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Auswärtsspiel

Das #S04KOE-Auswärtsspiel: “Köln kann uns richtig weh tun”

Es ist Zeit für den Westschlager auf Schalke: Mit S04-Blogger Tim sprechen wir im “Auswärtsspiel” über Vertrauensvorschüsse, eine auffällige Zentrale und den effzeh als Vorbild.

1. FC Köln Schalke 04 Jubel
(Foto: Christof Koepsel/Bongarts/Getty Images)

Zu den Spielen unseres geliebten und glorifizierten ersten Fußballclubs Köln werden wir auch in dieser Saison einem Fan der gegnerischen Mannschaft ein paar Fragen stellen. Und weil Gegner ja immer irgendwie “auswärts” sind, egal ob der effzeh zu Hause oder auf fremdem Platz antritt, und weil die Sichtweise von “auswärts” kommt, heißt die Kategorie folgerichtig “Auswärtsspiel”. Wir sind nicht nur gespannt, wieviel effzeh in den Anhängern der anderen Bundesligisten steckt, sondern erwarten auch eine Einschätzung zur Situation der eigenen Mannschaft.

Großartig aus den Startlöchern gekommen, 19 Stunden die Tabellenführung inne gehabt: Beim glorreichen 1. FC Köln ist alles im rot-weißen Bereich. Ganz anders sieht es dagegen bei “Königsblau” aus: Noch ohne Punkt und ohne Tor nach drei Spielen steht Schalke nur auf dem 17. Platz. Vor dem Westschlager klären wir im effzeh.com-“Auswärtsspiel” mit S04-Fan Tim, der unter abseitsfalle1904.wordpress.com zu seinem Lieblingsklub bloggt, warum auf Schalke noch nicht der Baum brennt. Außerdem erklärt uns der Exil-Knappe, wieso er sich trotz des Fehlstarts über die Entwicklung freut und wo sich die “Knappen” eine Scheibe vom effzeh abschneiden könnten.

Drei Spiele, null Punkte, null Tore – trotzdem brennt auf Schalke noch nicht der Baum. Ist das Vertrauen in die neuen Verantwortlichen tatsächlich derart groß?

Für Schalker Verhältnisse ist das tatsächlich ein irres Phänomen. Normalerweise steht der Verein schon nach zwei Niederlagen in Folge am Rande der Selbstauflösung. Nach dem verkorksten Saisonauftakt in Frankfurt war es dann auch fast wieder soweit. Das knappe 0:2 gegen die Bayern hat dann aber viele kritische Stimmen stumm werden lassen. Bei dem Spiel hat sich gezeigt, dass Christian Heidel und Markus Weinzierl einen klaren Plan verfolgen und sinnvoll eingekauft haben. Da kann man durchaus von einem größeren Vertrauen in die Verantwortlichen sprechen. Heidel ist als Typ auch von Anfang an akzeptiert worden. Er spricht Missstände klar und deutlich an und redet nicht um den heißen Brei herum. Das ist auf Schalke einfach gerne gesehen. Das Vertrauen ist da.[perfectpullquote align=”left” cite=”” link=”” color=”” class=”” size=””]Für Schalker Verhältnisse ist diese Ruhe tatsächlich ein irres Phänomen. Normalerweise steht der Verein schon nach zwei Niederlagen in Folge am Rande der Selbstauflösung.[/perfectpullquote]

Gegen die Bayern kann man verlieren, aber gegen Frankfurt und Hertha sollten mit dem königsblauen Anspruch schon Punkte drin sein. Woran lag es, dass letztlich nicht Zählbares eingefahren wurde?

Das Spiel gegen Frankfurt war quasi die letzte Chance für alle Nicht-Neuzugänge, sich nochmal zu zeigen. In der Startelf stand mit Naldo nur ein neuer Spieler, der Rest war entweder noch zu kurz im Training oder wurde eben noch gar nicht eingekauft. Diese Chance haben die Spieler dann aber sensationell vermasselt. Zu keiner Sekunde kam Spielfluss auf, die Mannschaft wirkte überhaupt nicht eingespielt. Das war teilweise erschreckend mit anzusehen. Beim Hertha-Spiel sah das schon anders aus. Da waren gleich fünf Neue auf dem Platz. Die Partie war deutlich besser als gegen Frankfurt, aber auch hier fehlte der letzte Biss. Das Gegenpressing, was gegen Bayern und in der Europa-League gegen Nizza richtig gut zu sehen war, war vorsichtig gesagt relativ stockend. Hinzu kamen individuelle Fehler bei den Gegentoren. Beide Spiele wurden völlig verdient verloren.

Die neuen Macher auf Schalke: Sportchef Christian Heidel (r.) und Trainer Markus Weinzierl (Foto: Christof Koepsel/Bongarts/Getty Images)

Die neuen Macher auf Schalke: Sportchef Christian Heidel (r.) und Trainer Markus Weinzierl (Foto: Christof Koepsel/Bongarts/Getty Images)

Im Sommer hat der neue Sportchef Christian Heidel den Kader ordentlich umgekrempelt, viel Potenzial nach Gelsenkirchen gelockt. Bist du trotz des Fehlstarts mit seinen Transfers zufrieden?

