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Leonardo Bittencourt: Kölns X-Faktor bringt den Spaß zurück

Lange wurde er schmerzlich vermisst, in der entscheidenden Saisonphase läuft Leonardo Bittencourt aber wieder zur Höchstform auf – der Flügelflitzer brilliert in alter Rolle und sammelt Scorerpunkte ohne Ende.

Cologne's midfielder Leonardo Bittencourt celebrate scoring during the German first division Bundesliga football match 1 FC Cologne v TSG 1899 Hoffenheim in Cologne, western Germany, on April 21, 2017.
Foto: PATRIK STOLLARZ/AFP/Getty Images

Lange wurde er schmerzlich vermisst, in der entscheidenden Saisonphase läuft Leonardo Bittencourt aber wieder zur Höchstform auf – der Flügelflitzer brilliert in alter Rolle und sammelt Scorerpunkte ohne Ende.

Der Wert eines Spielers bemisst sich nicht immer an dem, was er zeigt, wenn er spielt, sondern manchmal auch an dem, was fehlt, wenn er nicht spielt. Dass Leonardo Bittencourt in der Saison 2016/2017 mehr als die Hälfte der Spiele des effzeh verpasste, wird der entscheidende Grund dafür sein, dass dieses Fußballjahr wahrscheinlich nicht als sein Meisterstück angesehen werden wird, dazu fehlte der Kölner Flügelflitzer einfach zu häufig.

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Seine körperlichen Gebrechen reichten dann schon aus, um einen Grundkurs in menschlicher Anatomie mit Auszeichnung zu bestehen: Oberschenkelverletzungen, Sprunggelenksverletzungen und ein Sehnenanriss machten Kölns Nummer 21 zwischenzeitlich schwer zu schaffen. Bittencourts längste Serie als verwendeter Spieler dauerte insgesamt vier Spiele, bevor ihm im Februar wieder eine neue Verletzung zu schaffen machte.

Die Spielanteile steigen – die Torbeteiligungen auch

Seit seinem Comeback Anfang April nähert er sich aber wieder dem an, was man gemeinhin als Spielfitness bezeichnen könnte. Die 45 Minuten gegen Eintracht Frankfurt waren wohl insgesamt dann doch ein zu großer Kraftakt, weshalb Bittencourt im darauffolgenden Spiel gegen Mönchengladbach wieder aus dem Kader genommen wurde, um sich zu erholen. Seitdem jedoch wird der Tank immer voller: Beim Auswärtsspiel in Augsburg reichte die Luft für ungefähr eine Stunde, im Heimspiel gegen Hoffenheim waren es dann schon 68 Minuten. Gegen seinen ehemaligen Arbeitgeber aus Dortmund knackte Bittencourt erstmals wieder die 70-Minuten-Marke. Beim furiosen 4:3 gegen Bremen am Freitag wurde er erst eine Viertelstunde vor dem Ende vom Feld genommen.

Foto: Lars Baron/Bongarts/Getty Images

Dass der Deutsch-Brasilianer nicht im Vollbesitz seiner Kräfte sein kann, verwundert kaum. Die langen Verletzungszeiten unterbrachen den kontinuierlichen Aufbau von Spielfitness, da immer wieder langfristige Pausen genommen werden mussten. Und dennoch: Bittencourt drückt dem Spiel des effzeh durch seine außergewöhnlichen Fähigkeiten seinen Stempel auf – auch wenn er nach den Spielen mehr Regenerationszeit benötigt als sonst.

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Nicht zuletzt deswegen sagte Peter Stöger dem Fachmagazin Kicker, dass einige seiner Spieler “total überlastet” seien und deswegen keine “hohe Trainingsintensität” mehr möglich wäre. Damit die Spieler in den verbleibenden beiden Spielen überhaupt nochmal in der Lage sein zu können, mit voller Intensität wie gegen Bremen zu spielen, bedarf es jeder Menge Arbeit – in erster Linie durch die Physiotherapeuten.

