3) Mir stonn zesamme
Nicht nur Heldt, sondern auch Gisdol betonten in der ersten Pressekonferenz das „Wir“. „Wir müssen das zusammen angehen“, hieß es bei Gisdol, so ähnlich klang es bei Heldt. Und das zeigt eines ganz deutlich: von außen betrachtet, denn beide kommen von außen, hat dem effzeh zuletzt das Wir-Gefühl gefehlt. Und das ist eine sehr richtige und sehr wichtige Analyse. Dass Gisdol trotzdem betont die Arbeit gewissenhaft und grundlegend anzugehen, klingt nach einer Selbstverständlichkeit.
Nur: Wenn du mit einem vor der Saison von allen Experten als mindestens ordentlich eingestuftem Kader plötzlich wieder auf einem Abstiegsplatz stehst, dann fehlt es womöglich gerade an Selbstverständlichkeiten. Eine davon ist, dass der 1. FC Köln zusammenhält. Nichts ist größer als der Verein. Diese Lektion Nummer 1 sollten so langsam alle gemeinsam mal wieder verinnerlichen. Nur so können wir die Mannschaft auch wieder zu Erfolgen brüllen.
4) Nörgeln nicht um des Nörgelns willen
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Was dafür aufhören muss, ist das ständige Nörgeln. Jede Entscheidung, sei es eine Aus- oder Einwechslung, sei es die Entscheidung einen Headhunter zu engagieren oder letztlich die Personalentscheidung pro Heldt und Gisdol, jede Entscheidung wurde sofort kritisiert. Mehr noch: die Kritik war schon allgegenwärtig, bevor die Entscheidung überhaupt getroffen wurde. Und ja, Mitbestimmung ist immens wichtig. Das ist so und ich bin froh, dass der 1. FC Köln mittlerweile eine Struktur hat, in der zumindest mehr Mitbestimmung seiner Mitglieder und Fans möglich ist. Das bedeutet aber eben nicht, dass man jede noch so winzige Entscheidung der Menschen, die diesen Club führen, ständig in Zweifel ziehen muss. Ja, das Ausplaudern von Interna muss aufhören. Das gilt für alle Seiten. Aber vor allem ist es an der Zeit endlich mal aufhören zu nörgeln. Der Vorstand ist raus, es ist ein neuer Vorstand da – gebt ihnen die Chance zu zeigen, warum sie gewählt wurden.
Veh ist raus, Horst Heldt ist da – gebt ihm die Chance, zu zeigen, was er mit „Herzensangelegenheit“ meint, gebt ihm gerne mit auf den Weg, dass es auch für alle von uns eine Herzensangelegenheit ist, sonst wären wir längst nicht mehr dabei – mit rationalem Verhalten ist das ja nicht zu erklären. Aber hört auf ihn schon in eine Ecke zu schieben, bevor er überhaupt begonnen hat, für den geilsten Verein der Welt zu arbeiten. Gebt auch dem neuen Trainer eine Chance. Nein, wir sind nicht spürbar anders, egal was die Marketingexperten uns da einreden wollen. Von Kontinuität sind wir so weit entfernt wie eh und je. Aber den alten Trainer vom Hof jagen und dann den neuen als dritte Wahl abstempeln kann jeder. Wie wäre es mit ein wenig Unterstützung? Auch Markus Gisdol muss beim effzeh Erfolg haben, sonst ist seine Trainerkarriere wohl endgültig in einer Sackgasse. Muss das aber etwas Schlechtes sein? Los, Trainer, an die Arbeit. Wir sind am Samstag um 18:30 Uhr wieder da.
5) Anderer Blick auf die Entscheidungsfindung
Zuletzt noch ein kurzer Gedanke zum Entscheidungsprozess, denn auch der steht direkt wieder in der Kritik. So ist das eben in Köln. 27 Tage Manager-Suche sind zu lang, ein Trainer nach dem anderen sagt ab, Heldt wird es nicht, dann wird er es doch. Wie wäre es denn mit dieser Sichtweise: Es ist so wenig Wasserdichtes nach außen gedrungen im Prozess der Entscheidungsfindung, dass aus Gerüchten im Wartestand zunehmend Fakten wurden, von denen womöglich nicht alle auch Fakten waren. Das könnte umgekehrt auch bedeuten, dass hier im Hintergrund endlich mal in Ruhe und gründlich gearbeitet wurde. Ein Profil erstellen, einen Headhunter engagieren, ja, das klingt gewöhnungsbedürftig in einem von Emotionen geprägten Arbeitsumfeld. Nur: Ist das verkehrt?
Ich fände es extrem positiv, wenn wir nicht nur einen Manager- und einen Trainerkandidaten in der engeren Auswahl hatten. Doch am Ende hat man sich für zwei der Kandidaten entschieden, nach einem für die Beteiligten nachvollziehbaren Prozess und mit dem Ergebnis, dass beide Personalien zeitgleich in Ruhe vorgestellt wurden. Spricht für mich nicht für eine Panik-Entscheidung, sondern für ein sachliches und intensives Vorgehen. Einem Vorgehen mit Plan. Mensch, dat wäre ja mal wat!