Gelöst ist die Stimmung rund um den 1. FC Köln vor dem schweren Auswärtsspiel bei Borussia Dortmund. Vier Siege in Serie konnten die „Geißböcke“ zuletzt einfahren, sind mit einem 3:1-Heimsieg gegen den VfL Wolfsburg perfekt aus der Winterpause gekommen und können mit breiter Brust die anstehende Aufgabe angehen. „Kein Zufall und nicht nur Glück“ sei es gewesen, das betonte FC-Coach Markus Gisdol in der abschließenden Pressekonferenz vor dem Duell mit dem BVB, dass die Kölner Mannschaft gepunktet hat. „Sie hat Spaß daran gefunden, wie wir auf dem Platz agieren wollen. Das spürt man“, erklärte Gisdol.
Man spürt auch: Gelöst, aber nicht entspannt ist die Stimmung rund um den 1. FC Köln, denn trotz der Siegesserie liegt der Aufsteiger nur drei Punkte vor dem Relegationsrang. Und nun das schwierige Spiel bei den Schwarzgelben: Im Westfalenstadion haben die „Geißböcke“ zuletzt 1991 gewonnen – ein Doppelpack des viel zu früh verstorbenen Maurice Banach sicherte den Kölner einen 2:1-Auswärtssieg beim BVB. 19 Partien in Folge ist der FC seitdem sieglos in Dortmund, ein verpasster Dreier am Freitagabend würde einen neuen Negativrekord in der schillernden Vereinshistorie der Kölner bedeuten.
Der Freitagabend-Termin liegt dem 1. FC Köln nicht
Weitere Einträge aus dem Gruselkabinett der schlimmen Statistiken: Während der 1. FC Köln seine letzten sechs Partien an einem Freitagabend allesamt verlor (darunter übrigens auch zwei Heimspiele gegen den BVB), hat Borussia Dortmund hat keines der letzten 27 Heimspiele an einem Freitagabend verloren. Insgesamt musste Schwarzgelb vor den eigenen Fans in den vergangenen 25 Heimspielen nur eine einzige Niederlage einstecken. Doch der FC arbeitet gerade an seiner eigenen historischen Serie: Der Aufsteiger gewann die letzten vier Bundesliga-Spiele – eine solche Serie war dem FC zuletzt vor über 19 Jahren gelungen. Fünf Siege hintereinander konnten die „Geißböcke“ zuletzt im Jahr 1985 bejubeln.
“Wir fahren sich nicht nach Dortmund, um uns die Zeit zu vertreiben”
Auch deshalb will der FC, wenn es nach seinem Trainer geht, in Dortmund an die positive Eindrücke der jüngsten Vergangenheit anknüpfen: „Wir wollen wieder unseren Fußball zeigen. Die Mannschaft hat Spaß daran gefunden. Wir wollen versuchen, es gegen Dortmund auf einem nächsten Level zu präsentieren“, skizziert Gisdol die Ansprüche an seine Schützlinge. Trotz der klaren Außenseiterrolle sieht der FC-Coach das Duell beim BVB nicht als eine Art Bonusspiel: „Wir fahren sicher nicht nach Dortmund, um uns die Zeit zu vertreiben. Wir werden in Dortmund eine Top-Leistung bringen und wir werden sie brauchen, um dort bestehen zu können.“
Haaland-Hype lässt Gisdol kalt
Warum die „Geißböcke“ diese tatsächlich brauchen werden, zeigten die Schwarzgelben zum Auftakt in die Rückrunde. Beim FC Augsburg lag der BVB bereits mit 0:2 und 1:3 hinten, schoss sich aber mit einer furiosen Aufholjagd im zweiten Durchgang noch zu einem 5:3-Auswärtserfolg. Im Fokus des Interesses nach dem spektakulären Spiel: Neuzugang Erling Haaland, der sein Bundesliga-Debüt gleich mit drei Jokertoren krönte. Dem Hype um das norwegische Ausnahmetalent, im Winter von der österreichischen Filiale eines Brauseherstellers nach Dortmund gewechselt, verschaffte dies die Zündung der nächsten Eskalationsstufe. Der „Brecher mit dem Babyface“ (Quelle: DAZN-Kommentar der Zusammenfassung), er wird auch für den 1. FC Köln zur Herausforderung.
🚍🚍🚍 Markus Gisdol über den #Haaland-Hype 🤷♂️ #KOEBVB #effzeh pic.twitter.com/aZXHimarWn
— 1. FC Köln (@fckoeln) January 23, 2020
„Wir haben einen großen Bus. Vielleicht nehmen wir aber auch drei und parken sie vor dem Tor“, scherzte Gisdol auf der Pressekonferenz zu den zahlreichen Fragen über den neuen Angreifer in Diensten der Schwarzgelben, betonte jedoch auch „kein Freund von diesen Hypes“ zu sein. Wir würden einen Fehler machen, wenn wir uns nur auf diesen einen Dortmunder Spieler konzentrieren. Dortmund hat eine ganze Reihe an exzellenten Spielern – ob Sancho, Hazard, Reus oder Götze. Es ist immer Top-Qualität“, erklärte der FC-Coach und schob hinterher: „Es ist wichtig für uns, dass wir uns wieder auf uns und unsere Stärken konzentrieren. Wir haben auch viele gute Spieler. Wir werden alles dafür tun, um es Haaland und Co. so schwer wie möglich zu machen.“
Hinspiel zeigt: Der FC kann auf Augenhöhe agieren!
Wie gut dem FC das gelingen kann, zeigte bereits das Hinspiel: Über 70 Minuten machte die Mannschaft des damaligen Trainers Achim Beierlorzer dem Titelkandidaten das Leben enorm schwer, führten sogar über weite Strecken dank eines Kopfballtreffers von Dominick Drexler. Erst dann schwanden die Kräfte bei den „Geißböcken“, während der BVB frische Kräfte und enorme Qualität von der Bank brachte. Am Ende stand zwar ein 1:3 aus Sicht des Aufsteigers zu Buche, doch eine Leistung, die sogar nach all den Umwälzungen in den anschließenden Monaten noch Mut machen kann. Dass Borussia Dortmund verwundbar ist, hat diese Saison hinlänglich bewiesen. Dass Borussia Dortmund vor allem zuhause schwer zu schlagen ist, allerdings auch. Alles egal: Gib mir Fünf, 1. FC Köln!