Ich persönlich bin richtig zufrieden. Wir haben nicht nur auf allen Positionen nachgebessert, wir haben auch richtig Qualität geholt. Allen voran Nabil Bentaleb auf der Sechs. Seine vertikale Spielweise und Übersicht haben wir auf Schalke lange nicht mehr gesehen. Breel Embolo, finanziell gesehen unser Königstransfer, ist noch nicht ganz angekommen. Er hat aber ein unglaubliches Potenzial und die kritischen Stimmen sollten bedenken, dass der Junge erst 19 ist. Der wird uns noch helfen. Hinten links haben wir mit Baba endlich mal einen gelernten Linksaußenverteidiger geholt, von dem halte ich auch richtig viel. Ich bin absolut zufrieden, auch mit den restlichen Transfers. Ich habe nicht den Eindruck einer “Resterampe”, wie es unter Horst Heldt leider öfters mal der Fall war.

Welchen Eindruck macht der Ex-Mainzer generell? Und wie sieht das Saisonziel bei Königsblau dieses Jahr aus?

[perfectpullquote align=”right” cite=”” link=”” color=”” class=”” size=””]Heidel hat eine klare Kante, spricht offen aus, was ihn stört und dann versucht er, diese Dinge zu verändern. Er ist ein Top-Manager und passt sehr gut nach Gelsenkirchen.[/perfectpullquote]

Ich hab’s vorhin bereits kurz angedeutet, Heidel hat eine klare Kante. Er spricht offen aus, was ihn stört und dann versucht er, diese Dinge zu verändern. Ein Beispiel aus der Saisonvorbereitung war unsere Infrastruktur, da hat er sofort nachgebessert und die Bedingungen auf dem Trainingsgelände verbessert. Nach dem Frankfurt-Spiel sprach er öffentlich davon, dass sich einige gestandene Spieler oftmals selbst überschätzen werden. Damit traf er genau den Nerv der Fans. Das ist nämlich auch mein Eindruck. Heidel ist ein Top-Manager und passt sehr gut nach Gelsenkirchen.

Auch auf der Trainerbank gab es eine Veränderung: Der Augsburger Markus Weinzierl ersetzt André Breitenreiter. Ein Wechsel, der nötig war?

Auch wenn viele das anders sehen, ich persönlich habe von André Breitenreiter wirklich viel gehalten. Klar fehlte teilweise etwas das taktische Verständnis, aber ich habe nicht den Eindruck gehabt, dass Breite bei der Mannschaft völlig unbeliebt war. Außerdem befand sich S04 in einem Entwicklungsprozess, und Breitenreiter eben auch. Das hat meiner Ansicht nach gut gepasst. Auf der anderen Seite finde ich es von Heidel vorbildlich, dass er offen aussprach, dass er mit Breitenreiter nicht hundertprozentig zufrieden ist. Dann hat er sich eben für den Wechsel entschieden. Was ich absolut in Ordnung finde. Weinzierl ist taktisch weitaus geschulter und macht auch nach drei Niederlagen in der Bundesliga einen völlig souveränen Eindruck. Das war bei Breitenreiter leider oftmals anders.

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Was sind denn die auffälligsten Änderungen in der Schalker Spielweise in dieser Saison? Worauf muss der effzeh besonders achten?

Wenn man das nach drei Spieltagen schon sagen kann, dann ist unsere Doppelsechs definitiv der auffälligste Teil der Mannschaft. Nabil Bentaleb glänzte vor allem gegen die Bayern mit einer großartigen Technik und einer wahnsinnigen Übersicht. Er verteilt die Bälle nach Belieben, und ist genau die Schnittstelle zwischen Defensive und Offensive, die S04 über Jahre gefehlt hat. Neben ihm spielt Benjamin Stambouli, der gegen Bayern besonders als Abräumer überzeugen konnte. Weinzierls Taktik ist klar erkennbar: Schalke stört im 4-2-3-1 früh, sucht die Überzahl im Mittelfeld und versucht in die Tiefe zu spielen. Die Außenverteidiger rücken oft mit nach vorne, was besonders bei Neuzugang und Linksverteidiger Baba sehr gut mit anzusehen ist.

Leon Goretzka, Schalke 04

Derzeit stark in Form: Schalkes Mittelfeldmotor Leon Goretzka (Foto: Stuart Franklin/Bongarts/Getty Images)

Das hört sich in der Theorie natürlich super an, aber die Ergebnisse sprechen für sich. Weinzierls Taktik geht noch nicht auf, weil vorne die Torgefahr fehlt. Klaas-Jan Huntelaar hängt oftmals in der Luft. Deswegen gewannen wir gegen Nizza auch “nur” mit 1:0. Im Normalfall müssen da mehr Tore fallen. Gleiches gilt für das 4:1 im DFB-Pokal gegen einen Sechstligisten. Und die invididuellen Fehler beim Hertha-Spiel taten dann ihr übriges für den Fehlstart. Das muss natürlich besser werden. Mit der Spielanlage bin ich aber hochzufrieden.

