Kurze Rückrundenvorbereitung als Nachteil für den 1. FC Köln
Gewiss hat es das alles schon gegeben: Aufholjagden und Wunder. Normal ist auch, dass man sich mit den theoretischen Chancen auf den Klassenerhalt beschäftigt, das ist auch hier bei effzeh.com nicht anders – siehe hier. Wenn man aber ganz ehrlich ist mit sich selbst und seiner Umwelt, tut es vielleicht aber ganz gut, realistisch zu untersuchen, ob die Leistungsfähigkeit der Mannschaft innerhalb weniger Wochen tatsächlich so ansteigen könnte, dass man in Zukunft wieder mehr Spiele gewinnt als man verliert. Der erste Faktor, der dem 1. FC Köln dabei das Leben schwer machen dürfte, ist die Zeit. Ein anstrengendes Halbjahr liegt hinter den Profis, die eine Weihnachtspause verdient hatten, um ihren geschundenen Körper wieder in Form zu bringen.
Dazu bestand nach dem DFB-Pokalspiel auf Schalke die Möglichkeit: Insgesamt 13 Tage hatten die effzeh-Profis frei. Für die Aufarbeitung der teilweise gravierenden körperlichen Defizite gab es durch den neuen Athletik-Trainer Max Weuthen einen (hoffentlich) individualisierten Trainingsplan, den die Profis, sofern man den Instagram-Stories Glauben schenken darf, auch fleißig erfüllten. Am 2. Januar war dann schon wieder Trainingsauftakt in Köln. Vor dem Wintercup in Bielefeld standen Ruthenbeck vier komplette Trainingstage zur Verfügung. Nach dem trainingsfreien Montag starteten die Profis dann am Dienstag in die Vorbereitung des Derbys – und damit in eine ganz normale Trainingswoche, in der jetzt nicht allzu viele Reize gesetzt werden können, weil man sich auch noch ein wenig mit dem Gegner auseinandersetzen muss. Viel Raum für großartige Veränderungen hat es also dank der kurzen Winterpause noch nicht geben.
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Durch die Weltmeisterschaft im Sommer in Russland muss die Bundesliga bereits Mitte Mai beendet sein, weshalb der Beginn der Rückrunde in dieser Spielzeit bereits Mitte Januar stattfindet. Das verkürzt Erholungs- und Trainingszeit – und kommt dem 1. FC Köln damit überhaupt nicht gelegen. Nach Ruthenbecks Amtsantritt Anfang Dezember mussten die Kölner neben den Bundesliga-Spielen am Wochenende ohnehin bereits jeweils ein Spiel unter der Woche bestreiten – Raum für taktische Maßnahmen seitens des neuen Trainerteams bot sich auch damals schon kaum.
Arbeit an Defiziten nur vereinzelt möglich
Wenn man trotzdem davon ausgeht, dass sich zumindest jetzt der körperliche Zustand des effzeh-Kaders verbessert hat, fällt es deshalb trotzdem schwer, an einen großen Sprung nach vorne zu glauben – zumindest was das Fußballspielen angeht. Natürlich ist mit Jonas Hector ein ganz wichtiger Faktor zurückgekehrt, die Klasse des Nationalspielers wird der Mannschaft auf jeden Fall weiterhelfen. Aber auch der Hoffnungsträger kommt aus einer Verletzung, die ihn mehrere Monate außer Gefecht gesetzt hatte – bis er wieder bei seiner kompletten Leistungsfähigkeit angekommen ist, dürften noch einige Wochen vergehen.
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Ruthenbeck hat als Zielvorstellung formuliert hat, dass seine Mannschaft aktiv ist und den Ball früh in der gegnerischen Hälfte zu erobern versucht. Es ist also davon auszugehen, dass er einige Elemente dieser Spielweise bereits in die Trainingsarbeit integriert hat. Da diese Spielweise jedoch kraftraubend ist und einer guten Abstimmung bedarf, erscheint es unwahrscheinlich, dass die Mannschaft des 1. FC Köln dies bereits im ersten Spiel gegen Mönchengladbach in Perfektion umsetzen kann. Wenn es phasenweise gelingt, wäre es ein Erfolg – allerdings auch noch keine Garantie dafür, dass der 1. FC Köln auf einmal wieder Spiele gewinnt. Die offenkundigen Schwächen im Spielaufbau werden wohl nicht so schnell verschwinden – trotz der vermeintlichen “Luxusprobleme”. Das soll aber natürlich niemand von den (ur-kölschen) Wunder-Träumen abhalten.