Doch auch im Aufbauspiel scheinen beide mittlerweile ihren Modus gefunden zu haben: Gegen den DSC hatten beide in etwa 75 Ballkontakte, die Passquote lagen mit 85 % (Czichos) und 94 % (Sobiech) im guten Bereich. Die anspruchsvolle Aufgabe, in manchen Szenen flach zu eröffnen, scheint mittlerweile keinen von beiden mehr sonderlich aus der Ruhe zu bringen: Wenn beide sich eng am Sechzehner positionieren und den Ball von Timo Horn erhalten, muss man nicht die Luft anhalten – der Lernprozess ist hier im Vergleich zum Beginn der Saison sichtbar. Doch auch lange Bälle gehören zum Repertoire: Sowohl Czichos als auch Sobiech hatten ihre Aktien an den ersten beiden Toren, weil sie jeweils mit einem langen Ball Drexler in Szene setzten.
Bader und Koziello: Zwei technisch starke Fighter aus der zweiten Reihe
Das Spiel in Bielefeld zeigte auch, dass zwei Spieler aus der hinteren Reihe durchaus Ansprüche auf mehr Einsatzzeit anmelden dürfen. Während Matthias Baders Startelf-Debüt gegen Paderborn ziemlich daneben ging (und er bei zwei Gegentoren nicht sonderlich gut aussah), war Koziello bislang nur im Heimspiel gegen Aue 56 Minuten und dann nochmal ganz kurz gegen Sandhausen zum Einsatz gekommen. Beide erledigten ihre jeweiligen Aufgaben im Spiel gegen Bielefeld trotz der geringen Erfahrung in der 2. Bundesliga gut. Bader zeigte sich sehr engagiert, dabei durchaus auch versiert im Umgang mit dem Ball. Im Spiel gelangen ihm teilweise gute Eröffnungen mit halblangen Bällen aus schwierigen Positionen heraus.
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Der Franzose Koziello zeigte, dass er dem Kölner Spiel mehr Balance verleihen kann. Das zeigt sich an zwei Komponenten: Gegen Bielefeld führte der Mittelfeldspieler die meisten Zweikämpfe aller Spieler (35), von denen er 19 gewinnen konnte. Im Spiel mit dem Ball überzeugt er insbesondere bei Kombinationen in engen Räumen und mit einem herausragend guten ersten Kontakt, mit dem er sich gleich in eine Position bringt, den Ball nach vorne zu spielen. Weil Bader und Koziello andere Attribute in die Mannschaft einbringen, dadurch allerdings kein Qualitätsverlust stattfindet, kann man mit Fug und Recht behaupten, dass der effzeh-Kader in Sachen Leistungstiefe gut aufgestellt ist.
Simon Terodde: Ein Phänomen mit einer dreistelligen Anzahl an Toren
Jeden Spieltag aufs Neue ist es eine Erkenntnis an sich, den besten Zweitligastürmer in den eigenen Reihen zu haben. Terodde steht nun bei unfassbaren 16 Toren nach acht Spielen: Werte, von denen selbst Anthony Modeste, der beste effzeh-Stürmer der Neuzeit, träumen kann. Terodde gehört mittlerweile auch zum elitären Klub derjenigen Spieler, die in der 2. Bundesliga mehr als 100 Tore geschossen haben – derzeit rangiert er auf Augenhöhe mit Bruno Labbadia auf Rang fünf der ewigen Torschützenliste.
“Das ist eine Marke, die für immer bestehen bleibt”, erklärte der Kölner Goalgetter nach der Partie sichtlich stolz: “Davon kann ich meinen Kindern noch erzählen.” Doch: Mit jedem Tor, das Terodde schießt, wächst allerdings auch die Angst davor, irgendwann auf seine Dienste verzichten zu müssen – sei es durch Sperre oder Verletzung. Von daher tut auch jedes Tor gut, das sein Vertreter Jhon Cordoba bei seinen Jokereinsätzen erzielt.
Ein Freitagabend auf der Alm: Werbung für den Zweitligafußball
Das Spiel zwischen Arminia und dem effzeh war über weite Strecken sehr intensiv, extrem unterhaltsam und gegen Ende auch sehr emotional. Stimmungsmäßig war das Duell ebenfalls überdurchschnittlich: Beide Fanlager sorgten für eine ausnehmend gute lautstarke Unterstützung ihrer Teams. 26.000 Zuschauer sorgten daher für einen fußballerisch guten Abend, dessen Ergebnis natürlich nur den Kölnern schmecken dürfte. In Bielefeld haderte man ein wenig mit den Entscheidungen des Schiedsrichters, der der Heimmannschaft im ersten Durchgang wohl einen Elfmeter verwehrt hätte, wie der Schiedsrichterbeobachter dem Bielefelder Trainer Saibene laut dessen Aussage bereits zur Halbzeit mitgeteilt haben soll.
Voglsammers Einsatz gegen Guirassy im Luftduell als Foul zu bewerten, war allerdings auch vertretbar, wenngleich die Verärgerung auf Arminen-Seite durchaus verständlich war. Nichtsdestoweniger war es ein attraktiver Abend im fußballdeutschen Unterhaus, das sich im Vergleich zu Duellen zwischen Wolfsburg und Leipzig oder Düsseldorf und Leverkusen sicherlich nicht zu verstecken braucht. Mit Bielefeld traf der effzeh auf eine der besseren Mannschaften in der 2. Bundesliga – und setzte sich letztlich nicht nur aufgrund der höheren individuellen Qualität verdient durch.