Für ein funktionierendes Umschaltspiel braucht es die passenden Spieler
Man konnte zu Beginn der Partie nämlich schon die Stirn runzeln, warum der Coach mit Özcan, Höger, Lehmann und Jojic vier Mittelfeldspieler aufbot, die ihre eigentlichen Kernkompetenzen wohl am besten auf einer zentralen Position einbringen können. Ruthenbecks Idee, die Frankfurter mit einer abwartenden Haltung zu empfangen und nach dem tiefen Pressing und dem daraus resultierenden Ballgewinn schnell nach vorne umzuschalten, war wohl auch der Grund für die Aufstellung von Jhon Cordoba, der im Spiel gegen Dortmund mit einigen guten Läufen in die Tiefe nachhaltig auf sich aufmerksam gemacht hatte. Das Duo Terodde und Cordoba überzeugt in erster Linie durch eine hohe körperliche Wucht, die spielerischen Fähigkeiten beider waren allerdings an diesem Tag in Frankfurt nicht ausreichend, um die Defensive der SGE wirklich in Bedrängnis zu bringen. Cordoba spielte im gesamten Spiel vier Pässe, die erfolgreich bei einem Mitspieler ankamen. Bei Terodde waren es zehn.
Diese beiden Statistiken alleine erklären zwar noch nicht, warum Ruthenbecks Plan gegen Frankfurt nicht aufging – sie sind aber ein Indiz dafür, dass das Umschaltspiel des 1. FC Köln an diesem Tag nicht funktionierte. Die SGE, die mit Makoto Hasebe einen alles überragenden Defensivspieler gegen Cordoba und Terodde stellte, musste sich eigentlich nur auf die Verteidigung im Zentrum konzentrieren, da weder Milos Jojic auf der linken noch Salih Özcan auf der rechten Seite so eingesetzt wurden, dass sie in den für Außenbahnspieler notwendigen Räumen für Gefahr sorgen konnten. Insgesamt sind es dann einfach zu viele Variablen, die beim 1. FC Köln an diesem Tag nicht passten, wenn man sich das Offensivspiel anschaut. Da fiel es dann auch weniger ins Gewicht, dass mit Marcel Risse und Vincent Koziello zwei Spieler zum Einsatz kamen, die in der bisherigen Saison kaum oder gar nicht für den effzeh aufliefen.
Risse und Koziello als Hoffnungsträger für den 1. FC Köln
Beiden dürfte allerdings in den kommenden Wochen eine wichtige Rolle zukommen: Risse dürfte als Flügelspieler eine wichtige Option für Ruthenbeck darstellen, auch wenn seine Kräfte noch nicht für mehr als Teilzeiteinsätze reichen dürften. Koziellos Debüt beim Stand von 1:4 war schwierig, der Franzose verzettelte sich mehrfach in Zweikämpfen und es schien eher improvisiert, was die Rollenverteilung mit Özcan und Höger im zentralen Mittelfeld anging. Mit Risses Profil als Außenspieler (starke Flanken, hoher Tordrang, sicher im Kombinationsspiel) und Koziellos Fähigkeiten in der Ballzirkulation (hohe Pressingresistenz normalerweise, gutes Bewegen zwischen den Linien, spielt meist nach vorne) hat der effzeh allerdings schon zwei gute Elemente im Offensivspiel auf seiner Seite. Koziello würde im Idealfall dann im zentralen Mittelfeld neben Höger oder Özcan auflaufen, um von dort aus das Spiel zu beeinflussen. Vorstellbar wäre auch ein 4-1-4-1 mit Höger als tiefem Sechser und Osako und Koziello auf den Halbpositionen – Osako als Zehner, Koziello als Achter.
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Die entscheidende Komponente allerdings kommt nämlich aus Japan: Yuya Osako fehlte dem effzeh zuletzt immer wieder durch Krankheitserscheinungen in Anschluss an eine Lungenentzündung. Der japanische Nationalspieler ist jedoch der Go-to-Guy beim 1. FC Köln, wenn es um die Verbindung zwischen den einzelnen Mannschaftsteilen geht. In der Transition zwischen Ballgewinn in der Defensive, Aufbauspiel des Sechsers und dann der Lösungsfindung im letzten Drittel hat kein anderer Akteur im Kader des effzeh Osakos Fähigkeiten. Setzt Ruthenbeck weiterhin auf ein 4-4-2 mit zwei klaren Stürmern, führt kein Weg an Osako vorbei. Ruthenbeck bekannte selbst, dass die “beste Konstellation” im Sturm aus Terodde und dem Japaner bestünde.
Ergänzt durch einen klaren rechten äußeren Mittelfeldspieler (Risse, Zoller, auch Clemens) könnte damit der automatische Linksfokus im Spiel des effzeh durch den hohen Einfluss von Jonas Hector auf eigene Ballbesitzphasen insofern austariert werden, als dass Osako sich als Bindeglied zwischen den einzelnen Zonen einbringen könnte. Damit dürften die Ballbesitzphasen im letzten Drittel zunehmen, was natürlich auch die Chancen auf Torabschlüsse und Tore erhöht.
Gegen Mannschaften wie Bremen, Stuttgart oder Mainz muss das die Strategie des 1. FC Köln sein, um die dringend benötigten Punkte zu holen. Denn alleine auf die Verwertung von Standardsituationen wird man sich nicht verlassen können. Schon gegen Hannover 96 müssen Ruthenbeck und seine Mannschaft also wieder in die Spur finden.