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Hinrundenfazit des 1. FC Köln: Unterm Strich überm Strich

Der 1. FC Köln kommt aus der Bundesliga-Hinrunde mit einem schillernd blauen Auge davon. Ein kölsches Weihnachtswunder sorgt dafür, dass die „Geißböcke“ auf einem Nichtabstiegsplatz überwintern.

Foto: Jörg Schüler/Bongarts/Getty Images

So kann der 1. FC Köln deutlich entspannter Weihnachten feiern, doch Entwarnung kann längst noch nicht gegeben werden. Das sieht auch Markus Gisdol so und mahnt eindringlich zur Zurückhaltung: „Ich bin super happy, dass wir die Punkte eingefahren haben, aber für uns gilt es, jetzt nach der Vorrunde einen Strich drunter zu machen und dann für alle ganz klar zu machen: Unser großes Ziel hat sich kein bisschen verändert. Unser großes Ziel ist, dass wir Ende Mai sagen können: Wir dürfen weiter in der Bundesliga spielen“, betonte der effzeh-Coach zum Abschluss einer abermals turbulenten Hinrunde für die „Geißböcke“, die nach dem Aufstieg reichlich unbescheiden nicht nur den Klassenerhalt als Saisonziel im Sinn hatten.

Ein turbulentes Halbjahr ohne Aufstiegseuphorie

Ein turbulentes Halbjahr, das sportlich seinen Tiefpunkt ausgerechnet drei Tage vor dem Start in die Karnevalssession gefunden hatte. In der achten Minute der Nachspielzeit musste der effzeh im Heimspiel gegen Hoffenheim den entscheidenden Treffer zur 1:2-Niederlage hinnehmen. Nur wenig später wurde bekannt: Armin Veh, der bereits wenige Tage zuvor wenig vorteilhaft seinen Abschied aus Köln zum Saisonende bekanntgegeben hatte, verließ die „Geißböcke“ mit sofortiger Wirkung vorzeitig. Ein ungünstiger Zeitpunkt, brauchte der effzeh nach dem abermaligen Rückschlag sportlicher Natur doch einen neuen Trainer. Der mit viel Vorschusslorbeeren gestartete Achim Beierlorzer war nach etwas mehr als vier Monaten Amtszeit bereits wieder Geschichte beim glorreichen 1. FC Köln.

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Es war die traurige Konsequenz aus schwachen Leistungen und fehlendem Glück. Beierlorzer, so scheint es im Rückblick, passte nie so richtig nach Köln. Die Vision, mit dem vorhandenen Kader laufintensiven Umschaltfußball à la RB Leipzig spielen zu wollen, war wohl zu verwegen. Erste Zeichen für gewissen Anpassungsschwierigkeiten hatte bereits das erste Pflichtspiel gegeben: Beim Zweitliga-Aufsteiger SV Wehen Wiesbaden tat sich der effzeh in der 1. Runde des DFB-Pokals enorm schwer, kam nach einem chaotischen Auftritt erst im Elfmeterschießen weiter. Der schwierige Saisonauftakt mit einem extrem harten Spielplan tat sein Übriges: Die Aufstiegseuphorie – aufgrund der Art und Weise, wie die Rückkehr in die Bundesliga zustande gekommen war, eh gering ausgeprägt – war spätestens nach einer blutleeren Vorstellung im Derby gegen Borussia Mönchengladbach (0:1) verpufft.

“Wenn immer ein wenig fehlt, dann fehlt am Ende ziemlich viel”

Es wurde ein Auf und Ab unter Beierlorzer: Gute Auftritte gegen Dortmund (1:3) oder auf Schalke (1:1) wechselten sich mit schwachen Leistungen wie im Heimspiel gegen Hertha BSC (0:4) ab. Das größte Problem: Die Punktausbeute spiegelte die Möglichkeiten nicht wider – es fehlte entweder an entsprechendem Matchglück, an der eigentlich vorhandenen Qualität im Abschluss, an der Konsequenz im Abwehrverhalten, an der taktischen Stabilität oder an der Konstanz der individuellen wie kollektiven Leistung. Kurzum: Es fehlte immer ein wenig, um tatsächlich auf Bundesliga-Niveau überleben zu können. Und wenn immer ein wenig fehlt, das wusste schon der große österreichische Philosoph Peter Stöger, dann fehlt am Ende ziemlich viel. Das wurde dann offensichtlich, als sich die „Geißböcke“ – welch ein Kontrast zum Abschluss der Hinrunde – drei äußerst ärgerliche Niederlagen in einer Woche leisteten.

