Folge uns
.

Meinung

Debatte um Gratis-Hoodies und Demokratie beim 1. FC Köln: Die Rückkehr der Sonnenkönige?

Der Auftakt in die Debatte rund um die Mitgliederversammlung des 1. FC Köln zeigt: Der Vorstand hat nichts gelernt – und nähert sich seinem Vorgänger an. Der effzeh.com-Leitartikel.

MV
Foto: Sebastian Bahr

Da ist es plötzlich gefallen, das böse Wort aus der jüngeren Vergangenheit des 1. FC Köln. Doch die Unterschiede zwischen der Führungskultur in der Ära Wolfgang Overath und der des aktuellen Vorstands werden immer weniger. Schon Spinners Vorgänger reagierte auf externe Kritik arrogant und persönlich beleidigt, sah in Stefan Müller-Römer seinen Intimfeind und blockierte das Engagement des späteren Mitgliederratsvorsitzenden und anderen kritischen Mitgliedern, wo er nur konnte. Das hält die Führungsetage um Werner Spinner mittlerweile offensichtlich ähnlich.

Nicht mehr weit bis zur Sonnenkönig-Mentalität

Dass der Vorstand mit einem eigenen Satzungsänderungsantrag nun probiert, die Nominierungsfrist des Mitgliederrats für die Vorstandswahlen im kommenden Jahr zu verkürzen, rundet den Eindruck nur noch ab. Zum einen weil die Herrschaften im letzten Jahr in der Auseinandersetzung mit “100 % FC” noch der Meinung waren, man habe eine prima Satzung, die man nicht ändern müsse. “Gerade in der Frage des Anteilsverkaufs haben wir aus meiner Sicht einen sinnvollen Kompromiss gefunden”, erklärte Spinner im Vorjahr. Ihm erschließe sich daher nicht, warum die Satzung wieder geändert werden solle.

Foto: Lars Baron/Bongarts/Getty Images

Ein Jahr später stellt der Vorstand nun selbst einen Antrag auf Satzungsänderung – und bleibt für die Änderungswünsche jede Begründung schuldig. Zum anderen ist klar: Wenn der Mitgliederrat – wie vom Antrag gewünscht – bereits Ende Mai seine Kandidaten für die Vorstandswahl benennen müsste, würde nächstes Jahr früher Klarheit herrschen, ob das aktuelle Vorstandstrio erneut nominiert wird. Neben den durch den Mitgliederrat nominierten Kandidaten ist auch eine “Kampfkandidatur” möglich. Mitglieder, die von mindestens drei Prozent der Vereinsmitglieder unterstützt werden, müssen ihre Absicht für das Vorstandsamt allerdings bis zum 31. Juli beim Verein erklären.

Satzung kein “sinnvoller Kompromiss” mehr?

Mit der Satzungsänderung des Vorstands wäre in Zukunft bereits vor dieser Frist klar, welche Nominierten der Mitgliederrat ins Rennen schickt – und nicht erst deutlich danach. Ein strategischer Vorteil für “Kampfkandidaturen”, ein Nachteil für den Mitgliederrat, der bereits kurz nach Saisonende seine Kandidaten benennen müsste statt wie bisher bis zum 15. August. Dass Spinner, Ritterbach und Schumacher von der aktuellen Besetzung erneut vorgeschlagen werden würden, gilt als durchaus fraglich. Vielleicht ist das auch der Grund dafür, dass man Satzungsänderungen beim Vorstand plötzlich doch ganz okay findet.

Auch interessant
Kommentierte Übersicht: Die Änderungsanträge zur Satzung des 1. FC Köln bei der MV 2018

Auch im Geiste des Satzungsänderungsantrags des Führungstrios wird also bereits deutlich, wie wenig Bereitschaft, sich den Befugnissen des Mitgliederrats zu beugen, noch vorhanden zu sein scheint. Zumindest wenn der nicht ausschließlich mit loyalen Mitarbeitern, sondern auch mit kritischen Vereinsmitgliedern besetzt ist, die ihre Aufgabe schlichtweg ernst nehmen. Denn dafür, den Vorstand zu kontrollieren, ist das Gremium nun einmal da. Sollte das jemand nicht passen, ist er nicht gezwungen, Vorstand des 1. FC Köln zu sein – oder zu bleiben.

Drittel stimmte entgegen der Vorstandsempfehlung

Denn ob nun bei der Hoodie-Aktion, der erneuten Emotionalisierung der Debatte mit dem Angriff auf einen einzelnen Satzungsänderungsantrag in der Einladung zur Mitgliederversammlung oder dem grundsätzlichen Verhalten in den letzten Monaten, zeigt sich, dass der Wunsch, den „Verein zu vereinen“ in der obersten Etage des Clubs schon lange aufgegeben wurde. Im Vorjahr folgte immerhin gut ein Drittel der Wähler – und auch wenn Spinner und Co es gerne so hinstellen, waren das nicht nur Ultras – bei den zentralen Abstimmung des Abends nicht der Empfehlung des Vorstands. Es macht nicht den Eindruck, als wolle man diese Mitglieder zurückgewinnen.

Es scheint Werner Spinner, Toni Schumacher und Markus Ritterbach vor allem um den eigenen Machterhalt und um weniger Kontrolle gegenüber der Vereinsführung zu gehen. Das alles ist furchtbar durchschaubar. Vor allem ist es aber wie bei Sonnenkönigen üblich: gar nicht mal so demokratisch.

Seite 3 von 3Weiter

Mehr aus Meinung

.