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Analyse

Die effzeh.com-Kaderanalyse: Vorne wird ihn schon einer machen

Aus 1 mach 2 – rein numerisch hat sich die Angriffsreihe des 1. FC Köln verdoppelt. Das Personal allerdings ist das alte geblieben. Reicht eine neue Spielidee von Steffen Baumgart und eine Raute im Mittelfeld, um die Sturmflaute zu beenden?

Foto: imago images / Eduard Bopp

Steffen Baumgart mag offensiven Fußball. Das macht der neue FC-Coach bei jeder Gelegenheit deutlich. Seine Spielidee steht für schnörkellose Bälle in die Spitze, dort soll die Kugel dann möglichst ohne Umwege aufs und natürlich im Bestfall auch ins Tor. Das Personal, was dem neuen Trainer der “Geißböcke” zu diesem Zweck zur Verfügung steht, ist bislang das alte. Reicht das? Oder scheint bei den Kaderplanern am Geißbockheim das Prinzip Hoffnung zu gelten, wonach irgendeiner da vorne die Murmel schon reinmachen wird? Kölns Angriffsreihe ist vor allem eins: eine Wundertüte.

“Wir wollen den Gegner permanent unter Druck setzen…Wir wollen uns viele Torchancen und Standards erarbeiten.” Das sagte Steffen Baumgart unmittelbar vor dem Saisonstart im DFB-Pokal. Der Gegner dort, Carl Zeiss Jena, spielt allerdings normalerweise in der viertklassigen Regionalliga Nordost. Bei einem solchen Klassenunterschied ist dieser Ansatz also keine Überraschung. Jedoch, Baumgart will diesen Stil auch in der Bundesliga leben. Auch hierzu äußerte sich der neue Cheftrainer des FC vor dem Auftritt im Pokal: “Wenn wir 60 Gegentore bekommen, aber 80 schießen, dann kann ich da wahrscheinlich mit leben.”

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Tore, Tore, Tore

80 Tore. Das war natürlich eher mal so dahingesagt, für diese Analyse der Angriffsreihe könnte man aber ja mal spaßeshalber schauen, wer in Köln die 80 Buden eigentlich so machen soll. Der Erste, der hier genannt wird ist einer, dem man es kaum noch zugetraut hatte: Anthony Modeste. Der 33-jährige Franzose schoss zwischen 2015 und 2017 sagenhafte 40 Tore in 68 Spielen für den 1. FC Köln. Das ist lange her. Seit der Rückkehr aus China sucht Modeste seine Form. Und mittlerweile erwartet niemand mehr, dass Anthony Modeste diese wirklich wiederfindet. Und trotzdem ist er – Stand jetzt – der zentrale Baustein in Steffen Baumgarts Offensive.

“Wir haben eine sehr gute Qualität. Was Tony, Jan und Tim machen, ist genau das, was wir sehen wollen!”

Modeste ist fit, machte erstmals seit Jahren eine Vorbereitung ohne Probleme mit. In den Testspielen zeigte der Franzose in vorderster Front großen Einsatz. Das, was den Star von einst auszeichnete, dass er aus wenigen Chancen viele Tore machte, das ist allerdings noch nicht zurück. Doch Kölns Kaderplaner scheinen darauf zu hoffen, dass Anthony Modeste im neuen System mit zwei Angreifern und endlich fit für mindestens 10 Tore gut ist. Auch Steffen Baumgart redet seinen Stürmer stark, hat ihn sogar in den Mannschaftsrat beordert. “Wir haben eine sehr gute Qualität. Was Tony, Jan und Tim machen, ist genau das, was wir sehen wollen”, betont der neue Trainer.

Jan Uwe Thielmann in Schieflage (Foto: IMAGO)

Zehn der 80 Tore in Steffen Baumgarts Rechnung macht also Anthony Modeste. Nehmen wir mal freundschaftlicherweise an, das passt so. In Baumgarts Satz sind ja gleich die nächsten zwei Stürmer mit angesprochen: Jan Thielmann und Tim Lemperle. Die Beiden stehen stellvertretend für den neuen Weg des 1. FC Köln, kommen aus der eigenen Jugend, sind quasi der Gegenentwurf zu Anthony Modeste. Jan Uwe Thielmann ist dabei ganz klar ein Gewinner der Vorbereitung und die derzeitige Nummer 2 im Sturm. Alles andere als ein Startelfeinsatz zu Saisonstart käme überraschend. Der Youngster hat trotz seines jugendlichen Alters von 19 Jahren bereits mehrere Spielzeiten auf dem Buckel, überzeugt immer mit seiner Schnelligkeit und seinem Einsatzwillen.

