Zu den Spielen unseres geliebten und glorifizierten ersten Fußballclubs Köln werden wir auch in dieser Saison einem Fan der gegnerischen Mannschaft ein paar Fragen stellen. Und weil Gegner ja immer irgendwie “auswärts” sind, egal ob der effzeh zu Hause oder auf fremdem Platz antritt, und weil die Sichtweise von “auswärts” kommt, heißt die Kategorie folgerichtig “Auswärtsspiel”. Wir sind nicht nur gespannt, wieviel effzeh in den Anhängern der anderen Bundesligisten steckt, sondern erwarten auch eine Einschätzung zur Situation der eigenen Mannschaft.
Das erste Heimspiel der Saison steht an – und gleich kommt mit dem VfL Wolfsburg ein echter Brocken nach Müngersdorf. Vizemeister, Pokalsieger, von VW gefütterte Millionentruppe: Es wird sicherlich nicht leicht für den glorreichen effzeh. Vor dem Duell zwischen “Geißböcken” und “Wölfen” sprachen wir mit VfL-Anhängerin Antonia über die Diskussionen rund um Kevin de Bruyne, die Ausfälle an diesem Samstag, die Rolle von Volkswagen und das Leben als Wolfsburg-Fan.
effzeh.com : Nach nur drei Monaten sieht man sich im Müngersdorfer Stadion wieder, die Erinnerung an das 2:2 sind noch frisch. Diesmal dürfte es aber ein anderes Spiel werden. Wie stark ist der VfL bereits zu Beginn der Saison?
Antonia: Ich denke, dass das Spiel allein deshalb ein komplett anderes ist, weil es am Anfang der Saison angesetzt ist. Die Voraussetzungen für das 2:2 waren einfach anders – der VfL hatte eine anstrengende Saison mit Bundesliga, DFB-Pokal und Europa League hinter sich, der zweite Platz war so gut wie sicher und mit dem Pokalfinale stand das wichtigste Spiel noch bevor. Richtig stark zeigte sich Wolfsburg bis jetzt noch nicht, nur sehr effizient. Wie das auswärts unter den aktuellen Umständen aussehen wird, kann ich noch nicht sagen.
effzeh.com: Ihr werdet auf einige Spieler verzichten müssen, darunter André Schürrle, Ivan Perisic und Diego Benaglio. Ausfälle, die die “Wölfe” auffangen können?
Antonia: Ivan Perisic fällt noch nicht sicher aus, gleiches gilt für Daniel Caligiuri. Sollten beide wirklich ausfallen, hätte man ein ernstes Flügelproblem, da Andre Schürrle definitiv fehlt. Um das Fehlen von Diego Bengalio muss man sich (noch!) keine Sorgen machen, da Koen Casteels bis jetzt zwar ein unerfahrener, aber doch guter Ersatz war. Wie sehr uns diese Ausfälle schwächen werden, liegt aber eigentlich am FC.
effzeh.com: Derzeit dreht sich in Wolfsburg alles um Kevin de Bruyne – und seinen möglichen Weggang. Ist das Duell beim effzeh sein letztes Spiel im VfL-Dress?
Antonia: Puh. Ich weiß nicht, ob man dermaßen eindeutige und übereinstimmende Medienberichte ignorieren kann. Für die meisten ist es eh nur noch eine Frage der Zeit, wann die offizielle Meldung kommt. Und obwohl ich weiß, dass er wohl gehen wird, kann ich es mir einfach nicht vorstellen. Es wäre meiner Meinung nach ein Fehler – sowohl vom VfL als auch von Kevin selber. Aber wir werden sehen…
effzeh.com: Der Belgier war im letzten Jahr Dreh- und Angelpunkt des VfL-Spiels. Wie schmerzlich wäre denn sein Verlust für Euch?
Antonia: Die Frage beantwortet sich fast selber: Sehr schmerzlich. Es gibt natürlich keinen Spieler, dessen Weggang sportlich schwieriger zu kompensieren wäre. Die meisten guten Angriffe gehen von ihm aus, er zeigt Einsatz und spielt immer. Ohne Ersatz würde wohl Kruse seine Rolle übernehmen – was auch gut gehen würde, bis der sich mal verletzt. Das Saisonziel Champions League Qualifikation wäre ohne De Bruyne mit Blick auf die Konkurrenz sehr, sehr schwer.
