Das erste Heimspiel des Jahres steht an – die “Wölfe” sind zu Gast in Müngersdorf. Über den Abwärtstrend in Wolfsburg, individuelle Qualität und Rückkehrer Yannick Gerhardt sprechen wir im #KOEWOB-“Auswärtsspiel” mit VfL-Fan Daniel.
Zu den Spielen unseres geliebten und glorifizierten ersten Fußballclubs Köln werden wir auch in dieser Saison einem Fan der gegnerischen Mannschaft ein paar Fragen stellen. Und weil Gegner ja immer irgendwie “auswärts” sind, egal ob der effzeh zu Hause oder auf fremdem Platz antritt, und weil die Sichtweise von “auswärts” kommt, heißt die Kategorie folgerichtig “Auswärtsspiel”. Wir sind nicht nur gespannt, wieviel effzeh in den Anhängern der anderen Bundesligisten steckt, sondern erwarten auch eine Einschätzung zur Situation der eigenen Mannschaft.
Nach dem Kantersieg beim Tabellenschlusslicht Darmstadt 98 geht es für den 1. FC Köln wieder gegen ein Kellerkind der Liga, wenngleich auch ein überraschendes. Trotz großer Investitionen hinkt der VfL Wolfsburg seinen Zielen weit hinterher und findet sich im Abstiegskampf wieder. Mit VfL-Blogger Daniel (Kaestorfer.wordpress.com), als gebürtiger Niedersachse aktuell im schwäbischen Exil, sprechen wir über den Abwärtstrend in Wolfsburg, die hohe individuelle Qualität im Team und wie sich Rückkehrer Yannick Gerhardt außerhalb der effzeh-Welt schlägt.
19 Punkte nach 18 Spielen, der VfL Wolfsburg steckt mitten im Abstiegskampf. Das hattest du dir vor der Saison sicherlich ganz anders vorgestellt, oder?
Dass wir nicht oben mitspielen werden, war mir eigentlich schon vor der Saison klar. Schaut man sich nur mal unsere Rückrunde der Saison 15/16 an, dann erkennt man, dass sich die Mannschaft mit dem Trainer & Management auf dem absteigenden Ast befand. Die Zeit von Dieter Hecking als Trainer lief mehr und mehr ab. Dies sah man nicht nur an den Ergebnissen in der Rückrunde, sondern auch am Spielstil, den es augenscheinlich nicht wirklich gab.
Schaut man sich nur mal unsere Rückrunde der Saison 15/16 an, dann erkennt man, dass sich die Mannschaft mit dem Trainer & Management auf dem absteigenden Ast befand. Die Zeit von Dieter Hecking als Trainer lief mehr und mehr ab. Dies sah man nicht nur an den Ergebnissen in der Rückrunde, sondern auch am Spielstil.
Was sind denn aus deiner Sicht die Gründe für den Niedergang der „Wölfe“? Immerhin wurdet ihr nach dem Pokalsieg 2015 als Nummer zwei im Land gehandelt.
Und hier fängt im Grunde genommen schon die Misere an. Wir haben es nach dem Pokalsieg (das für mich persönlich schönste Erlebnis nach der Meisterschaft 2009) es nicht geschafft, unser Team so zusammenzuhalten, dass es so hätte weitergehen können. Am vorletzten Transfertag geben wir die beiden besten Spieler unserer Saison mit Ivan Perisic und Kevin de Bruyne ab. Ob dies nun von VW so gewollt war, da man das große Geld sah oder aber unser Manager für das Richtige hielt ist bis dato noch nicht so ganz klar. Einen Tag später kam dann Julian Draxler aus Schalke für eine Rekordablöse zu uns und sollte diese Spieler ersetzen. Auf dem Papier schon ein unmögliches Vorhaben, aber so denkt man bei uns eben.
Seit Oktober steht Valerien Ismael an der Seitenlinie, er ersetzte den geschassten Dieter Hecking. Was macht der VfL Wolfsburg unter dem Franzosen anders als zuvor?
