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Meinung

Sponsoring beim FC Bayern: Der schwierige Umgang mit Moral und Anstand

Neuerdings wird der FC Bayern vom katarischen Staat gesponsert, dessen Flughafen auf den Trikotärmeln prangt – es scheint also egal, woher das Geld kommt. Es zeigt sich erneut, dass der FC Bayern Moral und Anstand nur bei anderen unter die Lupe nimmt, nicht aber bei sich selbst.

Foto: Alexander Hassenstein/Bongarts/Getty Images

“Dort wird der Rasen wird mit der Nagelschere gepflegt”

Hoeneß meldete sich im Januar dieses Jahres auch wieder zu Wort, als er erneut auf die Menschenrechtslage in Katar angesprochen wurde. Weil man in Europa friere, sei der FC Bayern wieder mal klüger, denn er sei bei besten Bedingungen in Doha gewesen, wo “der Rasen mit der Nagelschere gepflegt wird”. Eine Aussage wie in Stein gemeißelt. Hoeneß ergänzte sie um die Information, dass die Arbeitsbedingungen in Katar natürlich “nicht perfekt” seien, sie sich aber nicht dadurch verbessern würden, wenn “wenn wir nicht hinfliegen und Diskussionen anstoßen”.

Wer glaubt, man könne Hoeneß’ ignoranten Zynismus nicht in punkto Geschmacklosigkeit toppen, vergisst, dass sein Vorstandskollege immer noch Karl-Heinz Rummenigge ist.

Was kümmert einen schon das Leid der Vielen in Katar, wenn sie doch für den FC Bayern den Rasen millimetergenau zurechtstutzen? Ist das Geld des FC Bayern am Ende nicht sogar der (verbesserungswürdige) Lohn des Sklav… äh, Gärtners von morgen? Es geht hier schließlich auch nicht um irgendwen, sondern um den großen FC Bayern. Müsste diese Ehre nicht eigentlich schon als Lohn ausreichen? Wer kann schon von sich behaupten, den Trainingsplatz des FC Bayern mit der Nagelschere gepflegt zu haben?

Uhren-Schmuggel, Aberglaube und Kontakt mit NGOs

Wer glaubt, man könne Hoeneß’ ignoranten Zynismus nicht in punkto Geschmacklosigkeit toppen, vergisst, dass sein Vorstandskollege immer noch Karl-Heinz Rummenigge ist. Der Aufsichtsratsvorsitzende fiel erstmals in Bezug auf Katar auf, als er 2013 zwei Armbanduhren am Zoll vorbeischmuggeln wollte. Im Januar diesen Jahres sagte er, die Rückrundenvorbereitung in Katar sei schon deshalb notwendig, weil es der Aberglaube gebiete. Überhaupt stünde der FCB in Kontakt mit nicht genannten NGOs, um sich über die Politik Katars zu informieren. Generell hatte Rummenigge den Eindruck, “dass sich etwas bewegt in diesem Land, auch hinsichtlich der Bedingungen für Gastarbeiter.”

Offen blieb, welche Gastarbeiter Rummenigge meinte. Waren es Nordkoreaner, Inder oder Nepalesen? Und warum muss der FC Bayern sich mit irgendwelchen NGOs treffen, um etwas über die Politik des Emirats zu erfahren, wenn es doch in dutzenden an jedem Kiosk erhältlichen Zeitungen zu lesen ist? Eine kurze und wahllose Auflistung: Katar gehört zu den Finanzierern des Daesh, finanziert den Propagandasender Al-Jazeera, unterstützt die Hamas, verbietet Homosexualität unter Androhung von Gefängnisstrafen, die bis zu 15 Jahre dauern können, beschäftigt rund 1,8 Millionen ausländische “Gastarbeiter” und es ist weiterhin offen, ob die israelische Fußballnationalmannschaft im Falle einer erfolgreichen WM-Qualifikation bei der WM 2022 in das Land einreisen darf. Noch Fragen?

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