Nach fast 100 Minuten Spielzeit hatte Schiedsrichter Sven Waschitzki ein Einsehen und pfiff eine belanglose Partie, die keinen Sieger verdient hatte, endlich ab. Ein 1:1 im Auswärtsspiel beim Absteiger 1. FC Magdeburg: So verabschiedete sich Aufsteiger 1. FC Köln hoffentlich für immer aus der 2. Bundesliga. Ein Glanzstück der „Geißböcke“ war es wahrlich wieder einmal nicht, kein Leckerbissen, an den sich beim Blick in den Rückspiegel allzu viele nostalgisch erinnern werden, kein Feuerwerk an fußballerischen Höhepunkten zweier befreit aufspielenden Mannschaften. Es war einfach der passende Schlusspunkt auf eine trotz Zweitliga-Meisterschaft bleiern verlaufende Saison, die in der Landeshauptstadt Sachsen-Anhalts endlich ein Ende fand.
„Es war von unserer Seite schon ein lauer Sommerkick, das muss man ehrlicherweise zugeben“, erklärte effzeh-Keeper Thomas Kessler, der am abschließenden Spieltag seinen ersten Saisoneinsatz
bestreiten durfte, auch zutreffend nach dem Abpfiff. „Gerade für mich war es sehr unbefriedigend, wenn das Spiel so läuft, wie es gelaufen ist. Es wäre hier heute sehr einfach gewesen, noch einmal drei Punkte mitzunehmen. Und wir haben einen großen Anteil daran, dass das so nicht passiert ist“, betonte der Routinier selbstkritisch. Interimscoach André Pawlak sah das Ganze etwas entspannter: „Für uns war es wichtig, einen Abschluss mit einem guten Ergebnis zu haben. Die Jungs wollten nochmal etwas Zählbares mitnehmen, das haben wir geschafft.”
Terodde macht mit Nummer 29 den Auftakt
Unzufrieden war der 48-Jährige ob der gezeigten Leistung seines Teams, dem er einen „Spannungsabfall“ nach dem Erreichen des Aufstiegs attestierte, allerdings nicht: „Wir sind hierher gefahren, um etwas mitzunehmen. Es war mehr drin, aber durchaus auch weniger, wenn man die erste Halbzeit sieht. Das war schon sehr wild auf beiden Seiten. Wenn Schaub nach der Pause das 2:0 macht, wäre die Partie vermutlich entschieden gewesen. Unter dem Strich haben wir aber ein gerechtes Unentschieden gesehen“, so der Interimscoach, der nach effzeh.com-Informationen bei den „Geißböcken“ als Co-Trainer unter Achim Beierlorzer weitermachen wird.
https://twitter.com/fckoeln/status/1130148674045132800
Dabei begann das Spiel durchaus vielversprechend, was den Unterhaltungsfaktor anbetrifft: Nach nur drei Minuten ging ein rundum veränderter effzeh, der im letzten Spiel von Interimscoach Pawlak neben Kessler unter anderem auf Matthias Bader als Rechtsverteidiger setzte, bereits in Führung. Kapitän Jonas Hector kombinierte auf links im Duett mit Florian Kainz, die Hereingabe des Österreichers fand Simon Terodde, der gewohnt souverän zum 1:0 einköpfte. Das 29. Saisontor des Kölner Angreifers, der damit nach 2016 und 2017 zum dritten Mal in seiner Karriere die Torjägerkanone der 2. Bundesliga nach Hause bringt.
Keine Kontrolle, keine Torgefahr
Ein Schuss, ein Tor – die Kölner. Doch zuvor hatte bereits Magdeburg zwei gute Möglichkeiten: Preißinger schoss aus Distanz knapp vorbei, kurz darauf verpasste Beck per Kopf die frühe Führung. Es blieb zu Beginn der Begegnung ein Aufeinandertreffen ohne konzentriertes Abwehrverhalten auf beiden Seiten: Chahed kam nach einer Ecke völlig frei zum Kopfball, doch zielte einen Tick zu hoch. Auf der Gegenseite schlenzte Louis Schaub die Kugel aus 14 Metern freistehend über das Tor der Gastgeber. Nur wenig später lenkte Kessler Costlys Distanzschuss etwas unorthodox an die Latte.
