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Analyse

Kaderplanung beim 1. FC Köln: Die Angst vor der rosaroten Brille

Der Aufstieg des 1. FC Köln rückt immer näher – im Hintergrund dürfte eifrig am Kader für die Bundesliga gewerkelt werden. Auf welchen Positionen der effzeh Bedarf hat und wo nicht, erklärt unsere Kaderanalyse.

REGENSBURG, GERMANY - DECEMBER 07: Armin Veh looks on prior to the Second Bundesliga match between SSV Jahn Regensburg and 1. FC Koeln at Continental Arena on December 07, 2018 in Regensburg, Germany. (Photo by Sebastian Widmann/Bongarts/Getty Images)
Foto: Sebastian Widmann/Bongarts/Getty Images

Frederik Sörensen ist leider der einzige wirkliche Verlierer des Kölner Neuaufbaus: Seine Hoffnung auf einen Wechsel erfüllte sich nicht, und leider kam er auch nach dem Wechsel auf eine Dreierkette nie in Form, obwohl er für dieses System eigentlich prädestiniert wäre. Als zentraler Mann in der Abwehr kommt in den letzten Spielen auch Marco Höger zum Einsatz, was andere Teams in der ersten Liga mit defensiven Mittelfeldspielern wie Kevin Vogt oder Makoto Hasebe erfolgreich vorgemacht haben. Ob Högers Stärken in der Spieleröffnung und Stellungsspiel auch in der Bundesliga ausreichend zur Geltung kommen und er im Verbund mit seinen Nebenleuten in der Lage ist, gegen Teams mit schnellen Stürmern zu bestehen, wird sich zeigen müssen.

Drexler als spielbestimmender Mann in der Offensive

Jorge Meré wäre der einzige Spieler, der in der Beletage ohne Fragezeichen bestehen könnte, Czichos und Sobiech haben keine beziehungsweise keine große Bundesliga-Erfahrung, Sörensen wird im Sommer den Verein vermutlich verlassen. Der effzeh braucht also zwei Innenverteidiger (sollte Meré den Verein in Richtung Spanien verlassen, sogar drei), die auf jeden Fall in der Lage sein sollten, vorhandene Tempodefizite auszugleichen.

Im Mittelfeld hat Armin Veh im letzten Sommer bewiesen, dass er in der Lage ist, bekannte Schwachstellen erfolgreich auszugleichen. Louis Schaub und Dominik Drexler brachten dringend benötigte Torgefahr und Esprit. Drexler besticht dabei durch eine Fähigkeit, die auch Thomas Müller häufig zugeschrieben wurde. Er besetzt in der Offensive Räume, die nicht an eine spezifische Position gebunden sind und schafft es dabei immer wieder, sowohl selber abzuschließen als auch Mitspieler erfolgreich einzusetzen. Seine bisherige Bilanz von 22 Torbeteiligungen in 30 Pflichtspielen ist absolut außergewöhnlich, und auch wenn er als fast 29-Jähriger bisher noch kein einziges Spiel in der Bundesliga bestreiten durfte, stehen die Chancen sehr gut, dass er auch dort seinen Beitrag leisten wird.

Defensives Mittelfeldzentrum des 1. FC Köln: Verstärkung nötig

Mit Louis Schaub ist dem effzeh ebenfalls ein großartiger Transfer gelungen. Sein Tor des Monats gegen Dresden stand dem wundervollen Treffer von Zoran Tosic gegen Hannover in nichts nach, und auch seine zahlreichen Vorlagen und Dribblings auf engem Raum sind ein Genuss. Vincent Koziello konnte sein Potenzial leider bisher ebenso wenig dauerhaft zeigen wie andere junge Mittelfeldspieler im FC-Kader wie Salih Öczan, Niklas Hauptmann und Nikolas Nartey. Dennoch ist die Besetzung des Mittelfelds auch für die Eliteklasse vielversprechend, leider mit einer elementaren Ausnahme.

COLOGNE, GERMANY - MARCH 31: Players of Cologne celebrate after the Second Bundesliga match between 1. FC Koeln and Holstein Kiel at RheinEnergieStadion on March 31, 2019 in Cologne, Germany. (Photo by Juergen Schwarz/Bongarts/Getty Images)

Foto: Juergen Schwarz/Bongarts/Getty Images

Der effzeh hat mit Geis, Höger, Koziello, Schaub, Drexler, Öczan und Hauptmann ein vergleichsweise kleines und gerade in der Defensive eher langsames Mittelfeld. Wenn der Verein auch in einer Etage weiter oben auf ein System mit einem 6er setzen sollte, wie es in dieser Saison bei beiden gespielten Formationen der Fall ist, hat der aktuelle Kader ein großes Defizit. Auch in der zweiten Liga bieten sich den Gegnern bei Kölner Ballverlusten enorme Räume, diese würden nach einem Aufstieg weit härter bestraft und wären gerade bei offensiver Grundausrichtung (wie sie Markus Anfang mutmaßlich auch oftmals wählen wird) eine fatale Hypothek. Auf der Wunschliste steht also ein schneller, kopfballstarker und dennoch ballsicherer Spieler, der in der Lage ist, in Kombination mit den gesuchten schnelleren Abwehrspielern die defensive Konteranfälligkeit drastisch zu reduzieren.

Sich durch den Aufstieg nicht blenden lassen

Im Sturm hat der Verein mit der Verpflichtung von Anthony Modeste bereits für die Bundesliga vorgebaut. Auch wenn der aktuelle Zustand mit drei Topscorern, die alle Stammplatzansprüche erheben, nicht ganz einfach zu moderieren ist, wären einige Erstligisten glücklich, drei solche Stürmer in ihren Reihen zu haben. Vorausgesetzt, Modeste findet auch in der erste Liga zu alter Stärke zurück, wäre die Kombination mit der körperlichen Wucht von Cordoba sehr vielversprechend. Und auch wenn Simon Terodde in der öffentlichen Wahrnehmung eher als Zweitligastürmer gilt, sollte man auch ihn nicht abschreiben. Der Bedarf also: Allenfalls ein Talent, das im Zentrum wie auf den Flügeln spielen kann.

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Im Kern hat der Verein im Moment des drastischen Absturzes vor einem Jahr den größten Beitrag geleistet, die enorme Lücke zwischen Erster und Zweiter Liga nach einem Aufstieg schnell wieder schließen zu können. Kaum auszudenken, wenn zusätzlich zu den vorhandenen Schwachstellen auch noch Spieler von der Qualität eines Timo Horn, Jorge Meré, Jonas Hector, John Cordoba (wer hätte vor einem Jahr gedacht, dass man das nun sagen würde) geholt werden müssten. Wenn der Verein sich nicht durch die aktuelle Siegesserie blenden lässt und es im Sommer schafft, sowohl seine Leistungsträger zu halten als auch Spieler zu finden, die wie Schaub und Co. im Vorjahr den Kader verstärken, stehen die Chancen gut, den Fahrstuhl länger als ein Jahr zu verlassen. Und um etwas anderes geht es zum Glück ja auch erst einmal nicht.

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