Foto: Jörg Schüler/Bongarts/Getty Images

Beim 1. FSV Mainz 05 brach das Team nach gutem Start vollends ein – auch aufgrund einer grotesken Fehlentscheidung, die dem effzeh die große Chance auf den Ausgleich zunichte machte. In Saarbrücken lieferte das Team von Achim Beierlorzer in der 2. Runde des DFB-Pokals einen sportlichen Offenbarungseid ab, kämpfte sich zwar nach einem 0:2-Rückstand überraschend noch einmal zurück in die Partie, um sich dann doch nicht in die Verlängerung zu retten, sondern in der Schlussminute das 2:3 zu kassieren. Diese Warnschüsse schien den Aufsteiger nicht sonderlich zu beeindrucken: Im Derby bei Fortuna Düsseldorf setzte es ein 0:2 – auch hier haderten die „Geißböcke“ danach mit dem Schiedsrichter, die Fans dagegen mehr mit dem fehlenden Kampfeswille der eigenen Mannschaft.

Der 1. FC Köln ist wieder in der Spur, doch noch nicht am Ziel

Dass sich das Blatt doch noch zum Guten wenden sollte, war in dieser Phase kaum zu erahnen. Die bittere Last-Minute-Niederlage gegen Hoffenheim mit VAR-Einsatz ließ so manchen fragen: Was hat dieser 1. FC Köln der Welt eigentlich angetan, um das erleiden zu müssen? Es folgte eine ziemlich peinliche Fahndung nach einem neuen Trainer, der trotz öffentlicher Avancen seitens des Vereins letztlich nicht Bruno Labbadia oder Pal Dardai hieß. Die gleichzeitig stattfindende Sportchef-Suche machte es dem effzeh nicht einfacher, allerdings stellte sich der Club auch dort nicht sonderlich geschickt an. Letztlich hörte das neue Duo, das die „Geißböcke“ vor dem Abstieg bewahren soll, auf die Namen Horst Heldt und Markus Gisdol. Die Freude in Köln war nicht allzu groß – und doch scheint der Aufsteiger nur wenige Wochen später wieder in der Spur, wenn auch nicht am Ziel.

Wie schon in Hamburg gelang es Gisdol, einer kriselnden Mannschaft schnell wieder auf die Beine zu helfen. Das „kölsche Weihnachtswunder“ vor der Winterpause mit neun Punkten in einer perfekten Englischen Woche war dann letztlich der Beweis dafür, dass der 1. FC Köln im Kampf um den Klassenerhalt noch keinesfalls abgeschrieben ist. Was wahrlich noch am Anfang des Monats wie eine „Mission impossible“ anmutete, ist nun eine durchaus realistische Perspektive. Anders als in anderen Abstiegsjahren scheint das Team wieder an sich und seine Qualitäten zu glauben. Wie wichtig Erfolge für den Kopf sind, konnte in Müngersdorf zum Abschluss der Hinrunde noch einmal eindringlich begutachtet werden. Auf der einen Seite wacklige Bremer, die sich unter der Woche endgültig in die Krise haben schießen lassen. Daneben die Kölner, deren Selbstvertrauen die Spieler trotz schwindender Kraft über die Ziellinie brachte.

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Doch nicht nur die breite Brust war ausschlaggebend für die Neun-Punkte-Woche – auch die Unterstützung der Fans war einmal mehr ein Faustpfand für die „Geißböcke“, die den Rückhalt von den Rängen durchaus zu schätzen wussten. „Die Fans waren fantastisch. Unglaublich, was hier abläuft, wenn unsere Fans spüren, dass sich die Mannschaft reinhaut. In den letzten Wochen kommt da eine richtige Welle von außen“, schwärmte Markus Gisdol nach dem Hinrundenabschluss. Und fürwahr: Die auf den Rängen und die auf dem Rasen bildete in den vergangenen Wochen eine Schicksalsgemeinschaft, die den effzeh nach vorne trug. So blieb dem ebenso verwunderten wie freudigen Timo Horn nach dem starken Jahresausklang am Ende nur noch ein Weihnachtswunsch: „Ich wünsche mir, dass die Fans weiter so bedingungslos hinter uns stehen.“

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