Da isser.. #DeBruyne #gibtesdaeinenersatz pic.twitter.com/2xBJkhcA1S
— Antonia (@antoniasxn) August 21, 2015
effzeh.com: Natürlich muss die Frage aller Fragen kommen, die unsere Leser sicherlich brennend interessieren: Wie zur Hölle wird man eigentlich Wolfsburg-Fan?
Antonia: Schade, dass man in einem Text nicht die Augen verdrehen kann… Nein im Ernst – die Antwort ist leicht: Ich bin hier halt aufgewachsen. Schon als Kind habe ich meinen wütenden Vater bei schlechten VfL-Spielen miterlebt (die vor ein paar Jahren doch deutlich öfter vorkamen), dann 2009 die Meisterschaft. Trotz meiner kindlichen Rebellionsphase in der ich für Bayern war, einfach nur, damit mein Vater sich ärgert, hab ich dann doch schnell gemerkt, dass der VfL mein Verein ist. Und, ehrlich gesagt: Ich würde ihn jederzeit wieder wählen. Ich mag es, dass hier noch nicht alles so groß und überemotionalisiert ist. Klar ist es bei Autogrammstunden und öffentlichen Trainings voll – aber doch nichts im Vergleich zum FC Bayern oder BVB. Dass es nicht völlig unmöglich ist mal ins Stadion zu gehen, kommt dann noch positiv dazu. Und übrigens: Unsere Spieler, wie auch Trainer und Manager, sind einfach sympathisch und cool.
effzeh.com: Die große Unterstützung des Vereins durch VW steht immer wieder in der Kritik. Wie siehst du diese Situation als Anhängerin der “Wölfe”?
Antonia: Klar – in der Bundesliga fällt der VfL da auf. Ich werde auch nicht sagen, dass wir ohne Volkswagen da stünden, wo wir es jetzt tun. Aber ganz ehrlich: Das würde kein Verein in der Bundesliga ohne seinen Sponsor. Und vor allem im internationalen Vergleich sieht man, dass das beim VfL alles gar nicht so dramatisch ist, wie manche es darstellen. Die De-Bruyne-Verhandlungen zeigen, dass Wolfsburg gegen Vereine wie Man City keine Chance hat. Wenn man sich die Transferausgaben der Premier League ansieht und die des VfL (und die der Bundesliga generell) ist man da doch noch relativ bescheiden. Außerdem schränkt uns das Financial Fair Play schon ein – ohne den De-Bruyne-Verkauf würde man diesen Sommer keine größeren Transfers mehr tätigen können. Teilweise wird der VfL aber (auch ich als Fan) mit blankem Hass konfrontiert, was ich dann halt nicht mehr nachvollziehen kann. Es ist ja nun auch nicht so, dass wir in jedem Transferfenster der Konkurrenz ihre Superstars für 50 Millionen weg kaufen würden – wir bilden ja auch noch selber aus. Trotz alldem bin ich natürlich froh, dass ich mir keine Sorgen um die Existenz meines Vereins machen muss.
effzeh.com: Ist denn nach dem Erfolg in der vergangenen Saison eine Euphorie in Niedersachsen zu spüren?
Antonia: Ja definitiv – auch, wenn es momentan wegen der Diskussion um Kevin de Bruyne doch eher unruhig ist. Man hat letzte Saison gesehen, dass da etwas passiert. Der Stimmungsunterschied zwischen der Hin- und der Rückrunde war definitiv existent. Vor allem kurz vor und nach dem Pokalfinale drehte sich hier alles nur noch um Fußball. Leider ist die Stimmung im Moment wieder ziemlich bedrückt- wird Zeit, dass das Theater rund um Kevin bald vorbei ist und es endlich wieder nur noch um die sportliche Seite des VfL geht.
effzeh.com: Zum Abschluss: „Geißböcke“ gegen „Wölfe“ – dein Tipp, bitte!
Antonia: Ich würde wohl auf ein 1-1 tippen. Langweilig, ich weiß.