effzeh.com: Wann und wie kann sich die TSG Hoffenheim von Dietmar Hopp emanzipieren?
Julian Ritter: Die TSG Hoffenheim gehört Dietmar Hopp. Die GmbH auf dem Papier, zu 96%. Die frühere Kreisligamannschaft, die heute in der ersten Liga spielt, auch abseits des Papiers. Der Weg der TSG mit Hopp ist, das lässt sich nach fast 30 Jahren sagen, nicht derselbe, der von Kühne oder Ismaik derzeit von oben nach unten beschritten wird, sondern die Gegenrichtung. Es sind dabei insbesondere für die Nachwuchsförderung Gebäude und Strukturen entstanden, die auf Langfristigkeit und Selbstversorgung angelegt sind. Der Drang zur Emanzipation ist schwach.
“50+1 erscheint mir nicht so wichtig”
effzeh.com: Vor kurzem wurde in Frankfurt entschieden, dass man an dem Bestehen der 50+1-Regelung nicht rütteln möchte. Wie wurde diese Diskussion in Hoffenheim wahrgenommen? Wie stehst du persönlich dazu?
Julian Ritter: Ich kann nur für mich sprechen. Der DFB und die DFL, also die Vereine selbst, haben trotz jahrelanger Vorlaufzeit keine Regelung schaffen wollen oder können, die das Musterbeispiel RBL (Neugründung als Werbeträger, Kontrolle durch ein Unternehmen) von ihrem Profifußball ausschließt. Erhebliche Anteile an Dortmund und Bayern gehören Sportartikelherstellern, Hertha ist so hip, dass eine US-Investmentfirma eingestiegen ist, Wolfsburg und Leverkusen gehören DAX-Konzernen, Hoffenheim einer Einzelperson. Wer eigentlich hinter der Eintracht Frankfurt Fußball AG oder der FC Augsburg 1907 GmbH & Co KGaA steht, interessiert ja schon fast keinen mehr.
Die Möglichkeiten, über Ausnahmen von der Regel oder recht simple Umwegen von außen Einfluss auf eine Bundesligamannschaft zu nehmen, sind so vielfältig. Da scheint mir die Regel nicht so wichtig.
In Hamburg oder Stuttgart haben sich die Vereinsmitglieder entschieden, den e.V. gegen Geld zurückzufahren und sind in den Konsequenzen unterschiedlich weit fortgeschritten. Bei Bremen und Schalke regiert auf dem Papier nur der e.V. und trotzdem hat Bremen zu seinen chinesischen Sponsoren einen chinesischen Spieler im Team, der nie spielt und Schalkes Diplomaten hätten bei Putin eine Arena eingeweiht, wenn sie rechtzeitig fertig geworden wäre. Die Möglichkeiten, über Ausnahmen von der Regel oder recht simple Umwegen von außen Einfluss auf eine Bundesligamannschaft zu nehmen, sind so vielfältig. Da scheint mir die Regel nicht so wichtig.
Foto: Alex Grimm/Bongarts/Getty Images
Über die Chancen des effzeh auf den Klassenerhalt
effzeh.com: Momentan wird auch viel über die Zukunft von TSG-Trainer Nagelsmann gesprochen. Was ist deiner Meinung nach das wahrscheinlichste Szenario?
Julian Ritter: Dass zwischen allen Schlagzeilen der Stoßrichtung »Die TSG ist unter Nagelsmann so gut geworden« und »Die TSG ist unter Nagelsmann so schlecht geworden« die TSG und Nagelsmann im Moment gut zusammenarbeiten und das auch in der kommenden Saison tun werden.
effzeh.com: Kurz ein paar Worte zur Lage in Köln: nach einer desaströsen Hinrunde ist der effzeh mittlerweile wieder einigermaßen stabil unterwegs. Reicht es für den Klassenerhalt?
Julian Ritter: Nein. Es ist noch gut möglich, Wolfsburg oder Mainz einzuholen und die Saison auf dem Relegationsplatz abzuschließen. Es ist auch gut möglich, danach in Hin- und Rückspiel einen Zweitligisten zu bezwingen. Aber dass nicht nur das eine, sondern auch noch das andere eintrifft, ist unwahrscheinlich.
effzeh.com: Was für ein Spiel werden wir am Samstag in Hoffenheim sehen?
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