Stark in Form präsentiert sich derzeit Leon Goretzka – könnte er der Kopf der neuen Mannschaft werden?

Die Zehn ist schon seit Jahren Goretzkas Lieblingsposition, dort darf er im Moment endlich mal spielen. Er zeigt sich kreativ, ist viel in Bewegung und fordert den Ball. Mit der Doppelsechs hat er gegen Bayern und Nizza wirklich großartig harmoniert. Trotzdem braucht auch er noch Zeit, er hat sich in Rio verletzt und die englischen Wochen hören nicht mehr auf. Klar hat er das Potenzial zum Spielmacher, aber immer mit der Ruhe.

Bei uns ist dies aktuell Marco Höger, der nach fünf Jahren bei S04 in seine Kölner Heimat zurückkehrte. Wie hat sich der kölsche Jung auf Schalke geschlagen? Bedauerst du seinen Abgang?

[perfectpullquote align=”left” cite=”” link=”” color=”” class=”” size=””]Mit dem Wechsel hat Marco alles richtig gemacht. Menschlich ist und bleibt er ein überragender Kerl. Ich freue mich für ihn, dass er in Köln auf Anhieb überzeugen konnte.[/perfectpullquote]

Högi galt auf Schalke wohl als das Kampfschwein schlechthin. Unvergessen bleibt sein vorentscheidendes 2:0 beim Revierderby 2012 gegen den BVB, der Jubel danach entfacht bei mir immer noch Gänsehaut, wenn ich daran denke. Auf das Tor wird er leider oftmals reduziert. Fehlenden Kampf konnte man Höger tatsächlich nie absprechen. Seine – vorsichtig gesagt – manchmal etwas schlampige Technik und seine fehlende Laufbereitschaft zum Ende der jeweiligen Saisons brachten mich dann aber doch das ein oder andere Mal zur Verzweiflung. Aber er war definitiv ein Typ, den S04 öfter mal gebrauchen könnte. Sportlich ist sein Abgang zu verschmerzen, er hatte auf Schalke einfach keine Zukunft mehr. Mit dem Wechsel hat er alles richtig gemacht. Menschlich ist und bleibt Höger ein überragender Kerl. Ich freue mich für ihn, dass er in Köln auf Anhieb überzeugen konnte.

Im Gegensatz zu Euch hat der effzeh einen tollen Saisonstart hingelegt, stand sogar 19 Stunden an der Tabellenspitze. Wie nimmst du die Entwicklung in Köln wahr? Was verbindest du sonst mit dem effzeh?

So richtig neidisch ist man auf Schalke glaube ich besonders auf das Vertrauen in Peter Stöger. Als Außenstehender hat man das Gefühl, dass der Trainer seit seinem Amtsantritt wirklich unumstritten ist, obwohl es auch mal Durststrecken gab. Jörg Schmadtke kenne ich noch aus Hannover, da war er nicht immer unumstritten, weil er sich oft mit dem Trainer zoffte. Aber auch er hat eine unheimlich ruhige und gelassene Arbeitsweise. Das gefällt mir richtig gut. Außerdem wird in Köln nicht groß mit überteuerten Talenten geprahlt, sondern es werden die wichtigsten Spieler wie Hector gehalten und erfahrene Bundesligaprofis dazu geholt. Da kann sich S04 eine Scheibe von abschneiden.

Meine größte Verbindung zu Köln ist wohl, dass meine Lieblingscousine großer Fan vom Verein ist. Da durfte ich mir in der letzten Saison nach dem 0:3 im eigenen Stadion ordentlich was anhören.

Yuya Osako Marco Höger 1. FC Köln Schalke 04

Mittlerweile zusammen für den effzeh unterwegs: Yuya Osako (l.) und Marco Höger (Foto: SASCHA SCHUERMANN/AFP/Getty Images)

Seit dem Aufstieg hat der effzeh beide Partien in der Arena gewonnen – und dabei stets einen sehr guten Eindruck hinterlassen. Könnten wir auch diesmal Euer Kryptonit sein?

Köln hat das besonders in der letzten Saison auf Schalke einfach richtig gut gemacht. Wir sind furios gestartet und gehen dann gegen eine unglaublich gut organisierte Mannschaft verdient unter. Danach ging es recht schnell abwärts. Es wird eine enge Kiste, vermutlich mit 0:0-Potenzial, was ich natürlich nicht hoffe. Köln ist richtig unangenehm zu bespielen. Falls wir so wie gegen Hertha auftreten, werden wir auch dieses Mal keine Punkte holen können. Köln kann uns richtig weh tun, aber S04 hat in dieser Saison auch schon bewiesen, dass sie es drauf haben. Schwer zu sagen, wohin die Reise geht.

Kölsch oder Veltins? Dein Tipp, bitte!

Ich bin der vermutlich schlechteste Tipper in der Geschichte der Bundesliga, aber ich setze auf ein 1:0 für Blau-Weiß. Ganz so schlecht, wie es die Tabelle zeigt, sind wir nämlich eigentlich nicht. Ich freu mich drauf!

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