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Meinung

Schumacher und Ritterbach bei der Mitgliederversammlung: Disqualifiziert!

Mit ihrem Abgang verbannten Toni Schumacher und Markus Ritterbach sich von weiteren Ämtern beim effzeh. Die Vizepräsidenten traten nicht nur nach, sondern zeigten sich als Verächter der Vereinsdemokratie. Ihr Auftritt wird bittere Spuren hinterlassen.

Toni Schumacher und Markus Ritterbach | Foto: Christof Koepsel/Bongarts/Getty Images

Vieles kreiste im Vorfeld der Mitgliederversammlung des 1. FC Köln um folgende Fragen: Treten sie nun stilvoll ab oder nicht? Werden sie dem neuen Vorstand einen guten Anfang ermöglichen? Kurzum: Werden Toni Schumacher und Markus Ritterbach sich aufrichtig zurückziehen und auf das Nachtreten verzichten, wie sie es im Vorfeld mehrfach angekündigt hatten?

Sie beantworteten all diese Fragen mit einem krachenden „Nein“. Wer auf einen sachlichen Abgang der beiden hoffte, wurde schnell enttäuscht. Sie taten alles dafür, um dem neuen Vorstand die Mehrheit unmöglich zu machen. Sie zogen ihren halbjährigen Vorstandskollegen Stefan Müller-Römer vor 3000 Mitgliedern in den Schmutz. Sie tischten den Mitgliedern Märchen aus 1001 Kölsch auf. Rücksichtslos hätten sie in Kauf genommen, dass der Vorstand bei der Wahl durchfällt, um ihre Mütchen zu kühlen und womöglich ihre Posten behalten können.

Schumacher tritt nach, anstatt zu berichten

Foto: INA FASSBENDER/AFP/Getty Images

Nachdem Stefan Müller-Römer seinen Halbjahresbericht vorgestellt hatte, trat Schumacher ans Mikrofon. Sichtbar genoss er den Applaus vieler Mitglieder, der ihn auch nach dem ersten Satz seiner Rede unterbrach. In seinem als „Jahresbericht“ angekündigten Vortrag bilanzierte Schumacher sein gesamtes Wirken. Überschwänglich lobte er sich für seine sportliche Kompetenz, nur einmal habe er einen Fehler begangen. Für den Frauenfußball habe er sich immer eingesetzt, auch wenn „nun andere damit glänzen wollen“. Damit meinte er Stefan Müller-Römer, der in einem halben Jahr allerdings mehr Budget für die Abteilung erwirkte als Schumacher in siebeneinhalb Jahren zuvor.

Rührselig betonte er, wie sehr ihn sein Abschied schmerze und dass er mit „dem Markus“ ja keine „Auseinandersetzung auf dem Rücken des Geißbocks“ wollte. Er behauptete, „keinen Zorn“ zu verspüren, obwohl er ständig nachtrat. Sein Auftritt widersprach dem selbst gesteckten Ziel zutiefst. Nach stehenden Ovationen trat der ehemalige Vizepräsident beleidigt ab und Markus Ritterbach ersetzte ihn am Rednerpult.

Ritterbach spaltet und sät Zweifel

Wer Schumachers Auftritt schon unangemessen fand, wurde von Ritterbach geradezu abgestoßen. Dem einstigen Karnevalisten gelang das Kunststück, Toni Schumacher innerhalb von zwei Minuten wie einen honorigen Redner wirken zu lassen. Gleich zu Beginn stellte er klar, dass er niemals eine Sprachnachricht Werner Spinners weitergeleitet habe – obwohl er alleine vom Kölner Stadt-Anzeiger in mindestens zwei Interviews damit konfrontiert wurde und es da nie abstritt. Er stellte sich als Wohltäter dar, der sich für die Aktivitäten beim CSD und karitativen Zwecken feiern ließ. Das gipfelte in der Formulierung, der effzeh „bringe Kindern Lesen bei“, mit der Ritterbach die herausragende und wertvolle Stiftungsarbeit für seine Zwecke instrumentalisieren wollte.*

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Welchen Anteil er an all dem hatte, ließ er, vermutlich bewusst, offen. Es folgten noch einige üble Spitzen gegen Stefan Müller-Römer ehe Ritterbach betonte, „ein komisches Bauchgefühl“ dabei zu haben, „wie das alles gelaufen ist“. Mit dieser kruden Anspielung zog Ritterbach sowohl den vereinsdemokratischen Prozess in Zweifel, als auch die Angemessenheit des Umgangs mit ihm. Ritterbach spaltete wie im vergangenen Jahr den Saal und hetzte die Mitglieder gegeneinander auf. Eine Wahlempfehlung gab auch er nicht ab, stattdessen empfahl er, „ganz genau hinzuhören“ und riet so implizit von der Wahl von Werner Wolf und Co ab.

