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Analyse

Neues Vorstandsteam des 1. FC Köln: Wie geht es jetzt unter Wolf, Sieger und Sauren weiter?

Der 1. FC Köln hat ein neues Vorstandsteam, das bei der Mitgliederversammlung seine Vision für die Zukunft des Vereins formuliert. Wie soll diese Vision umgesetzt werden?

Der 8. September 2019 ist der Beginn eines neuen Kapitels beim 1. FC Köln. Das vom Mitgliederrat vorgeschlagene Trio um Werner Wolf, Jürgen Sieger und Eckhard Sauren wählten die Mitglieder mit etwas mehr als 78 Prozent. In einer teilweise turbulenten Mitgliederversammlung wurde der Übergang beim FC eingeleitet. Die kontroversen Diskussionen rund um die Jahresberichte des Vorstands zeigten auf, wie sehr die Einigkeit des Vereins in den letzten Monaten gelitten hatte. Am Ende erhielt das neue Trio jedoch ein starkes Mandat für die nächsten drei Jahre, in denen richtungsweisende Entscheidungen beim 1. FC Köln anstehen. Doch wie soll deren Umsetzung gelingen?

Um die Veränderungsprozesse beim 1. FC Köln anzustoßen, braucht es eine Vision. Eine Vision ist nichts anderes als die Darstellung eines Status Quo, der (dringend) verbessert werden muss. Die Präsentation einer idealisierten Alternative zu diesem Status Quo ist die Grundlage. Um die Veränderung zu erreichen, muss gleichzeitig betont werden, dass sich eine günstige Gelegenheit dafür anbietet – im Rahmen der Mitgliederversammlung hatten die FC-Mitglieder die Möglichkeit, diese Gelegenheit zu nutzen und einem neuen Team das Mandat zu geben. Und um die Kommunikation dieser Vision möglichst wirksam zu gestalten, ist es notwendig, die Kosten der Beibehaltung des Status Quo zu betonen und bei den betroffenen Personen ein Gefühl der Dringlichkeit zu schaffen. Hier könnte das Vorstandsteam auf andere Standorte in der Bundesliga verweisen, die eine rasante und gute Entwicklung genommen haben. Exemplarisch dafür gilt Eintracht Frankfurt – ein Verein, der für Mittelklasseklubs die Benchmark darstellt.

Was macht ein gutes Team aus?

Der Mitgliederrat hatte im Vorfeld der Veranstaltung immer wieder betont, dass er sich nicht für drei Einzelpersonen entschieden hatte, sondern für ein Team – doch was bedeutet das eigentlich? Ein Team verfolgt nach der gängigen Definition ein gemeinsames Ziel und ist auch bereit, gegen hohe Widerstände anzukämpfen und die Verantwortung gemeinsam zu tragen. Im Vergleich dazu hat die “Gruppe” zwar auch ein gemeinsames Ziel, dort wird aber die Verantwortung eher abgeschoben. Ein “Haufen” verfügt über mangelndes Interesse am Ziel, die Betroffenen zeigen in einem solchen Fall auch kein Interesse an Verantwortung. Dafür gab es in der jüngeren Vergangenheit des FC genügend Beispiele.

Foto: effzeh.com

Mit Wolf, Sieger und Sauren hat der 1. FC Köln nun hoffentlich ein “Team” gefunden. Für die erfolgreiche Zusammenarbeit braucht es – wieder nach dem einschlägigen Wissen über Führung und Teamwork – fünf Elemente: Beginnend bei einer Vertrauensbasis sollten die Mitglieder eines Teams untereinander eine Streitkultur entwickeln, um auch kontrovers diskutieren zu können. Aus der Selbstverpflichtung und der Eigenverantwortung ergibt sich dann schlussendlich die Zielorientierung. Wichtig ist in diesem Zusammenhang auch, dass die Teammitglieder untereinander belastbare Beziehungen entwickeln und Unruhe nicht zwangsläufig als Störelement wahrgenommen wird.

Die Zielorientierung im Auge behalten

In ihren Reden gingen Wolf, Sieger und Sauren darauf ein, welche Themenschwerpunkte sie in der anstehenden Zeit bearbeiten möchten. Dabei ergab sich ein bunter Strauß an Inhalten, die von Digitalisierung über die Zusammenarbeit mit der Kölner Sporthochschule bis hin zu den großen Infrastruktur-Projekten rund um Geißbockheim und Müngersdorfer Stadion reichen. Der neue Präsident Werner Wolf formulierte das Ziel, in der Bundesliga zu den besten Mannschaften zu gehören, die ohne den Einfluss von Investoren auskommen. Auch der Erhalt des Fußballs als Volkssport gehöre dazu, ergänzte der 62-Jährige. Für die ersten 100 Tage im Amt hat Vizepräsident Jürgen Sieger bereits ein Papier erarbeitet, dass das Team nun “abarbeiten” wolle, wie Wolf nach dem Ende der Veranstaltung gegenüber den Medienvertretern bekannte.

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Damit es aber gelingen kann, den 1. FC Köln weiterzuentwickeln, braucht es die Kombination aus einer tragfähigen Vision und einem passenden Team, das sich um die Umsetzung der Vision kümmert. Stellt man sich den Verein als einen großen Tanker im Meer vor, fällt auf, wie schwer es werden könnte, diese Entwicklung anzustoßen – der Verein hat über 100.000 Mitglieder, die Sponsoren, Medien und Partner haben vielleicht alle unterschiedliche Interessen. Um die Richtung verändern zu können und alle Betroffenen von diesem Weg zu überzeugen, ist die Kommunikation der Zielorientierung entscheidend – erst dann kann es gelingen, den Tanker 1. FC Köln in die richtige Richtung zu bewegen.

Anfangen mit kleinen Schritten – und kritisch bleiben

Die Veränderungen müssen beim 1. FC Köln nun aber im Kleinen beginnen – und erst einmal die Grundlage schaffen. Dass das neue Vorstandsteam für den Dienstag eine Mitarbeiterversammlung einberufen hat, um sich vorzustellen und vor allen Dingen Ängste zu nehmen, scheint ein guter Schritt. Bei dieser Veranstaltung kann gleich vermittelt werden, welche Vision das Team verfolgt und warum es wichtig ist, vielleicht auch unangenehme Maßnahmen einzuleiten. Dass für die ersten 100 Tage im Amt bereits ein Fahrplan besteht, ist ebenfalls zu begrüßen – das Vorstandsteam wird sich aber daran messen lassen müssen, ob die in den Vorstellungsrunden angesprochenen Themen nur zu Wahlkampfzwecken dienten oder wirklich das darstellen, was sie sich von einem neuen 1. FC Köln versprechen.

Auch hier gilt für die Mitglieder und die interessierte Öffentlichkeit, dass ein kritischer Blick von außen und die ständige Erinnerung an die formulierten Ziele dabei helfen können, nicht den Fokus zu verlieren. Denn am Ende geht es um den 1. FC Köln, nicht um die Personen, die gerade das Sagen haben.

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