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Auswärtsspiel

„Der nächste Schritt ist die Heiligsprechung“

Vor dem Spiel auf Schalke haben wir mit einem alten Bekannten gesprochen: dem Leiter der S04 Club Medien, Tobias Schmidt.

Foto: FC-TV
© effzeh.com

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Zu den Spielen unseres geliebten und glorifizierten ersten Fußballclubs Köln stellen wir in dieser Saison einem Fan der gegnerischen Mannschaft ein paar Fragen. Und weil Gegner ja immer irgendwie “auswärts” sind, egal ob der effzeh zu Hause oder auf fremdem Platz antritt, und weil die Sichtweise von “auswärts” kommt, heißt die Kategorie folgerichtig “Auswärtsspiel”. Zusätzlich haben wir vor dem Spiel bei Schalke 04 aber jemanden mit Stallgeruch im doppelten Sinne gefunden. Tobias Schmidt hat insgesamt 12 Jahre lang für den 1. FC Köln gearbeitet und ist seit Herbst 2013 Leiter Club Media bei Königsblau. Das Interview mit Ihm fand dementsprechend auch stilecht via Facebook Messenger statt.

effzeh.com: Nach einigen anderen Aufgaben im Verein, hast Du im Mai 2011 den Posten des Pressesprechers beim 1. FC Köln übernommen. Die folgende Saison 2011/12 war eine äußerst turbulente. Was ist Dir aus dieser Zeit besonders positiv wie negativ in Erinnerung geblieben? Was konntest Du für Dich aus dieser Zeit mitnehmen?

Tobias Schmidt: Die Saison 2011/2012 ist mir, wie wohl allen Kölnern, noch in besonderer Erinnerung, und sie hat mich sehr geprägt. Nicht nur, weil es meine erste Saison als Pressesprecher war, sondern weil in kürzester Zeit derart viele Ereignisse schlagartig aufeinander folgten. Leider mündete am Ende alles im fünften Abstieg. Das hätte ich zu Beginn der Saison nie für möglich gehalten. Positives Highlight der Saison war in der Rückschau sicher der Derbysieg in Leverkusen am sechsten Spieltag. Ein Schlüsselerlebnis war das Spiel in Bremen: Nach einer 2:0-Halbzeitführung geht das Spiel in der zweiten Halbzeit durch drei Pizarro-Tore noch verloren. Ich behaupte, dass bei einem anderen Ausgang dieses Spiels die Saison insgesamt einen anderen Verlauf genommen hätte. Negativ in Erinnerung bleibt dagegen ein insgesamt unnötiger Abstiegskampf, in dem der 1. FC Köln leider zu oft kein wirklich gutes Bild abgegeben hat, mit der Rauchbombe in der Südtribüne beim Heimspiel gegen die Bayern als Schlusspunkt. Dennoch bin ich dem Club sehr dankbar, dass er mir die Chance gegeben hat, mich in der Bundesliga als Pressesprecher zu bewähren. In dieser Saison habe ich in zeitlich stark komprimierter Form alle Facetten der Medienarbeit kennengelernt, ab der Rückrunde dann leider mit einem starken Fokus auf Krisenkommunikation.

effzeh.com: Nach zwölf Jahren hast Du den 1. FC Köln im Herbst 2013 verlassen, um beim FC Schalke 04 die Position des Leiters Club Media zu übernehmen. Wie kam es zum Wechsel und wofür genau bist Du in deinem Job verantwortlich?

Tobias Schmidt: Nachdem die Anfrage aus Schalke kam, stand ich vor der Wahl, beim FC zu bleiben oder etwas Neues auszuprobieren, als sich die Gelegenheit dazu bot. Ich habe lange nachgedacht und mich dann für die Chance und „das Neue“ entschieden. Hier beim FC Schalke 04 bin ich verantwortlich für alle digitalen Eigenmedien des Clubs, also die Bereiche Online, Video und Social sowie für den Ausbau und die Weiterentwicklung dieser aktuell 21 Kanäle mit Schwerpunkt auf Internationalisierung. Ich bin von Beginn an sehr gut aufgenommen worden und arbeite mit einem tollen und engagierten Team zusammen.

effzeh.com: Inwiefern verfolgst Du die Arbeit deiner alten Kollegen noch?