Andere werden angestachelt

Mit ihren denkwürdigen Reden stellten die beiden die Weichen für den restlichen Abend. Sie vergifteten die Stimmung und traten ziemlich würdelos ab. Präsident Werner Wolf betonte, dass seine „Hand ausgestreckt“ bliebe, doch was will er damit erreichen? Die Ex-Vizepräsidenten haben sich gestern für alle Positionen disqualifiziert, die der Verein ihnen anbieten könnte. Wie könnte er etwa Toni Schumacher als Markenbotschafter beauftragen, wenn dieser sich ständig über den unfairen Umgang des Vereins mit ihm beklagt? Wer soll mit Markus Ritterbach überhaupt noch zusammenarbeiten wollen, nachdem dieser sich so benahm wie gestern? Auf Rückfragen von Mitgliedern antwortete Ritterbach entweder gar nicht, ausweichend oder er reichte sie gleich an andere weiter. Er nahm sie genauso wenig ernst wie sein Kollege. Auf die Frage an Toni Schumacher, ob er die Sprachnachricht Werner Spinners weitergeleitet habe oder Markus Ritterbach lüge, antwortete Schumacher sinngemäß so: Ich habe schon immer die Wahrheit gesagt und wurde deswegen oft schon raus geworfen. Ich lüge nie und war es nicht.

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Das Verhalten der Ex-Vorstandsmitglieder motivierte ihr vereinspolitisches Umfeld außerdem zu Wortbeiträgen, die dem Vereinsklima ebenfalls Schaden zufügten. Ein Redner kreischte sich bis zur Heiserkeit in Rage, forderte eine Nichtwahl des Vorstandsteams und verstieg sich zur absurden Behauptung, wer „diesen Vorstand wählt, wählt Müller-Römer!“ Sein Vorredner verlangte das Abspielen eines dubiosen Zusammenschnitts des Auftritts von Wolf und Sieger bei „Zwei Kölsch“, warf Müller-Römer ebenfalls Allerlei vor und rief auch zur Nichtwahl auf. Überhaupt scheint der ehemalige Interimspräsident auf das Umfeld Schumachers und Ritterbachs wie der Antichrist zu wirken. Belege für die Behauptungen blieben die Redner zwar schuldig – aber wen interessiert das schon, wenn es doch ohnehin nur um das Anheizen der Stimmung geht?

Das neue Präsidium muss Gräben zuschütten

Was bleibt also festzuhalten? Es ist gut, dass Ritterbach und Schumacher weg sind. Vielleicht war ihr stilloser Abgang auch wichtig, um Legendenbildungen vorzubeugen und sie von weiteren Funktionen im Verein fernzuhalten. Die beiden ehemaligen Vizepräsidenten waren es, die Kritik mit persönlichen Angriffen verwechselten. Sie waren es, die Werner Spinner abservierten und so auch dem Aufsichts- und Beirat zeigten, wie wenig ihnen Kollegialität bedeutet, wenn es um ihre persönlichen Interessen geht. Aber das Gift, das Schumacher und Ritterbach verspritzten, wird vorerst bleiben. Die beiden ehemaligen Vorstände trugen mehr zur Spaltung der Mitgliedschaft bei, als Stefan Müller-Römer oder jeder der anderen Kritisierten es je könnten. Der Schlussstrich, den sie zogen, ist dick. Hoffentlich gelingt es dem neuen Präsidium, die Gräben zuzuschütten, die Ritterbach und Schumacher monatelang ausgebuddelt haben.

*Hinweis: Bei der Lektüre einer vorherigen Version des Textes bestand die Gefahr, dass die Stiftungsarbeit nicht ausreichend gewürdigt wird. Wir haben das dementsprechend angepasst.

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