Das Tempo der Anfangsphase konnte die Partie allerdings nicht aufrecht erhalten: Die „Geißböcke“ versuchten, über weite Strecken vergeblich, mehr Kontrolle in die eigenen Situationen zu bekommen, Magdeburg fehlte es offensiv an der nötigen Durchschlagskraft. Dass hier der Zweitliga-Meister beim Vorletzten zu Gast ist, war lange Zeit nicht offensichtlich. Dass der effzeh mit einer Pausenführung in die Kabine ging, war dann auch mehr dem Unvermögen der Magdeburger zuzuschreiben: Chahed scheiterte wenige Minuten vor dem Halbzeitpfiff an Kessler, Lohkemper vergab per Kopf den Ausgleich.
Ausgleich und Ausschreitungen: Aufreger im Duell um die Goldene Ananas
So spektakulär wie der erste Durchgang startete auch die zweite Hälfte: Nach einer wundervollen Kombination über die rechte Seite tauchte Schaub allein vor dem FCM-Tor auf, legte den Ball aber am linken Pfosten vorbei. Diesmal war es dann Magdeburg, die mit der ersten Chance trafen: Preißinger setzte Lohkemper mit einem Pass durch die Schnittstelle der Kölner Abwehr perfekt in Szene, der Angreifer der Gastgeber überwand Kessler im direkten Duell: 1:1. Da sich danach die Fanlager beider Seiten – ausgelöst durch Magdeburger Anhänger – auf den Rängen diverse Scharmützel der unschönen Art lieferten, war das Spiel danach erst einmal für einige Minuten unterbrochen.
View this post on InstagramA post shared by koeln-supporters (@koeln_supporters) on
Es sollte im Duell um die Goldene Ananas der letzte Aufreger sein, denn nach der unfreiwilligen Pause war das zuvor schon mäßig vorhandene Tempo komplett aus dem Spiel. Beiden Teams war deutlich anzumerken, dass es um nichts mehr ging – der Zug zum Tor war ebenso kaum vorhanden wie aggressives Zweikampfverhalten. Die Sommerpause, der Urlaub: Es schien, als sei das alles näher als diese Partie. „Ich bin total froh, dass diese Saison vorbei ist. Ich kann es kaum erwarten, einfach ein paar Wochen das Geißbockheim nicht zu sehen“, war dann auch Keeper Kessler erleichtert, dass es endlich in den Urlaub geht.
Kessler: “Es war ein anstrengendes Jahr, vor allem für den Kopf”
Und so war der Abpfiff tatsächlich eine Erlösung. Von einem belanglosen Fußballspiel, das weder für Magdeburg noch für den glorreichen 1. FC Köln irgendeine Bedeutung haben oder in den Erinnerungen mittelfristig haften bleiben wird. Von einer Saison, die gerade in der Schlussphase quälend lang erschien und irgendwie nur noch nervte. Von der 2. Bundesliga, die dieser Verein hoffentlich nie wieder sehen wird. Nun ist Sommerpause. Endlich. „Es war ein total anstrengendes Jahr, vor allem für den Kopf. Man merkt auch im Umfeld, dass alle sich darauf freuen, dass es nächstes Jahr wieder Richtung Bundesliga geht. Dann werden wir die Köpfe auch wieder frei sein“, erklärte Kessler.
Für alle heißt es nun: Urlaub machen, Akkus aufladen, Transfergerüchte kommentieren, Vorbereitungsspiele analysieren – und dann ist schon schneller als wir denken wieder Bundesliga angesagt. Noch ist die Vorfreude klein, doch mit ein wenig Abstand zu dieser emotional so unberührenden Spielzeit wird auch die hoffentlich bald wieder erscheinen. Maach et joot, effzeh. Auf Nimmerwiedersehen, 2. Bundesliga. Herzlich willkommen, spielfreie Zeit!