Wenn der 1. FC Köln in etwa drei Wochen in die neue Zweitliga-Saison startet, wird der Kader vielleicht komplett sein. Es ist aber genauso gut möglich, dass sich die Suche nach offensiven Verstärkungen bis weit in den Monat August hineinziehen kann, sodass der effzeh mit dem jetzigen Kader die ersten Spiele bestreiten könnte. Gerade auf der Seite der Abgänge könnte sich noch etwas tun: Jorge Meré und vor allem Frederik Sörensen gelten als Kandidaten für einen Wechsel, wenn der Transfermarkt endgültig in Bewegung gekommen ist. Stand heute weist die Kaderliste des Absteigers 28 Spieler aus, die laut Schätzungen des Portals “Transfermarkt.de” mit etwa 72 Millionen Gesamtmarktwert die “wertvollste Mannschaft” in der zweiten Bundesliga sind. Im Vergleich zur Vorsaison sind sechs externe Neuzugänge mit dabei (Sobiech, Czichos, Hauptmann, Schaub, Bader und Schmitz) und zwei interne Verstärkungen aus der eigenen Jugend (Bartels und Scott).
Spieler wie Chris Führich, Nikolas Nartey und der gerade mit einem neuen Vertrag ausgestattete Yann-Aurel Bisseck gehören mittlerweile auch fest zum Kader, nachdem sie in der Vorsaison unter Peter Stöger und Stephan Ruthenbeck bereits zum Einsatz gekommen waren. Zum Start der neuen Saison wird es dann auch so sein, dass die sechs Wochen Vorbereitungsphase dafür gesorgt haben werden, dass den Spielern Markus Anfangs Spielidee bekannt ist – über die genaue Umsetzung wird dann erst zu befinden sein. Generell ist das Wort “Spielidee” beim 1. FC Köln momentan in aller Munde: Nach dem Abstieg in der Vorsaison startete die sportliche Leitung quasi an der Stunde Null in das Projekt “Wiederaufstieg” und legte sich relativ früh auf Markus Anfang als neuen Trainer fest. Bereits im Winter war spekuliert worden, dass Anfang als Nachfolger des Übergangstrainers Ruthenbeck die aussichtsreichsten Chancen hätte.
Anfangs Spielidee ist beim 1. FC Köln in aller Munde
Nachdem Anfang mit Holstein Kiel von der dritten in die zweite Liga aufgestiegen war, sorgte er auch dort mit einer guten Saison für Furore und landete am Ende auf dem dritten Tabellenplatz, der zur Relegation berechtigte. Hohes, mannorientiertes Pressing, dazu eine sichere Ballzirkulation und ein Positionsspiel, wie man es in Deutschland ansonsten selten zu sehen bekommt – geboren war Anfangs “Spielidee”, sein “Konzept”, oder auch sein “System”. Weil nicht nur der Sportjournalismus dazu neigt, komplexe Dinge in möglichst einfache Begrifflichkeiten zu formen, tauchte das Wort “Spielidee” in der Folge vermehrt in den Berichten und Kommentaren über die sportlichen Aspekte beim 1. FC Köln auf. Das ist insofern überraschend, als dass Anfang nun bei allem Respekt nicht der erste Trainer beim 1. FC Köln ist, der eine sogenannte Spielidee mitbringt.
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Es wäre übrigens auch vermessen zu glauben, dass hochbezahlte Führungskräfte wie Profi-Trainer keinen blassen Schimmer davon haben, wie sie mit ihrer Mannschaft umgehen wollen. Anfangs Vorgänger Peter Stöger (Stefan Ruthenbeck lassen wir aufgrund der Kurzfristigkeit seines Wirkens und der besonderen Situation mal außen vor) hatte ebenfalls eine Idee, wie sich seine Mannschaft in den vier wesentlichen Phasen des Spiels verhalten sollte – denn auf etwas anderem beruht eine Spielidee eigentlich nicht. Diese vier Phasen (zuerst entwickelt von Louis van Gaal) beziehen sich auf
- das eigene Verhalten bei Ballbesitz gegen einen organisierten Gegner
- das eigene Verhalten bei Umschalten auf Ballbesitz des Gegners (nach Ballverlust)
- das eigene Verhalten bei Ballbesitz des Gegners
- das eigene Verhalten nach Ballgewinn (Ballverlust des Gegners)
Zu einer Spielidee gehört mehr als nur die taktische Arbeit
Je nach Schwerpunktsetzung durch die Trainer lassen sich dann signifikante Unterschiede in der Ausführung und täglichen Trainingsarbeit feststellen, aber im Grunde genommen dient dieses Vier-Phasen-Modell als Denkgerüst für die Arbeit mit einer Fußball-Mannschaft. Dass es nun seit Anfangs Amtsantritt beim 1. FC Köln auch aus linguistischer Sicht einen Aufschwung erfährt, ist vielleicht insofern ratsam, als dass sich Beobachter, Fans und Medienschaffende vermehrt mit Taktik und Strategie auseinandersetzen – eine bahnbrechende Revolution ist es jedoch nicht, bei aller Anerkennung für Anfangs Arbeit.
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