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Auswärtsspiel

Im Kopp von Dieter Mopp

Lange haben wir für unser Auswärtsspiel nach einem Hoffenheim-Fan gesucht, dann schlossen wir die Augen und fanden ihn: Parade-Fan Dieter Mopp. Ein sympathischer alter Mann.

Foto: Alex Grimm/Bongarts/Getty Images

Lange haben wir nach einem Fan der traditionsreichen Turn- und Sportgemeinschaft Hoffenheim aus dem Jahre 1899 gesucht, so richtig gefunden haben wir keinen, obwohl wir auch in den dunklen Ecken nachgeschaut haben. Dann haben wir die Augen geschlossen und ihn doch entdeckt, Hoffenheim Parade-Fan Dieter Mopp, der uns für das Auswärtsspiel Rede und Antwort stand. Ein sympathischer alter Mann.

effzeh.com: Dieter, schön dass du dir Zeit für uns nimmst.

Dieter Mopp: Ach ja, die schöne Zeit. Als Rentner im Kraichgau hat man ja viel davon. Gestern erst bin ich am Heuchelberg entlang gewandert. Direkt auf die Heuchelberger Warte. Da hat man einen traumhaften Ausblick auf unsere feine Landschaft. Da meinte meine Frau, das sei fast so schön gewesen wie die Dribblings von Kevin Volland. Das hat mich sehr glücklich gemacht, dass sich meine Frau doch jetzt auch für den Fußball interessiert. Abends hat sie mir dann auch noch ein Blauschimmelkäsebrot geschmiert. Wisst ihr, das ist ja die Farbe meines Vereins. Blauschimmel. Ach ja, die Edith ist ein wahrer Schatz.

effzeh.com: Das ist ja schön Dieter, dass es euch so gut geht. Aber vielleicht erzählst du mal lieber, wie du Hoffenheim-Fan wurdest.

Mopp: Das war eigentlich Liebe auf den ersten Blick. Bis vor acht Jahren dachte ich noch, Lothar Matthäus sei ein ungarischer Philosoph und Franz Beckenbauer der letzte Habsburger Kaiser gewesen. Doch dann hatte ich auf unserer betriebsinternen Weihnachtsfeier in der Tombola zwei Tickets für die TSG gewonnen. Die Edith hat ja zu der Zeit vor ihrem Bandscheibenvorfall auch noch für die TSG mit ihren Frauen geturnt. Also habe ich sie mitgenommen. Der 10. Februar 2008 gegen Borussia Mönchengladbach, da erinnere ich mich noch wie gestern dran. Mönchengladbach war ja früher mal richtig gut, das wusste ich. Dann hatten die auch schnell 2:0 geführt, doch in der zweiten Halbzeit haben unsere Männer in blau eine richtige Aufholjagd gestartet und noch 4:2 gewonnen. Francisco Copado mit dem Doppelpack und am Ende Demba Ba mit der Entscheidung. Der Junge war eine schwarze Granate.

effzeh.com: Und wie ging es dann weiter?

Mopp: Ich fand richtig Gefallen an der Sache. Ich hatte nämlich auch gemerkt, dass wir relativ oft gewinnen und unsere Jungs den anderen Spielern in der zweiten Liga technisch weit voraus waren. Ich konnte dann auch schnell meine alten Kollegen von der Firma begeistern und wir gründeten ein Jahr später, nachdem wir alle in Rente gingen, den Fanclub “Pensionsgruppe Stimmung”. Seitdem sammeln wir auch immer die Klatschpappen, wenn sie denn mal ausgeteilt werden, und machen damit richtig Rambazamba.

effzeh.com: Okay, klingt aufregend. Da wären wir dann auch beim Thema Fankultur…

Mopp: Ich muss ja sagen, dass eure Fans immer Leben bei uns in die Bude bringen, aber mir ist das manchmal zu aggressiv. Ich trinke auch gerne mal meine Weißweinschorle vor dem Spiel, aber dieses betrunkene Gegröhle geht mir irgendwie auf den Keks. Schon unsere Kraichgauer Jugend wird immer verkorkster und macht da dieses Ultra. Das gehört für mich nicht ins Stadion, sondern ins Gefängnis. Das hat doch nichts mehr mit Kultur zu tun.

effzeh.com: Nunja, an dieser Stelle kommen wir wohl nicht auf einen Nenner. Also reden wir doch lieber mal über das Sportliche. Hoffenheim hat in den Jahren der Erstligazugehörigkeit mit Ausnahme der Saison 2012/13 immer einen Tabellenplatz zwischen 7 und 11 erreichen können. Warum läuft es in dieser Spielzeit auf eine zweite Ausnahmesaison hinaus?