Tobias Schmidt: Ich bin mit vielen meiner alten Kollegen nach wie vor befreundet und treffe sie hin und wieder auf ein Kölsch, wenn es sich zeitlich ergibt. Mit Maurice Sonneveld (Leiter Club Media 1. FC Köln, Anm. d. Red.) tausche ich mich darüber hinaus ab und an fachlich aus. Insgesamt bekomme ich schon mit, was beim FC alles passiert – aktuell die Fortschritte im internationalen Bereich zum Beispiel – nicht zuletzt, da ich weiter in Sülz lebe. Da kommt man zwangsläufig am FC nicht vorbei.

effzeh.com: Nicht nur der FC steht medientechnisch immer im Rampenlicht, auch beim FC Schalke 04 geht es selten ruhig zu. Stimmt der Eindruck oder gibt es in diesem Bereich doch Unterschiede zwischen beiden Vereinen?

Tobias Schmidt: Beides sind Traditionsvereine mit einer fantastischen Fankultur, und ja, bei beiden Vereinen ist es nicht immer still. Ein Unterschied, den ich wahrnehme, ist die bundesweite Aufmerksamkeit und Wucht, die bei Schalke 04 durch die Entwicklung der letzten Jahre stärker ausgeprägt ist als beim FC. Auf der anderen Seite gibt es keine zweite Stadt wie Köln, die ihren Fußball-Club auf solch ein hohes Schild hievt, dass der nächste logische Schritt nur noch die Heiligsprechung sein kann, noch zu Lebzeiten natürlich.

effzeh.com: Gibt es etwas, was Du gerne vom FC mit zu Schalke genommen hättest?

Tobias Schmidt: Darüber habe ich auch häufig nachgedacht. Ohne das werten zu wollen, sind die Mentalitäten im „Pott“ und im Rheinland verschieden. „Hart aber herzlich“ auf der einen Seite, „Et hätt noch immer joot jejange“ auf der anderen Seite. Das sollte man nicht vermischen, finde ich.

effzeh.com: Wie fühlt es sich denn an, die Champions League Hymne vor einem Spiel zu hören?

Foto: FC-TV

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Tobias Schmidt: Das ist ein klassisches „Gänsehaut-Gefühl“. Nicht nur die Hymne, sondern das gesamte Drumherum, angefangen von Medienvolumen bis hin zur internationalen Aufmerksamkeit in einer Champions League Woche, ist begeisternd.

effzeh.com: Am Samstag gastiert der FC auf Schalke. Worauf freust Du dich bei diesem Wiedersehen besonders?

Tobias Schmidt: Gute Freunde zu treffen.

effzeh.com: Wie schätzt Du die derzeitige sportliche Situation beim FC aus der Ferne ein?

Tobias Schmidt: Stabil. Der FC ist im Gegensatz zu früheren Jahren realistischer und bodenständiger geworden, was an den handelnden
Akteuren auf allen Ebenen liegt.

effzeh.com: Wie sieht dein normaler Arbeitstag am Spieltag aus? Hast Du überhaupt Zeit das Spiel zu schauen und wirklich zu genießen?

Tobias Schmidt: Ja, ich verfolge das Spiel, schließlich berichten wir auf zahlreichen Kanälen darüber. An Spieltagen beginnt der Tag früh mit einem Blick auf die üblichen Kommunikationskanäle: Mails, Pressespiegel, Website, Facebook, Twitter, Instagram. Der grundsätzliche „Bespielungsplan“ für unsere Eigenmedien ist dabei vorher schon abgesteckt, lässt aber Spielraum für spontane Aktionen. Ich bin am Spieltag Teil des Teams: Wir entscheiden gemeinsam, welche Eigenmedien welche Inhalte bekommen, wie die einzelnen Kanäle sinnhaft miteinander vernetzt werden und mit welchen speziellen Inhalten unsere Kanäle auf Englisch, Chinesisch, Japanisch, Russisch und Spanisch befüllt werden. Der Spieltag beginnt dabei nicht um 15.30 Uhr, sondern schon früh morgens bis spät abends.

effzeh.com: Und wenn das Spiel am Samstag läuft, schlagen zwei Herzen in deiner Brust?

Tobias Schmidt: Ja, das ist wohl so.

effzeh.com: Hand aufs Herz: „FC jeff Jas“ oder „Blau und Weiß wie lieb ich dich“?

Tobias Schmidt: Ganz ehrlich: Zwölf Jahre 1. FC Köln streift man nicht ab wie ein altes Hemd. Das will ich auch gar nicht. Mein Herz schlägt nach wie vor für den FC, aber Schalke hat es ebenfalls geschafft, mich in kürzester Zeit zu packen. Und um die Frage zu beantworten: Am Samstag vielleicht nicht „FC jeff Jas“, dafür aber immer gerne „Et jitt kei Wood“.

effzeh.com: Zum Abschluss noch dein Tipp fürs Spiel…

Tobias Schmidt: Spätestens in der Saison, mit der wir in das Interview eingestiegen sind, habe ich aufgehört zu tippen.

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