Folge uns
.

Auswärtsspiel

“Für mich ist es kein normales Spiel”

Das Nachbarschaftsduell gegen Leverkusen steht an. Wir sprachen mit Bayer-Stadionsprecher Klaus Schenkmann über Formstärke, das Duell der Torhüter und die Rivalität am Rhein.

Foto: Cedric Wetzel / CC BY-NC-ND 2.0

Zu den Spielen unseres geliebten und glorifizierten ersten Fußballclubs Köln stellen wir in dieser Saison einem Fan der gegnerischen Mannschaft ein paar Fragen. Und weil Gegner ja immer irgendwie “auswärts” sind, egal ob der effzeh zu Hause oder auf fremdem Platz antritt, und weil die Sichtweise von “auswärts” kommt, heißt die Kategorie folgerichtig “Auswärtsspiel”. Für das Duell gegen Bayer 04 Leverkusen sprechen wir mit Klaus Schenkmann, dem Stadionsprecher der Werkself. Seit 1979 geht der heute 52-jährige Journalist in schwarz-rot ins Stadion und istseit 2001 am Mikro in der BayArena (seit 2009 mit Pitti Dahl) zu hören. Im effzeh.com -Auswärtsspiel spricht er über die derzeit gute Form der Werkself, die Rivalität zwischen Leverkusen und Köln sowie das Duell zweier Top-Torhüter.

effzeh.com : Erst einmal vorweg: Als Stadionsprecher in der BayArena zählst du bestimmt nicht zu den beliebtesten Personen aus Sicht eines effzeh-Fans. Bekommst du diese Abneigung während der Spiele überhaupt mit?

Klaus: Kann ich so nicht behaupten. Während der Spiele in der BayArena habe ich bislang keine Erfahrungen dieser Art gemacht. Dass unsere Gegner schon mal pfeifen, wenn wir moderieren, ist gelegentlich passiert, aber kein spezielles „Derby-Thema“.

effzeh.com : Ihr seid derzeit echt gut in Form, habt die letzten sieben Liga-Spiele allesamt gewonnen. Woran liegt dieser Aufschwung?

Klaus: In erster Linie führe ich das auf eine gute Mischung im Gesamtpaket Bayer 04 zurück. Die Ideen des Trainers und die hohe Qualität des Kaders passen mittlerweile sehr gut zusammen. Ich hätte in dieser Saison noch nicht damit gerechnet und bin sehr gespannt, was sich da in der Zukunft noch entwickeln kann. Roger Schmidt ist dabei einen absoluter Glücksgriff. Das Konzept des schnellen Ballbesitzes und des direkten Spieles nach vorne funktioniert, weil es schon in der Abwehr beginnt. Klar benötigst du dazu auch die Topleute, die wir in dieser Saison auf allen Positionen haben.

effzeh.com: Das Hinspiel ist für uns arg unglücklich gelaufen: Du durftest gleich fünfmal ein Bayer-Tor ansagen, uns wurde dagegen ein Elfmeter (inklusive Platzverweis) verweigert. War es aus deiner Sicht letztlich ein verdienter Heimsieg?

Klaus: Was heißt schon verdient? Am Ende zählen die Tore – nur dafür gibt es Punkte! Aus meiner Sicht hat der FC nach den beiden Elfmetersituationen einfach zu wenig getan, aber das ist sicher eine sehr subjektive Sichtweise, da Peter Stöger bestimmt eine ganz bestimmte Vorstellung hatte. Ich bin fest davon überzeugt, dass wir das Spiel auch gewonnen hätten, wenn der Schiri anders entschieden hätte, (aber ich bin generell kein Freund des Fußball-Konjunktivs).

effzeh.com : Es war lange ein Spiel auf Augenhöhe, auch wenn es am Ende richtig deutlich wurde. Droht uns auch am Samstag ein Desaster?

Foto: KÖLN-SÜD

Foto: KÖLN-SÜD

Klaus: Nein, das glaube ich nicht (auch Hellsehen gehört nicht zu meinen Stärken), aber möglich ist natürlich alles – für beide Mannschaften. Wenn unsere Jungs früh in Führung gehen und ihr Spiel durchziehen, kann es natürlich bitter für den FC werden. Auf der anderen Seite müsst ihr noch ein paar Pünktchen sammeln und werdet das Spiel für eure Fans sicher mit viel Leidenschaft angehen. Wir werden es sehen.

effzeh.com : Auf Bayer-Seite wird Gonzalo Castro fehlen, einer der weniger Bayer-Eigengewächse. Ist das ein herber Schlag für die Werkself?