Nach der Gala gegen Bremen: Bittencourt als Spieler des Tages

Für Bittencourt steht insgesamt dennoch eine beeindruckende Scorerbilanz zu Buche: Drei Tore und sieben Vorlagen in insgesamt 839 absolvierten Minuten verdeutlichen seine wichtige Rolle im Konstrukt von Peter Stöger. Damit ist der schnelle Rechtsfuß alle 84 Minuten an einem Tor des effzeh beteiligt – man stelle sich vor, diese Rechnung würde auf 34 mal 90 Minuten übertragen…Der effzeh wäre wohl uneinholbar Deutscher Meister.

Drei Tore und sieben Vorlagen in insgesamt 839 absolvierten Minuten verdeutlichen seine wichtige Rolle im Konstrukt von Peter Stöger. Damit ist der schnelle Rechtsfuß alle 84 Minuten an einem Tor des effzeh beteiligt – man stelle sich vor, diese Rechnung würde auf 34 mal 90 Minuten übertragen.

Das jüngste Heimspiel gegen Bremen förderte dabei Bittencourts große Bedeutung zu Tage: Kölns Nadelspieler brillierte mit einem Kopfballtor, einer Kopfballvorlage und einer mehr unfreiwilligen Torbeteiligung nach einem Eckball. Seine Passquote von 89 Prozent bewegte sich ebenfalls im sehr guten Bereich, insgesamt gab der ehemalige U21-Nationalspieler vier Torschüsse ab, er kam auch auf genauso viele Torschussvorlagen. Nicht zuletzt deswegen kürte der Kicker seine Leistung mit einer glatten Eins, das Fachmagazin wählte ihn sogar zum Spieler des Tages.

Bittencourts Stärken: Beweglichkeit und Tempoläufe

Foto: Lukas Schulze/Bongarts/Getty Images

Doch was genau macht ihn eigentlich so stark und unberechenbar? Wodurch wird Bittencourt zum X-Faktor im Kölner System? Fehlte in den letzten Saisons noch ein Spieler, der im direkten Duell mit dem Gegenspieler den Unterschied machen kann, sucht Kölns Nummer 21 vorrangig auf der linken Seite oft und gerne das Eins-gegen-Eins. Seine Beweglichkeit und Tempoläufe sind dabei wertvolle Bausteine im Offensivspiel des effzeh. Er sucht gerne das Dribbling, bespielt zusammen mit seinem Partner Jonas Hector die Halbräume im linken Mittelfeld.

Kölns Nummer 21 sucht vorrangig auf der linken Seite oft und gerne das Eins-gegen-Eins. Seine Beweglichkeit und Tempoläufe sind dabei wertvolle Bausteine im Offensivspiel des effzeh. Bittencourts schnelle Auffassungsgabe manifestiert sich in der Vorlage für Zollers 3:2 gegen Bremen.

Dadurch, dass Kölns (bisher) einziger aktueller deutscher Nationalspieler gerne den Weg nach vorne sucht und durch die hohe Positionierung im zweiten Drittel Breite bringt, entstehen Räume, die Bittencourt durch seine Schnelligkeit und Dribbelstärke bespielen kann. Als Rechtsfuß sucht er dabei naturgemäß eher den Weg ins Zentrum und bietet sich zwischen den Linien an, um die Präsenz und die Verbindungen zu stärken. Seine schnelle Auffassungsgabe manifestiert sich in der Vorlage zu Zollers 3:2 gegen Bremen.

Gefährlich mit und ohne Ball

Dennoch muss man anmerken, dass Bittencourt mittlerweile vermehrt in den richtig torgefährlichen Räumen auftaucht, um selbst zum Abschluss zu kommen – in seiner Anfangszeit in Köln sah das noch anders aus. Bis zu seinen ersten Torerfolgen hatte es ja auch eine gewisse Zeit gedauert. In der Arbeit gegen den Ball ist er allerdings sehr aufmerksam für einen Offensivspieler: Er zeichnet sich insbesondere durch hohes Tempo im Anlaufen des Gegners sowie durch starke Hartnäckigkeit im Verfolgen der Gegner aus.

Diese Stärken wird die Frohnatur auch im rheinischen Duell gegen Leverkusen einbringen wollen, um dann am Ende der Saison gegen Mainz für eine große Partie sorgen zu können – wie lange er danach die Beine hochlegen kann, liegt an der Platzierung des effzeh.

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