Flutlicht, Freitagabend, FC Ingolstadt. Diesmal im Auswärtsspiel: Der ehemalige Ingolstädter Profi Ralph Gunesch, der über das Werksklub-Image, die Defensivstärke und sein erstes Mal im Müngersdorf spricht.
Zu den Spielen unseres geliebten und glorifizierten ersten Fußballclubs Köln werden wir auch in dieser Saison einem Fan der gegnerischen Mannschaft ein paar Fragen stellen. Und weil Gegner ja immer irgendwie “auswärts” sind, egal ob der effzeh zu Hause oder auf fremdem Platz antritt, und weil die Sichtweise von “auswärts” kommt, heißt die Kategorie folgerichtig “Auswärtsspiel”. Wir sind nicht nur gespannt, wieviel effzeh in den Anhängern der anderen Bundesligisten steckt, sondern erwarten auch eine Einschätzung zur Situation der eigenen Mannschaft.
Zum Abschluss der “Englischen Woche” hat der effzeh den FC Ingolstadt zu Gast. Der Aufsteiger spielt bislang eine bravouröse Rolle in der Bundesliga – und hat mit drei Auswärtssiegen zum Auftakt gleich einmal einen neuen Rekord aufgestellt. Für das effzeh.com-Auswärtsspiel sprachen wir mit Ralph Gunesch, der bis zum Sommer für den FCI die Schuhe schnürte. Der ehemalige Ingolstädter erklärt uns, warum das Image des Werksklubs Quatsch ist, dass die Defensiv der Schlüssel der Hasenhüttl-Elf ist und warum er an das Müngersdorfer Stadion ganz besondere Erinnerungen hat.
effzeh.com: Für dich endete im Sommer deine dreijährige Zeit beim FC Ingolstadt, die du zum Abschluss mit dem Aufstieg krönen konntest. Verfolgst du nach deinem Abgang das Geschehen bei den Schanzern noch?
Ralph: Da ich ja immer noch unweit des Stadions wohne und bei der 2. Mannschaft ein bisschen mittrainiere, verfolge ich es natürlich und habe zu einigen Jungs auch engen Kontakt.
effzeh.com: Ingolstadt gilt allgemein als ein weiterer Werksklub ohne Tradition und Fanbasis. Wie hast du das alles in deiner Zeit beim Verein wahrgenommen?
Ralph: Ich empfehle jedem, der sich dieser Meinung, anschließt einmal eine etwas nähere Betrachtung des Vereins und der Strukturen innerhalb des Vereins (nur als Beispiel: Ein Fanvertreter sitzt in einer eigens dafür geschaffenen Position im Vorstand). Die FAZ hat in den letzten Tagen da einen sehr interessanten Artikel verfasst.
effzeh.com: Als Nachfolger des glorreichen effzeh durftest du im Sommer die Schale des Zweitligameisters in die Höhe stemmen. Dein schönster Karrieremoment? Waren die Feierlichkeiten ausgiebig?
Ralph: Es gehört sicherlich zu den Top 3 meiner Karriere und im Allgemeinen wurde dieser Titel sicherlich auch gebührend gefeiert. In der Woche nach dem Aufstieg war das bei einigen hier definitiv Champions-League-würdig (am Glas).
effzeh.com: Wie der effzeh besticht der FCI durch eine starke Defensive, die auch in der 1. Liga überzeugt. Ist die Abwehr das Erfolgsgeheimnis und der Schlüssel zum Klassenerhalt?
Ralph: Das war definitiv der Schlüssel in der Zeit, seit Ralph Hasenhüttl die Mannschaft übernommen hat. Es war und ist sehr schwer gegen den FCI Tore zu schiessen. Und bei wenigen Gegentoren ist die Wahrscheinlichkeit häufig zu verlieren nunmal geringer.
effzeh.com: Trainer Ralph Hasenhüttl, die Führungsspieler Marvin Matip und Moritz Hartmann – alle mit Kölner Vergangenheit. Brauchte es das effzeh-Gen für den Ingolstädter Erfolg?
Ralph: Da der effzeh ja die letzten Jahre national und international das Fussballgeschehen mitbestimmt hat, ist man in Ingolstadt froh, dass man Leute verpflichten konnte, die wissen, was es heisst zu gewinnen.
effzeh.com: Apropos Moritz Hartmann: Der Ex-Kölner schoss Euch beim letzten Aufeinandertreffen im Müngersdorfer Stadion zum Sieg. Auf wen müssen wir diesmal achten?
Ralph: Moritz sollte man auch dieses Mal auf dem Schirm haben. Dazu vielleicht noch Leute wie Matthew Leckie, Stefan Lex und Lukas Hinterseer, die sehr von ihrer Schnelligkeit profitieren.
effzeh.com: Wir hatten Euch vor dem 0:1 als “dankbaren Gegner” bezeichnet, du hattest das auf Twitter dankbar aufgenommen. War das die Extraportion Motivation für Euch?
Ralph: Extramotivation nicht, aber ich war schon sehr verwundert, dass man uns als “dankbaren Gegner” auswärts betitelte. Vielleicht war das letzte Kölsch am Vorabend etwas zu warm gelagert beim Autor, aber ich denke, wir haben bewiesen, dass wir sehr unangenehm zu bespielen waren und sind.
effzeh.com: Es war dein drittes Mal in Müngersdorf – und dein erster Sieg! Ein ganz besonderes Erlebnis für dich?
Ralph: Es war schön, auch mal mit einem Sieg das Stadion zu verlassen – von daher natürlich etwas besonderes.
effzeh.com: Viele gegnerische Spieler kommen gern nach Köln, loben stets die großartige Atmosphäre im Stadion. Waren die Spiele in Köln auch für dich Highlights?
Ralph: Also mir persönlich hat es immer Spaß gemacht in Köln zu spielen. Könnte daran liegen, dass das erste Bundesliga-Spiel meines Lebens als kleiner Junge im Müngersdorfer Stadion war (1991 effzeh – 1. FC Kaiserslautern 2:6). Aber auch, dass die Zuschauer so nah dran sind und der Platz immer gut war :)
effzeh.com: Was verbindest du sonst noch mit dem effzeh? Wie siehst du die derzeitige Entwicklung des Klubs?
Ralph: Lange Zeit (vor der nationalen und internationalen) Dominanz war der effzeh ja quasi Haus- und Hoflieferant der Yellow Press. Da ist es in den letzten Monaten/(wenigen) Jahren etwas ruhiger geworden und eine gewisse Konstanz und Ruhe hat sich breit gemacht. Alles Dinge, die durchaus erfolgsfördernd
sind.
effzeh.com: Zum Abschluss: Wie lautet dein Tipp für das Duell der österreichischen Aufstiegstrainer?
Ralph: 1:1