Da muss ich wirklich überlegen. Es mag sein, dass er vielleicht mit den Spielern eine andere Kommunikationsschiene fährt und das Team an sich innerhalb etwas besser wirkt. Ansonsten gibt es da nicht viel. Ich bin kein Befürworter für Valerien Ismael. Es war die damals einfachste Lösung für Klaus Allofs einen Trainer zu integrieren. Im Trainingslager hat man nun sehr viel Wert auf die Kondition gelegt. Zu sehen ist da persönlich noch nicht so viel. Wir laufen weniger als vor dem 17. Spieltag und haben unser Hauptproblem, einen Spielstil zu finden, immer noch nicht ad acta gelegt. Hohe lange Bälle von unseren Verteidigern auf die Mittelfeldspieler und vorne hilft schon Mario Gomez. Das ist derzeit unser Muster. Nicht schön und auch nicht wirklich erfolgreich. Deshalb verwundert es auch nicht, dass man gegen Augsburg eine 1:2-Heimspielniederlage hinnehmen musste. Nicht zuletzt, da keine Zeichen vom Trainer gesetzt wurde und Spieler mit schwachen Leistungen über 90 Minuten auf dem Platz stehen durften. Dass sich dies nun schlagartig gegen den effzeh verändert, glaube ich nicht.
Im Winter habt ihr ordentlich zugeschlagen – Malli, Ntep, Bazoer, Osimhen und Dejagah kamen nach Wolfsburg, Störenfried Julian Draxler machte den Abflug gen Paris. Eine Transferpolitik, die dir zusagt?
Hört sich erstmal schön an. Zudem konnten wir Draxler sogar noch mit einem Gewinn verkaufen. Das hat unser Neu-Manager Olaf Rebbe schon sehr gut gemacht. Sehr positiv ist auch der Kauf von Malli, der ohne großes Störfeuer schnell im Hintergrund abgewickelt wurde. Mit Paul-Georges Ntep haben wir endlich einen schnellen Außenspieler geholt, den man ohne seinen auslaufenden Vertrag am Saisonende nur bei größeren Topclubs in Europa gesehen hätte. Der bullige 24-jährige Franzose konnte in seinen ersten beiden Spielen schon einen guten Eindruck hinterlassen, auch wenn er noch ein bisschen Zeit benötigt. Richedly Bazoer haben wir von Ajax Amsterdam geholt und bei ihm hoffen wir, dass er demnächst mal seine ersten Minuten in der Bundesliga erhält. Auch ein enorm großes Talent, dass man eigentlich als Ersatz für Luiz Gustavo geholt hat, der allerdings immer noch in unserem Team spielen darf. Victor Osimhen haben wir bereits im Sommer verpflichtet, aber aufgrund seines Alters durfte er im Januar erst registriert werden. Er hatte leider zuletzt einige Verletzungen, die ihn etwas zurückgeworfen haben. Vielleicht wird man ihn noch diese Saison im Sturm sehen.
Ansonsten gefallen mir die Transfers schon. Das eingenommene Geld von einem Spieler wurde in mehrere Spieler investiert. Leider konnten wir keinen Innenverteidiger und gescheiten Rechtsaußen verpflichten. Zwar haben wir einen Dejagah aus dem Katar geholt, der dort allerdings auch nicht mit Leistung aufgefallen ist. Es ist etwas für die kaputten Wolfsburg-Herzen aus der Vergangenheit. Außerdem hätte man auch unsere Rechtsverteidiger-Position noch aufbessern können, da dort im Moment unser gelernter Mittelfeldspieler Paul Seguin zum Zuge kommt. Mir wäre es noch am liebsten, wenn wir einen Trainer hätten, der noch mehr auf unsere Jugend setzen würde. Wir haben nun zwar mit Maximilian Arnold, Robin Knoche, Jannes Horn Spieler aus der eigenen Jugend, die man sicherlich noch häufiger für die großen Altstars bringen könnte. Zudem haben wir vor kurzem erst einige Jugendspieler mit Profiverträgen ausgestattet, die sehr vielversprechend sind. Es gilt eben diese Spieler auch an das Team heranzuführen und ihnen Spielzeit zu geben.
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Zählbares in Köln und die Rückkehr von Yannick Gerhardt