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Meinung

Zwischen Spielidee und Erfolgsdruck: Vehs Ideen für den 1. FC Köln

Schnell wieder aufsteigen, gleichzeitig eine Spielidee entwickeln – vor der sportlichen Leitung des 1. FC Köln liegen schwierige Aufgaben.

COLOGNE, GERMANY - MAY 05: Armin Veh of 1.FC Koeln looks on prior the Bundesliga match between 1. FC Koeln and FC Bayern Muenchen at RheinEnergieStadion on May 5, 2018 in Cologne, Germany. (Photo by Maja Hitij/Bongarts/Getty Images)
Foto: Maja Hitij/Bongarts/Getty Images

Dass für die sportliche Ausrichtung einer Mannschaft nicht nur der Trainer verantwortlich ist, ist ebenfalls nichts Neues. Armin Veh ist seit Dezember 2017 beim effzeh verantwortlich für die sportliche Leitung und damit auch für die Verpflichtung des Trainers. Vor kurzem äußerte sich Armin Veh im Interview mit dem “Geissblog.Köln” bezüglich der Kaderplanung. Dabei gibt es eine bemerkenswerte Äußerung zu zitieren, die zentral für das Verständnis von Vehs und Anfangs Arbeit in der Zukunft sein wird: “Wir wollen hier eine Spielidee entwickeln, von der man irgendwann sagt: Das ist der FC. So spielt der FC. Dementsprechend werden wir Spieler holen oder eben auch abgeben.”

Jugendbereich, Scouting-Abteilung, GBH: Ort für Umbauarbeiten

Kaderplanung ist gewiss ein Aspekt, auf den man in Bezug auf die Entwicklung einer Spielidee achten muss – es greift jedoch zu kurz, dies auf rein sportliche Aspekte zu beziehen. Die Turbulenzen im Jugendbereich beim effzeh in der jüngeren Vergangenheit haben für Verunsicherung gesorgt, weswegen es wünschenswert wäre, dass dort wieder Ruhe und vor allem wieder Kontinuität einkehrt. Veh dazu im selben Interview: “Derzeit beschäftigen wir uns mit der Nachfolge von Daniel Meyer. Wir wollen auf dieser Position Kontinuität herstellen und jemand, der sich voll und ganz mit den Aufgaben eines NLZ-Leiters identifiziert.” Die verlässliche Arbeit mit Trainern und sportlichen Leitern, die alle in dieselbe Richtung gehen und dieselben Ideen verfolgen, machen den Übergang für Talente in den Seniorenbereich einfacher.

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Eine kohärente Spielidee von U7 bis U21 zu verfolgen wäre ein massives sportliches Projekt, das es in solcher Form nur bei Ausnahmevereinen wie Ajax oder dem FC Barcelona gibt – daher ist das keine Zielkategorie für den effzeh. Neben dem Jugendbereich hieße das auch, dass man auch die Scouting-Abteilung dahingehend entwickelte, dass die gesuchten und dann hoffentlich für gut befundenen Spieler zur Spielidee passen – laut Veh liefen auch dort aktuell die Umbauarbeiten. “Das Wichtige ist, dass wir die Manpower haben, alle Bereiche zu bearbeiten. Geplant ist, dass wir Video-Scouts haben, die am Bildschirm arbeiten und unsere zwei Live-Scouts. Neu dazu kommen Online-Scouts, die uns aus verschiedenen Ländern zuarbeiten”, erklärte der Geschäftsführer.

Wie stünde es um die Spielidee bei einem Wiederaufstieg?

Der Abstieg in die zweite Bundesliga soll für den 1. FC Köln also quasi nur der Beginn einer neuen Ära sein, in der man einerseits eine tragfähige Spielidee entwickelt und andererseits die sportliche Grundlage dafür schafft, wieder in die erste Liga zurückzukehren. Dabei ergibt sich schon das Spannungsfeld, das für den effzeh in der Zukunft zentral sein könnte – inwieweit ist man bereit dafür, auf sofortigen sportlichen Erfolg zu verzichten, wenn man dafür eine langfristige Spielidee entwickelt? Denn es ist zwar schön, sich die Entwicklung einer Spielidee auf die Fahnen zu schreiben, beachtet werden müssen jedoch noch andere Faktoren. Aus wirtschaftlicher Sicht wird sich der 1. FC Köln keine zweite Saison in Folge in der zweiten Liga leisten können, weswegen es dringend den Wiederaufstieg braucht.

Ein wichtiger Schritt wäre in diesem Zusammenhang auch die bauliche Neukonzeption des Trainingszentrums am Geißbockheim, dessen Zustand bereits in der Vergangenheit Anlass zu kritischen Diskussionen gab. Armin Veh bestätigte diese Sichtweise im Interview mit dem “Geissblog.Köln” und sagte: “Wenn wir es nicht schaffen, ein neues Leistungszentrum zu bauen, werden wir es sehr schwer haben, Spieler für uns zu gewinnen oder hier zu halten.”

@fckoeln 🔴⚪️ #trainingslager #work #effzeh #durchetfüer

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Und gesetzt den Fall, dass Anfang und seine Mannschaft im Mai 2019 als Aufsteiger feststehen – wie soll es dann weitergehen? Wie soll die Philosophie des 1. FC Köln in der Bundesliga aussehen? Die Rückkehr in die wirtschaftliche und sportliche Beletage würde bedeuten, dass man zwar wieder mehr Geld zur Verfügung, aber auch wahrscheinlich größere sportliche Konkurrenz hätte. Der effzeh müsse sich als Ausbildungsverein verstehen, der Spieler entwickelt und dann mit einem höheren Marktwert weiterverkauft. Im Scouting müsste man eine hohe Trefferquote haben, idealerweise verstärkt mit der Deutschen Sporthochschule (ein absoluter Standortvorteil) zusammenarbeiten und gleichzeitig auch bei Misserfolgen an die Idee glauben sowie den Spielern das Vertrauen geben.

Grundskepsis vorhanden

Man merkt es bereits: Für den 1. FC Köln stehen anspruchsvolle Aufgaben an. Es ist gut, dass Markus Anfang einen klaren Plan verfolgt und es ist gut, dass sein Geschäftsführer den Kader verstärken möchte. Abzuwarten sein wird, inwiefern der effzeh wirklich langfristig an der Entwicklung einer Spielidee arbeiten kann, wenn die sportlichen Erfolge ausbleiben. Daran werden sich Anfang und Veh messen lassen müssen. Dass allerdings bei effzeh-Fans eine gewisse Grundskepsis mitschwingt, wenn von Spielideen und langfristigen Projekten die Rede ist, sollte spätestens seit Rapolder und Solbakken keine Überraschung mehr sein.

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