Folge uns
.

Analyse

Fünf Erkenntnisse aus dem Union-Auftritt: Der 1. FC Köln hat ein Mentalitätsproblem

Die Niederlage gegen Union Berlin zeigt einmal mehr, wo die Problemstellen beim 1. FC Köln liegen. Wir haben fünf Erkenntnisse herausgesiebt, die wenig Hoffnung für die Zukunft geben.

BERLIN, GERMANY - DECEMBER 08: Sebastian Andersson of 1. FC Union Berlin runs with the ball under pressure from Lasse Sobiech and Marco Hoger of 1. FC Koeln during the Bundesliga match between 1. FC Union Berlin and 1. FC Koeln at Stadion An der Alten Foersterei on December 08, 2019 in Berlin, Germany. (Photo by Maja Hitij/Bongarts/Getty Images)
Foto: Maja Hitij/Bongarts/Getty Images

Nur ein Punkt aus den beiden Duellen gegen direkten Kontrahenten im Abstiegskampf: Das ist natürlich viel zu wenig für den 1. FC Köln. Insbesondere Gisdols Personalentscheidungen sorgen dabei bei einigen FC-Fans für Kopfschütteln: Statt eines resoluten Neuanfangs stehen wieder die altgedienten Spieler auf dem Platz. Der Beteuerung, nicht auf Namen zu achten, folgten Startelf-Nominierungen für Marco Höger, Anthony Modeste (in Leipzig) oder Benno Schmitz, die allesamt in dieser Saison bereits gezeigt hatten, dass sie der Mannschaft (momentan) nicht weiterhelfen können. Es scheint, als wiederhole jeder neue Trainer beim effzeh zunächst einmal die Fehler seiner Vorgänger, um dann erst nach den selbst gemachten Erfahrungen zu reagieren.

Das Team hat ein Mentalitätsproblem

Die Erfahrungen, die Markus Gisdol in seinen ersten drei Spielen und besonders bei der Partie am vergangenen Sonntag machen durfte, waren derweil ziemlich ernüchternd. Fußballerisch schwach, defensiv instabil und ohne richtiges Feuer: Der Auftritt beim 0:2 an der Alten Försterei war zum Gruseln. Es bestätigte sich allerdings wiederum einmal mehr, dass diese Mannschaft offensichtlich den Abstiegskampf nicht angenommen hat. „Es muss Klick machen im Kopf – bei jedem Einzelnen“, konstatierte Horst Heldt an seinem 50. Geburtstag angefressen. Die Mannschaft lasse nach solchen Rückschlägen den Kopf hängen. „Wir müssen uns immer wieder aufs Neue an Kleinigkeiten hochziehen und gegenseitig unterstützen. Wir müssen die Basis legen – und die Basis ist, alles zu tun.“

Auch interessant
Reaktionen auf die Union-Pleite - 1. FC Köln zieht die Zügel an - Stammtisch-Talk mit Müller-Römer

Alles zu tun für den Erfolg? Das zeigte die Partie bei den „Eisernen“ einmal mehr nicht auf Kölner Seite. Die Statistiken sprechen eine verheerende Sprache für den 1. FC Köln: Nur 45 Prozent der Zweikämpfe gewannen die „Geißböcke“ in diesem enorm wichtigen Spiel, der Gegner hatte deutlich mehr Ballbesitz (54 zu 46 Prozent) und lief darüber hinaus fast vier Kilometer mehr. Den Eindruck, das Gisdol-Team habe sich gegen die drohende Niederlage gestemmt, vermittelte sich den Anhängern, die bereits ab der 60. Minute die Unterstützung dran gegeben hatten und eher voller Selbstironie eine kölsche Party feierten, nun wahrlich nicht. „Nach dem 0:2 habe ich das Aufbäumen vermisst“, ging auch der Kölner Coach mit seinen Schützlingen hart ins Gericht. Angesichts der eigenen Nicht-Leistung fiel sogar der zum x-ten Mal verweigerte Elfmeterpfiff des schwachen Schiedsrichters Patrick Ittrich nicht mehr ins Gewicht.

Niemand geht voran!

Auf dem Platz offenbarte sich an diesem tristen Sonntag in Berlin-Köpenick erneut nicht nur ein Mentalitätsproblem des Kollektivs, sondern auch abermals ein Führungsversagen. Gerade die Spieler, die vorangehen sollen, leiten in jüngster Vergangenheit die Niederlagen ein. Sei es Jonas Hector, der sich in Leipzig einen katastrophalen Ballverlust zum frühen Rückstand erlaubt. Sei es Rafael Czichos, der gegen Augsburg durch stümperhaftes Zweikampfverhalten zunächst einen Elfmeter verschuldet und dann mit Gelb-Rot vom Feld verwiesen wird. Sei es Simon Terodde, der beim 0:1 gegen Andersson schwach verteidigt. Oder sei es wie beim 0:2 Marco Höger, der an der Mittellinie den Ball auf einfachste Art und Weise an den Gegner verliert.

Foto: Maja Hitij/Bongarts/Getty Images

Vor allem auf den medial sehr präsenten Mittelfeldmann konzentriert sich derzeit der Unmut der effzeh-Fans. Angesichts solcher Fehler und einer Zweikampfquote von gerade einmal zwölf Prozent bleiben dem Routinier wenig Argumente gegen die harsche Kritik. Doch es ist nicht ausschließlich ein Problem einzelner formschwacher Akteure, die in Interviews vielleicht den Mund etwas zu voll nehmen. Der Kölner Mannschaft mangelt es an einer gesunden Hierarchie. Führungsspieler, an denen sich Neuzugänge wie der zuletzt nicht mehr gefragte Ellyes Skhiri oder unerfahrene Youngster wie Noah Katterbach aufrichten können, sind derzeit nicht in Sicht. Entweder haben sie zu viel mit sich selbst zu tun, sind auf Bundesliga-Niveau nicht (mehr) tragbar oder von der eigenen Konstitution her nicht zur Leitfigur geboren. Einen harten Weg prognostizierte Markus Gisdol nach dem Offenbarungseid an der Alten Försterei. Es wirkt so, als wüssten bis auf so manchen Spieler alle Beteiligten, was auf den 1. FC Köln zukommen wird.

Seite 2 von 2Weiter

Mehr aus Analyse

.