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Auswärtsspiel

Liebesbrief an den GAK: Fast alles verloren – nur die Liebe nie

Das erste Testspiel der Saison bestreitet der effzeh gegen den GAK 1902 – einen ganz besonderen Verein aus Österreich, wie Dieter Demmelmair in einem schönen Text über seinen Herzensverein beschreibt. Bedingungslose Liebe selbst in schwierigen Zeiten ist uns ja nicht ganz unbekannt…

Das erste Testspiel der Saison bestreitet der effzeh gegen den GAK 1902 – einen ganz besonderen Verein aus Österreich, wie Dieter Demmelmair in einem schönen Text über seinen Herzensverein beschreibt. Bedingungslose Liebe selbst in schwierigen Zeiten ist uns ja nicht ganz unbekannt…

Liebe Fans des großartigen 1. FC Köln,

mein Herzensklub, der GAK 1902, hat die große Ehre, am 9. Juli Euer Team bei uns in Graz begrüßen zu dürfen. Ihr jubelt Eurem Team Woche für Woche in der Bundesliga, der höchsten deutschen Spielklasse, zu. Auch unsere Fans haben viel gejubelt in der (österreichischen) Bundesliga. Ganz besonders gejubelt haben wir über den ersten und bislang einzigen nationalen Meistertitel im Jahr 2004.

Damals wussten wir freilich noch nicht, dass dieser Meistertitel – und der im gleichen Jahr auch errungene Pokalsieg – ein Anfang war, der uns hart an den Rand des endgültigen Endes brachte. Gerade uns, die wir so stolz darauf waren, der erstgeborene Grazer Verein zu sein. Gegründet 1902 – und damit sieben Jahre älter als der Lokalrivale Sturm Graz.

GAK: Vier Konkurse in wenigen Jahren

Um es kurz zu machen (die Langfassung findet Ihr unter „Grazer AK“ in Wikipedia): Dank eklatanter Misswirtschaft vor, während und nach dem Meisterjahr musste unser Klub drei Mal Konkurs anmelden, bekam keine Lizenz für den Profifußball mehr und durfte 2007 nur in der dritthöchsten Spielklasse Österreichs (Regionalliga Mitte) antreten.

Michael Hierzmann/GAK

Dort war u. a. auch Peter Stöger Trainer unseres Klubs. Er trainierte den GAK von November 2011 bis zum Sommer 2012 – sehr erfolgreich, dennoch gelang auch ihm der Aufstieg nicht. Den schafften wir auch im Folgejahr nur knapp (Niederlage in der Relegation) nicht. Mit bitteren Folgen: Der GAK musste im Oktober zum vierten Mal Konkurs anmelden. Der Betrieb wurde eingestellt.

Mit einem Schlag war alles weg – der Verein existierte nicht mehr. Übrig blieben nur mehr Erinnerungen – an legendäre Trainer (u. a. Ex-Bayern-Coach Zlatko „Cic“ Cajkovski, Ex-Bayern-Spieler August Starek oder die Deutschen Hans-Ulrich Thomale, Rainer Hörgl und Weltmeister Klaus Augenthaler), große Spieler wie Leipzig-Coach und Ex-FC-Spieler Ralph Hasenhüttl, Werder-Motor Zlatko Junuzovic, den späteren Arsenal- und Teamgoalie Alex Manninger, Ex-Hansa-Stürmer Igor Pamic, Emanuel Pogatetz (u. a. Hannover 96, Wolfsburg, Nürnberg, Union Berlin), Werner Gregoritsch (Vater von HSV-Stürmer Michael) oder Herfried Sabitzer (Vater von RB Leipzig-Stürmer Marcel).

Sieg an der Anfield Road im Jahr 2004

Und natürlich Erinnerungen an legendäre Spiele wie etwa den Sieg beim großen FC Liverpool im Jahr 2004. In der Quali zur Championsleague hatte unser GAK damals daheim mit 2:0 verloren. An der Anfield Road aber besiegten wir Liverpool mit 1:0 – und waren damit als „Championsleaguesieger-Besieger“ der einzige Klub, gegen den Liverpool in der CL-Saison 2004/05 verlor.

Alles weg? Nein, doch nicht ganz! Engagierte Fans gründeten den Verein Ende 2012 als Mitgliederverein neu, als GAC stiegen wir mit einer Amateurmannschaft in der untersten (achthöchsten) Spielklasse wieder ein. Mittlerweile heißt unser Verein GAK 1902 und hat soeben den vierten Meistertitel in Folge geholt. Trainer ist mit Gernot Plassnegger ein ehemaliger Spieler, der als Profi auch in Deutschland (Saarbrücken, Wolfsburg, Mannheim und Hansa Rostock) Erst- und Zweitligaerfahrung sammelte.

Zuschauerschnitt von 1.500 – im Amateurbereich!

