge monetäre Verbindungen eingegangen sind, damit konfrontieren – es wäre wahrscheinlich nie falsch. Beim FC Barcelona hagelte es ebenfalls Proteste, als bekannt wurde, dass Qatar Airways der erste kommerzielle Trikotsponsor der Klubgeschichte sein wird und somit Unicef ablöste.

Beim FC Bayern ist die katarische Politik aber gerade wegen des posthum gewählten Ehrenvorsitzenden Kurt Landauer brisant. Landauer, selbst jüdischer Herkunft, wurde während der NS-Herrschaft in Dachau inhaftiert und konnte erst Jahre nach der Befreiung durch die Alliierten wieder Präsident des FC Bayern werden. Der Publizist Alex Feuerherdt hat in einem lesenswerten Beitrag erläutert, wie der Verein jahrelang mit dieser Episode seiner Geschichte umging: nämlich gar nicht. Es waren die Ultras von der “Schickeria”, die jahrelang das Andenken an Landauer pflegten und ihm Turniere, Choreografien und Weiteres widmeten. Erst Jahre später begann auch der Verein, sich dafür zu interessieren, die Gruppe erhielt sogar eine Auszeichnung vom DFB.

Kurt Landauer, Ehrenpräsident des FC Bayern München (l.) | Foto: CHRISTOF STACHE/AFP/Getty Images

Die Fanszene kritisiert das Vorgehen des Vereins

2013 wurde Landauer dann auf einer Mitgliederversammlung nachträglich zum Ehrenvorsitzenden des Vereins gewählt. Vorausgegangen war eine intensive Ausschlachtung des Erbes, in dem Rummenigge und weitere betonten, wie stolz der Klub auf seine “jüdische Vergangenheit” sei. Die Geschichte Landauers ist mittlerweile beispielhaft aufbereitet und jedem zugänglich, es existieren sogar Aufklärungsfilme gegen Rechtsextremismus, die Landauer thematisieren. Rückblickend scheint dies von Seiten des Vereins allerdings eine gewöhnliche deutsche Form der “Vergangenheitsbewältigung” (Roger Willemsen) gewesen zu sein, es wurde getan “was sich auszahlt” (Feuerherdt).

So verhält es sich schließlich auch mit dem neuesten Katardeal. Nach Schätzungen diverser Experten erhält der Verein für das Ärmelsponsoring mehrere Millionen Euro pro Jahr. Damit liegt er zwar im Trend der Zeit, pfeift aber wie andere auch auf Zivilisation. In der Fanszene gibt es schon seit 2015 scharfe Kritik an dem gewissenlosen Vorgehen des Vereins, man kann sich das Kopfschütteln der Fans, die den Fußball nicht als ein scheinbar unpolitisches Ding sehen, das mit weltpolitischen Entwicklungen nichts zu tun hat, gut hineinversetzen (auch deswegen, weil sich in Köln ähnliche Kooperationen anbahnen könnten).

Alex Feuerherdt kam 2016 zum Schluss, dass Kurt Landauer all das “nicht verdient” habe. Das stimmt immer noch, sieht man davon ab, dass Tote nichts verdienen können und Landauer keinen Einfluss auf seine Hinterlassenschaft mehr hat. Seine Nachfolger stehen allerdings umso mehr in der Verantwortung. Statt dieser gerecht zu werden, bepinkeln sie das Grab des Ehrenvorsitzenden jedoch munter weiter: Am 1. Spieltag der diesjährigen Saison liefen die Bayern prompt mit ihrem neuen Ärmelsponsor auf dem Trikot auf, den Hamad International Airport aus Katars Hauptstadt Doha. Am anderen Ärmel trug der Rekordmeister derweil einen Trauerflor – zum Gedenken an die Opfer der IS-Anschläge in Barcelona.

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