Unter Markus Gisdol kam Thielmann vor allem zu Einsätzen über die rechte Mittelfeldseite. Diese Position auf außen ist bei Baumgart so nicht vorgesehen, Thielmann ist jetzt Stürmer. Problem dabei: Die Treffsicherheit muss der Youngster noch nachweisen, bislang stehen erst magere zwei Törchen für Thielmann in den Statistiken seiner 36 Spiele. Keine gute Quote. Dennoch bleibt das FC-Eigengewächs ein echter Hoffnungsträger, einer, der Baumgarts System des aggressiven Pressings bei Ballverlust lebt, einer, der richtig Spaß machen kann. Und weil auch der Analyst an dieser Stelle auf Thielmann setzt, macht Jan Uwe also weitere zehn Tore der 80. 20 haben wir.

Jugend forscht

Weniger dürfte von Tim Lemperle zu erwarten sein. Der ebenfalls 19-Jährige ist auch ein Gewinner der Vorbereitung, darf weiter mit den Profis trainieren und wird mit Sicherheit oft zum Kader gehören. Trotzdem hat Lemperle zunächst die Rolle, als junger Spieler den arrivierten, zu denen hier auch Thielmann beinahe schon gehört, Druck zu machen. Wir rechnen Lemperle also mal mit drei Jokertoren dazu. Marvin Obuz hingegen, als weiteres großes Talent gehandelt, kann kein Tor beisteuern. Der 19-Jährige hat zwar nicht komplett enttäuscht, darf auch weiter mit den Profis trainieren, hauptsächlich wird der Offensivallrounder aber vorerst weiter in der Regionalliga in der Zweiten Mannschaft des 1. FC Köln zum Einsatz kommen.

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Das bedeutet aber auch, dass wir erst 23 Tore beisammen haben. Nehmen wir mal für einen Moment die Verteidigung und das Mittelfeld in die Zählung mit auf. Von der Defensive rund um Czichos’ Kopf kommen sieben Tore, kommt einem möglicherweise viel vor, bei guten Standards aber durchaus vorstellbar, wer die Tore am Ende auch macht. Im Mittelfeld sind vor allem Jonas Hector, Florian Kainz, Mark Uth und Ondrej Duda zu nennen. Kainz dürfte vor allem als Vorbereiter in Erscheinung treten, macht aber dennoch drei eigene Treffer. Auch Hector trifft doppelt. Duda und Uth jedoch sind in ihrer Karriere ebenfalls schon häufig in der zentralen Sturmspitze aufgelaufen. Die wissen, wo das Tor steht und müssen das in Baumgarts Plan auch zeigen. Gemeinsam sorgen die Zehner, auf welcher Position auch immer sie zum Einsatz kommen, für gute 15 Tore.

Effzeh bleibt prinzipientreu

Das macht insgesamt 50 Tore. Und in unserer schmunzelnden Rechnung ist ja nun schon jede Menge guter Wille und viel, viel Hoffnung mit dabei. Und dennoch fehlen 30 Tore, wenn man denn wirklich 60 kassieren möchte. Einen Kandidaten in der Angriffsreihe gibt es da auch noch: Sebastian Andersson. Ein Stürmer, der rein vom Potential her alles mitbringt. 30 Jahre alt, bundesligaerfahren, 1,90 Meter groß. Seine Statistik: 15 Tore in 49 Bundesligaspielen. Und dann diese letzte erste Saison für den 1. FC Köln. Sogar das Karriereende schien vor der Saison möglich, die Verletzungssorgen um Andersson reißen nicht ab. Doch auch hier verbreitet Baumgart Hoffnung: „Mir fällt auf, dass Seb Andersson häufiger auf dem Trainingsplatz steht als in der vergangenen Saison. Seb drängt darauf, zu spielen. Er ist noch kein Kandidat für die Startelf zu Beginn der Saison, aber ich kann ihn jederzeit reinwerfen. Es wird für uns wichtig sein, während der Spiele auch gut nachlegen zu können von der Bank.”

30 Tore von der Bank: ausgeschlossen. Wir bleiben unglaublich optimistisch und schreiben Sebastian Andersson ab der zweiten Saisonhälfte fit, sodass auch der Schwede am Ende zehn Mal netzen kann. Und so langsam wird überdeutlich, dass vor allem eines in dieser Angriffsreihe regiert: Das gute alte FC-Prinzip: Hoffnung. Hoffnung auf einen alten Star, Hoffnung auf junge Himmelsstürmer, Hoffnung auf wundergeheilte Millioneneinkäufe. Und dann gibt es ja noch Mr. X. Angeblich sucht Kaderplaner Jakobs ja noch einen Angreifer. Der müsste nach unseren Berechnungen und einem Baumgart-Torverhältnis 20 Tore beisteuern. Wie viel Hoffnung darauf besteht? Als Antwort auf diese Frage nenne ich einfach die beiden Akteure, die zuletzt die Rolle des Mr. X ausfüllen durften: Tolu Arokodare und Emmanuel Dennis. Ich verschließe an dieser Stelle die Augen und drücke uns ganz, ganz fest die Daumen.

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