Machen wir jedoch erst einmal ein wenig Grundlagenarbeit: E-Sport umfasst im Grunde genommen all diejenigen Wettkämpfe, bei denen Menschen sich in Computerspielen messen. Dabei ist es vordergründig unerheblich, auf welchem Medium das passiert: E-Sport bezeichnet demnach sowohl Wettbewerbe an Computern als auch an Konsolen wie PlayStation oder Xbox. In den einzelnen Spielen kann es dann verschiedene Formen des Wettbewerbs geben: E-Sportler können entweder im Individual- oder auch im Mannschaftssport antreten.
In einigen Ländern wird E-Sport bereits von den etablierten Sportverbänden als „echter“ Sport anerkannt, der DOSB hat bekanntlich darauf bisher verzichtet. Unterstützt wird diese Sicht dabei von einem Gutachten, dass die Piraten-Partei im Jahr 2016 in Auftrag gegeben hatte, um herauszufinden, ob E-Sport als Sportart anerkannt werden könnte. Es hieß darin: “E-Sport ist nicht als Sport im rechtlichen Sinne anzusehen und deshalb rechtlich nicht als Sportart anerkennungsfähig.”
Ist E-Sport eigentlich eine “echte” Sportart?
Bei der rechtlichen Anerkennung einzelner Sportarten folgten Bund und Länder in erster Linie den Richtlinien des Deutschen Olympischen Sportbundes, der allerdings selbst nicht definiere, was ein “Sport” genau sei, wie “Zeit Online” berichtet. Vielmehr ginge es darum, ob ein Verband Mitglied im DOSB werden könne oder nicht. Dafür gebe es schließlich Richtlinien, die sich wie folgt gliedern: Zuerst brauche eine Sportart eine “eigene, sportartbestimmende motorische Aktivität”, danach müsse “die Einhaltung ethischer Werte wie Fairplay und Chancengleichheit” gewährleistet werden. Drittens brauche es organisatorische Voraussetzungen, die erfüllt sein müssten. Es soll an dieser Stelle nicht diskutiert werden, warum beispielsweise Minigolf, Boccia oder Darts als Sportarten anerkannt würden, E-Sport bis dato aber nicht – vielmehr soll die Frage aufgeworfen werden, ob es nicht vielleicht einer Weiterentwicklung des Begriffs Sport bedarf.
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Ein Blick in die Geschichte offenbart unterdessen, dass das Phänomen E-Sport eigentlich gar nicht mehr so jung zu sein scheint – schließlich waren die ersten Computerspiele in den 1970er Jahre auch auf öffentliche Wettbewerbe ausgelegt. Auch Highscore-Tabellen für Spielhallen-Automaten sind nichts Neues, woran man auch erkennt, dass bei genauerem Hinsehen E-Sport an sich keine wirkliche Neuerung ist.
Mit der Verbreitung des Internets hingegen beschleunigte sich die Entwicklung: Mittlerweile konnten sich Spieler, die auch von der zunehmenden Leistungsfähigkeit der Computer profitieren, besser miteinander vernetzen und gegeneinander zu spielen. Durch erleichterte Kommunikationswege war es demnach auch möglich, sich zu organisieren – es entstanden bereits gegen Ende der 1990er Jahre die ersten E-Sports-Organisationen wie Ligen und E-Sport-Mannschaften. Letztere werden im Fachjargon dabei auch als Clans bezeichnet.
SK Gaming als deutscher E-Sport-Traditionsverein
Der Clan SK Gaming, seit kurzem Kooperationspartner des 1. FC Köln, gehört zu den Pionieren der deutschen E-Sport-Mannschaften. Die Gründung fand im Jahr 1997 in Oberhausen statt. Seither ist SK Gaming mit Teams in verschiedenen Spielen unterwegs und vor allem in Counter-Strike sehr erfolgreich. Die „FIFA-Zwillinge“ Daniel und Dennis Schellhase gewannen beide mehrfach bei den World Cyber Games in der Fußball-Simulation, auch Joshua Begehr holte sich den Titel – alle waren zu dieser Zeit bei SK Gaming. Mit der Verpflichtung des fünfmaligen österreichischen Meisters Mirza Jahic kehrte SK Gaming nun im November auf die Bühne des Marktführes in den Fußball-Simulationen zurück.
In einem Artikel auf der Homepage heißt es bei SK Gaming über Jahic, dass dieser ein „beliebter content creator auf Twitch und YouTube“ sei und auf die Wettkampfebene zurückkehren wolle. „Ich plante, in diesem Jahr mich mehr auf die Wettkämpfe zu konzentrieren und ein starkes Team ist sehr wichtig für mein Ziel. Ich bin sehr froh und fühle mich geehrt, jetzt ein Teil eines der erfolgreichsten E-Sports-Team in der Welt zu sein und endlich einen Eindruck auf den wichtigsten Events zu hinterlassen“, wird Jahic zitiert. Für SK Gaming offenbar eine sinnvolle Verpflichtung: Die FIFA-Szene hätte sich im letzten Jahr durch massives Wachstum verändert, große Marken seien eingestiegen. Das deutsche E-Sports-Team wolle nun an die Spitze zurückkehren und sei daher auf der Suche nach dem passenden Spieler gewesen. Mit Mirza Jahic sei nun die richtige Lösung gefunden.
“FIFA”-Spieler Mirza Jahic: Ein Konsolen-Sportler
Jahic zeichnet sich dadurch aus, dass er neben der Fußball-Simulation auch noch andere motorische und geistige Fähigkeiten mitbringt, die ihn zu einem „Progamer“ (professioneller E-Sportler) machen. Aus motorischer Sicht sind bei ihm wahrscheinlich die Augen-Hand-Koordination, seine Reaktionsgeschwindigkeit und die psychische und physische Belastbarkeit gegenüber Stress und Ermüdung zu nennen – bei 40 Spielen, die beispielsweise im Rahmen der Weekend League zu absolvieren sind, um sich für die Ranglisten zu qualifizieren, kann man schon von echter Arbeit sprechen. Ein Spiel dauert schließlich zweimal sechs Minuten, mit Einstellung der Taktik und den in-Game-Wiederholungen kann eine Partie aber auch 20 Minuten dauern.
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In Bezug auf die geistigen Anforderungen, der sich die Spieler ausgesetzt sehen, kommen Fähigkeiten wie Spielverständnis oder –übersicht, aber auch taktisches, vorausschauendes und analytisches Denken zum Tragen. Jeder Spieler verfügt in der Fußball-Simulation über eine andere Herangehensweise, mit der er Spiele gewinnen versucht. Analog zum wahren Geschehen auf dem Rasen gibt es Akteure, die proaktiv gewinnen spielen, das heißt über viel Ballbesitz zum Erfolg zu kommen.
Andere hingegen konzentrieren sich eher auf das Verteidigen und warten auf Ballverluste des Gegners, um diesen dann auszukontern. In der schnellen Abfolge eines Turniers muss man sich quasi im Halbstundentakt auf andere Gegner einstellen, die natürlich jeweils einen anderen Spielstil wählen und dementsprechend muss dann die eigene Taktik angepasst werden.
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