Es ist die erste Saison nach dem Abgang von Manager Heidel zu Schalke. Wie hat der Übergang zu Rouven Schröder funktioniert? Wo siehst du noch Schwächen?
Rouven Schröder ist ein ruhiger Typ, der sich dieser Herausforderung – also in die Fußstapfen Heidels zu treten – vollkommen bewusst war. Er macht seinen Job sehr unaufgeregt, zumindest sichtbar unaufgeregt. Sportlich sollte er jetzt eben noch Ersatz finden für Malli, ein paar Groschen dürften dafür ja im Geldbeutel sein.
Kommen wir zu den sportlichen Schwächen: Mainz ist defensiv anfällig. Im Spielaufbau unterlaufen häufig leichtfertige Abspielfehler, genauso krasse Fehlpässe oder es passieren Missverständnisse. So laden sie den Gegner ganz herzlich zum Kontern ein. Wenn die Außenverteidiger dann auch noch mit aufgerückt sind, bietet sich dem Gegner hektarweise Grünfläche auf dem Flügel. Versuchen die Sechser diese Lücken zu füllen, besteht die Gefahr, dass sich Schnittstellen im Zentrum ergeben. Da muss Mainz aufpassen – oder umgekehrt, das kann Köln ausnutzen.
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Nun wechselte just in diesem Winter Christian Clemens von Mainz zurück nach Köln. Warum konnte er sich in Mainz nicht richtig durchsetzen? Und was erwartest du von ihm in diesem besonderen Spiel?
Clemens war immer mal wieder verletzt. Schmidt bevorzugt Spieler, die hundertprozentig fit und durchweg bei der Mannschaft sind. Es hat nicht so wirklich gepasst. Für Clemens ist diese Rückkehr doch ein wunderbarer, fast schon kitschiger Auftakt ins Bundesligajahr 2017.
“Für mich gibt es keinen Favoriten”
Du verfolgst ja sicher auch die Entwicklung des 1.FC Köln. Wie schätzt du die Mannschaft ein, können sie es nach Europa schaffen?
Was hat Peter Stöger am Ende dieses sensationellen Weihnachtsvideos gesagt? „Europa – mit dieser Karnevalstruppn?“ Und danach hat er sich völlig weggeschmissen vor Lachen (grinst). Überragend. Aber mal im Ernst: Auch, wenn es „nur“ ein Weihnachtsvideo und ein Spaß war, ich glaube, sowas kann das Team anheizen. Blickt man auf die Tabelle, sieht man, dass Schalke und Leverkusen womöglich noch einmal nach oben reinwollen. Vorne stehen Hertha, Frankfurt und Hoffenheim, die eigentlich im selben Teich wie Köln fischen. Mit diesen drei Teams muss man sich messen – und mindestens eines davon überholen, will man nach Europa.
Europa ja oder nein, was glaubst du?
(lacht) Ja, weil Bayern das Double holt und den Kölnern somit Platz sieben reichen wird.
Ist der effzeh am Sonntag für dich der Favorit?
Für mich gibt es in diesem Spiel keinen Favoriten. Dieses Spiel ist ein absoluter Richtungsweiser – für beide Teams. Gewinnt Köln, ist es für den FC das Einlassticket in das Theater der Großen, weil man Mainz als Verfolger zwangsläufig abschüttelt.
Ein österreichischer Trainer trifft auf einen Schweizer Fußballlehrer in der Bundesliga. Was gibt das, Taktikgetüftel oder Schlagabtausch?
Peter Stögers authentische Art, seinen österreichischen Schmäh, ich mag das. Taktik spielt sicherlich eine Rolle am Sonntag, aber letztlich wird entscheiden, wer weniger Fehler macht. Klingt brutal banal, ich weiß, aber wenn Mainz seine Fehler abstellt, sind sie im eigenen Stadion eine harte Nuss.
Auf welche Spieler beider Mannschaften wird es ankommen?
Aus Mainzer Sicht hängt es davon ab, wie Schmidt und das Team es schaffen, den abgewanderten Malli und den gesperrten Cordoba zu ersetzen. Mit Danny Latza – er sollte fit werden zum Wochenende – ist ein immens wichtiger Stabilisator zurück im Team. Seine Präsenz im Mittelfeldzentrum braucht Mainz.
Und wie geht das Spiel aus?
Ich habe keine Ahnung. Obwohl ein 3:3 ein nettes Ergebnis wäre, wird es einen Sieger geben. Ein Unentschieden hilft keinem der beiden Klubs.