Klaus: Definitiv – und es tut mir persönlich für Gonzo leid, der seine beste Saison für die Werkself spielt. Sportlich haben wir aber einige Möglichkeiten der Kompensation und sind in der Lage, sehr variabel auf diverse Personalsituationen zu reagieren.

effzeh.com: Es kommt am Samstag in Müngersdorf auch zum Aufeinandertreffen zwei junger Top-Keeper, die sich Hoffnungen Richtung Nationalmannschaft machen können. Glaubst du, beide Kontrahenten werden die Chance haben, sich auszeichnen zu können?

Klaus: Schwer zu sagen. Ich denke aber schon, dass wir ein Spiel mit vielen Torszenen sehen werden Und die beiden Jungs im Tor können dabei eine entscheidende Rolle spielen.

effzeh.com: In Köln wird im Vorfeld der Duelle gegen Bayer oft diskutiert, dass es ja kein Derby sei oder das wichtigere Derby gegen Borussia Mönchengladbach ausgetragen wird. Wie sieht das Ganze bei dir aus und wie wird es allgemein in Leverkusen empfunden?

Klaus: Ich kann hier nur für mich sprechen und ich habe viele dieser Nachbarschaftsduelle seit 1979 miterlebt: Als Fan, aber auch als Reporter für die Sportschau und Sport im Westen. Für mich persönlich ist es auch kein normales Spiel, kann es nicht sein. Dass es bei großen Teilen der Fanszene eine unglaubliche Bedeutung hat, ist bekannt. Ich versuche es immer als ein Spiel zu sehen, bei dem es einfach kribbeln muss. Wenn alles friedlich bleibt, ist das für mich das Wichtigste, aber das gilt für alle Spiele!

Foto: KÖLN-SÜD

Foto: KÖLN-SÜD

effzeh.com : Wie siehst du grundsätzlich die Rivalität zwischen beiden Kontrahenten, die häufig sehr gegensätzlich (Traditionsvereins vs Werksteam) wahrgenommen werden?

Klaus: Na ja, ich kenne die Thematik schon sehr  lange und bin früher auch regelmäßig belächelt worden. Warum ein Werksverein wie Leverkusen keine Tradition haben soll, habe ich bis heute nicht verstanden. Woran macht man das fest? Es ist auch eine Diskussion, die ich nicht mehr führe, weil mir hierfür einfach die sachliche Grundlage fehlt. Eine gesunde Rivalität ist doch prima und auf das „Derby-Fieber“ will doch keiner verzichten. Solange alles auf einem gewissen Niveau abläuft, gehören doch die Frotzeleien dazu. Ich respektiere alle Fans in den anderen Farben, egal ob blau-weiß, oder rot-weiß, und erwarte das eigentlich auch unter sportlichen Rivalen. Liebe zu einem Fußballverein kann man doch niemandem zum Vorwurf machen, egal ob man zufällig zu einem Club kommt, oder weil es eben die Heimat ist!

effzeh.com: Als Rheinländer bekommst du natürlich zwangsläufig viel vom effzeh mit. Wie ist so dein Eindruck und generell deine Verbindung zum effzeh?

Klaus: Meine Familie kommt aus Klettenberg und aus Hürth. Vater und Onkel hatten Anfang der 70er Dauerkarten in der ersten Reihe im Müngersdorfer Oberrang da habe ich dann auch die ersten Spiele Mitte der 70er gesehen – aber nicht als Fan. Mein bester Kumpel ist FC-Fan mit vollem Herzen. Natürlich werden da intensive und nicht immer objektive Diskussionen geführt – auch nach dem Hinspiel! Ich habe ihm schon letztes Jahr gesagt, dass ihr mit dem Präsidenten, dem Management und dem Trainer auf einem guten Weg seid, wo immer der auch letztlich hinführt. Ansonsten sehe ich den FC als einen der 17 sportlichen Gegner in der Liga, sicher auch in der kommenden Saison.

effzeh.com: Zum Abschluss: Dein Tipp bitte!

Klaus: Zunächst wünsche ich mir in erster Linie einen friedlichen und fairen Kick und – sorry – aber die Werkself gewinnt mit 3-1 in Müngersdorf.

Mehr aus Auswärtsspiel

.