Mopp: Vor zehn Jahren haben wir noch in der Oberliga gespielt. Wer hätte damals gedacht, was man sich mit Geld so alles kaufen kann!? Es gibt in jedem Unternehmen gute und nicht so gute Jahre. Die sind durchaus mit eingeplant. Ich als Fan bin aber gespannt, wie lange das unser Großinvestor noch mitmacht, wenn nicht in den nächsten drei Jahren auch mal internationales Flair über dem schönen Kraichgauer Land schwebt. Diesen Messi würde ich schon einmal gerne in der WIRSOL Rhein-Neckar-Arena sehen.

effzeh.com: Ist das nicht sehr mutig, von Tabellenplatz 16 aus mit einer internationalen Teilnahme zu liebäugeln?

Mopp: Hey, ihr seid doch effzeh-Fans! Das müsstet ihr doch am besten wissen, dass das geht! Mein Freund, der Rudi aus Bergheim, der redet auch immer über den Europapokal.

effzeh.com: An dieser Stelle sollten wir dir aber vielleicht sagen, dass wir Kölner, und der Rudi sicherlich auch, das gar nicht so ernst meinen…

Dieter: Wir aber schon. Ich finde das auch irgendwann langweilig, immer gegen die gleichen Mannschaften zu spielen. Die Edith würde auch gerne mal nach Lissabon oder Rom reisen und wir können doch reichlich investieren. Ich finde, dass sich der Dietmar da ruhig mal etwas spendabel zeigen könnte. Aber so ist er halt, ganz der alte Geizhals.

effzeh.com  Nun gut, wir merken, worauf das hinausläuft. Andere Frage: Unter der Woche hat die deutsche Nationalmannschaft gegen Italien gewonnen. Sebastian Rudy hat von Anfang an gespielt und Kevin Volland ist eingewechselt worden. Wie beurteilst die Leistung der beiden in der Nationalelf?

Mopp: Leistung, Leistung, ich höre immer nur Leistung. Viel wichtiger ist doch, dass sich der Marktwert der beiden dadurch steigert. Wir brauchen hier ja keine Spieler, die ewige Treue schwören oder sonst einen Quatsch erzählen. Die Jungs sehen doch heutzutage sowieso alle gleich aus. Ich habe ja gehört, dass die Engländer schon lautstark anklopfen. Und dann kassieren wir richtig ab.

effzeh.com: Interessant. Was sagst du denn eigentlich zu eurem neuen Wundertrainer?

Mopp: Ach, der Knabe ist ja jünger als meine Kinder. Den hätten wir damals bei uns im Handballverein ausgelacht. Also ich hätte keinen Respekt vor dem. Aber er scheint seine Sache ja ganz gut zu machen. Der spricht ja vielleicht auch die Sprache der Jugend mit ihren Smarthandys und den großen Kopfhörern und so. Das kann ja dann auch nicht schaden. Wenn die Bilanz stimmt, will ich mich auch gar nicht großartig einmischen.

effzeh.com: Was erwartest du zum Abschluss vom Spiel gegen den effzeh?

Mopp: Ich weiß noch, wie das letzte Saison war. Da fielen ganz viele Tore. Das war eigentlich ganz lustig. Doch irgendwann war mir das fast zu viel. Immer diese Aufsteherei bei den Toren. Das machen die alten Knochen ja auch nicht mehr mit. Ich wünsche mir viel Sonnenschein und ein 1:0 für unsere TSG! Wenn ich so auf eure Ergebnisse schaue, sollte das doch eigentlich ein guter Tipp sein, oder?

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