Phönix hat sich einst aus der Asche erhoben. Wir spielen diese Geschichte quasi nach, wissen aber, dass es noch ein langer Flug sein wird, bis wir wieder dort sind, wo wir hingehören: in die Erstklassigkeit. Erstklassig sind aber jetzt schon unsere Fans. Unser Zuschauerschnitt von mehr als 1.500 Fans ist einzigartig in Österreichs Amateurligen.

Foto: Michael Hierzmann/GAK

Spiele gehen verloren, die Liebe allerdings nicht

„Wir lieben unseren Klub, sind immer mit dabei. Die Nummer 1 der Stadt, seit 1902“ heißt es in einem der Gesänge unserer höchst aktiven Kurve. Wie sehr wir unseren Klub lieben, zeigt vielleicht ein Matchbericht, der nach einer Niederlage im Frühjahr auf unserer Homepage erschien. Hier der Beginn und das Ende des damaligen Artikels, dessen Titel „das Match verloren, die Liebe nicht“ lautete:

Dies ist ein sehr persönlicher Matchbericht. Und er beginnt mit einer Rückblende: 29. August 1981, Derby im Stadion Graz-Liebenau. 18.000 Menschen drängten sich in das altehrwürdige Oval. Und mittendrin war ich, erlebe mit 13 Jahren mein erstes Bundesligaspiel. Elf Jahre habe ich in der Schweiz gelebt, österreichische Klubs nur aus der Ferne und vor allem im Europacup verfolgt.Ich wurde „mitgeschleppt”. Ein glühender Roter lud mich ins Stadion ein. Alles war neu, vor allem die hautnah erlebte Verehrung der Kickgötter in Rot und Schwarz. Ja, auch Letzteres habe ich hautnah mitbekommen. Damals stand man noch friedlich „gemischt” auf den Stehplätzen.

Es war ein Desaster, Sturm führte den GAK vor, siegte mit 4:1. Noch vor dem Abpfiff verließen wir das Stadion. Und dennoch blieb ich – nämlich Fan des GAK. Denn da war sie plötzlich da, diese Liebe auf den ersten Kick. Eigentlich ein Virus, steckten mich doch jene Menschen an, die selbst nach diesem Horrorkick trotzdem voller Inbrunst sagten: „Ich bin und bleibe ein Roter!” Ein Virus, der unheilbar ist. Und das ist gut so.

Bald 36 Jahre, mehrere Ligen, Stadien und hunderte großartige und sehr viele weniger großartige Spiele später, stehe ich dann wieder da. Es ist Samstag, 1. April 2017, das Stadion war wieder sehr gut gefüllt. Und der GAK hat wieder verloren. Etwas, was in den letzten dreieinhalb Meisterschaftsspielzeiten übrigens gerade einmal fünf Mal passierte.

Eine Liebeserklärung an den “großartigsten Klub der Welt”

Ich stand da also neben der Outlinie und dachte daran zurück, wie alles begann. Und wie schön es war. Und ist. Und wird. Und dass ich diesen Bericht mit meiner ganz persönlichen Liebeserklärung an den großartigsten Klub der Welt beginnen werde. Und jene wenigen Personen damit ansprechen will, die „es eh schon immer gewusst haben”, die „gleich gesagt haben, dass das so nix wird”. Denen, so ging es mir durch den Kopf, will ich sagen: „Drum prüfe, wer sich ewig bindet.” Und: Wer bei einer solchen Prüfung schwindelt, sollte noch einmal antreten müssen. Da würde sich dann vielleicht herausstellen, dass die angeblich enge Bindung doch nur ein loser Bindfaden ist.

Am nächsten Samstag (Anm. d. Verf.: das war damals der 8. April) trifft unser GAK auswärts auf Rein, Spielort ist Gratkorn (16 Uhr). Ihr werdet hoffentlich alle wieder dort sein und unseren GAK unterstützen. Es geht um Liebe. Und die kennt nicht nur keine Liga. Sie kennt auch keine Niederlagen. Zumindest sollte sie das nicht. Ein weiser Mensch sagte einst: „Liebe mich dann, wenn ich es am wenigsten verdient habe, denn dann brauche ich es am meisten.”

Nach Crystal Palace (2014), Aston Villa (2016) dürfen wir also heuer Euren 1. FC Köln bei uns begrüßen. Wir freuen uns wirklich sehr, uns verbindet ja auch einiges. Wir spielen in Rot und Weiß, wir haben Tradition, wir sind Kult. Aber vor allem lieben wir unseren Klub so sehr, wie Ihr den effzeh. Wir freuen uns auf Euch und schicken schon mal sportliche Liebesgrüße in eure tolle Stadt!

PS: Schaut doch einmal auf der offiziellen GAK-Facebookseite vorbei!

Text: Dieter Demmelmair (GAK-Sportredaktion)

>>> Unsere Antwort, warum wir den effzeh so sehr lieben, findet ihr übrigens beim GAK!

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