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Nachspiel

Der 1. FC Köln trennt sich 1:1 von Werder: Ein Punkt in einem seltsamen Spiel

Steffen Tigges und Romano Schmid treffen bei einem flotten und größtenteils gut anzuschauenden Remis an der Weser, nach welchem Werder Bremen den Klassenerhalt feiert und auch der 1. FC Köln zufrieden sein kann.

Dimitrios Limnios im Zweikampf mit Lee Buchanan (Werder Bremen). (Foto: Oliver Hardt/Getty Images)

Sein Blick schien die Eindrücke aufsaugen zu wollen. Die Fans auf den Rängen des prallgefüllten Bremer Weserstadions, die inzwischen verwaisten Tore, das Gewusel von Teamkameraden und Akteuren in Grün-Weiß, die sich an der Mittellinie gegenseitig nach der Partie beglückwünschten. Zu was genau? Diese Frage schien auch Jonas Hector in diesem Augenblick zu bewegen, so kurz nach dem 1:1 seines 1. FC Köln bei Werder Bremen. Sicher, die Werderaner feierten den nunmehr endgültig gesicherten Klassenerhalt, zu dem es nach den Ergebnissen des Nachmittags jedoch nicht den einen Punkt gegen die Rheinländer bedurft hätte.

Angeführt von Jonas Hector bedankt sich der 1. FC Köln bei seinen Fans. (Foto: Oliver Hardt/Getty Images)

Und der FC? Der hatte eine Partie gezeigt, die er eigentlich hätte gewinnen müssen, aber auch hätte verlieren können. Und Jonas Hector mag auch an die 73. Spielminute gedacht haben, als ausgerechnet er den Werderaner Romano Schmid in seinem Rücken übersehen und so dessen Treffer zum 1:1 ermöglicht hatte. Schließlich sammelte er die Seinen, um sich mit ihnen bei den mitgereisten FC-Anhängern für ihre Unterstützung zu bedanken. Und auch um Abschied zu nehmen, denn für Hector war es die letzte Dienstreise als Profi des 1. FC Köln – einen Punkt im Gepäck.

Flotte Partie, verteilte Chancen, gerechtes Remis

Die Partie der beiden Tabellennachbar nahm sehr schnell Fahrt auf, wobei Steffen Baumgarts Mannschaft zunächst das bessere, weil aktivere Team war. Chancen von Linton Maina (4.), Florian Kainz und Jonas Hector (13.) sowie Timo Hübers (45.) standen Gelegenheiten der Bremer durch Marvin Duksch (8. und 9.) gegenüber, die jedoch von Marvin Schwäbe glänzend vereitelt wurden. Steffen Tigges war es schließlich vorbehalten, mit einem Kopfball nach Flanke von Florian Kainz für die Kölner Führung zu sorgen (35.).

Dimitrios Limnios im Zweikampf mit dem Bremer Lee Buchanan (Foto:  Oliver Hardt/Getty Images)

Nach dem Wechsel behielten die Kölner zunächst die Spielkontrolle, ließen jedoch im Spiel nach vorne zunehmend die nötige Genauigkeit vermissen. Dem eingewechselten Dimitrios Limnios bot sich noch eine Einschusschance, dann war es jedoch vorbei mit der Kölner Herrlichkeit. Schwäbe musste zunächst gegen Jens Stage (70.), dann gegen Niclas Füllkrug sein ganzes Können aufbieten, um seinen Kasten sauber zu halten. Drei Minuten später war aber auch er machtlos, als Romano Schmid zum Ausgleich traf. Dem für Tigges eingewechselten Davie Selke bot sich noch eine große Chance aus kurzer Distanz (84.), schließlich blieb es bei dem insgesamt gerechten Remis.

Was in Erinnerung bleibt: Kein Nachlassen trotz Klassenerhalt

Was bleibt in Erinnerung? Zunächst einmal eine Kölner Elf, die auch mit dem schon längst gesicherten Klassenerhalt im Rücken eine zumindest ordentliche Leistung zeigte und den verdienten Auswärtspunkt mit an den Rhein nehmen konnte. Die Mannschaft macht einen stabilen Eindruck, was gewiss auch der Achse von Torwart Schwäbe über Hübers und Chabot in der Innenverteidigung, Hector, Skhiri und Martel bis hin zu Kainz und den formverbesserten Tigges und Selke zu verdanken ist.

Eine Achse, die es so in der kommenden Saison nicht mehr geben wird. Im zentralen Mittelfeld scheint diese Problematik mit “Bordmitteln” lösbar zu sein, Dejan Ljubicic hat unter Beweis gestellt, dass er mit Martel ein zweikampfstarkes Zweierteam zu bilden weiß. Bleibt die Transfersperre bestehen, bedarf es keiner hellseherischer Fähigkeiten, um die linke defensive Außenbahn als Schwachstelle im Kölner Team zu identifizieren. Kristian Pedersen ist der einzige verbleibende Linksverteidiger, ein Ersatz für Jonas Hector ist er wohl kaum.

Eric Martel im Zweikampf mit dem Werderaner Jens Stage. (Foto: Oliver Hardt/Getty Images)

Gewiss, ein stärkerer Rechtsverteidiger als Benno Schmitz würde gerne genommen, dazu ein schneller Spieler für die offensiven Außenbahnen sowie eine quirlige, bewegliche Sturmspitze. All dies sind Wunschträume, die nur dann Realität werden können, wenn die Transfersperre zumindest aufgeschoben würde. Andere Positionen scheinen auch ohne Neuzugänge gut besetzt. Durch Linton Maina etwa oder Jan Thielmann und Denis Huseinbasic, dazu kommen die “jungen Wilden” aus der U19 um Justin Diehl, Damion Downs, Elias Bakatukanda oder Meiko Wäschenbach. Ob mit oder ohne Transfersperre, es wird einen Umbruch geben. Doch Konstanten bleiben – und dazu zählen vor allem Steffen Baumgart und die Mitglieder seines “Call-Centers”.

Das nächste Spiel: Die Bayern ante portas – Showdown im Meisterkampf

Thomas Tuchel kommt mit seinen Bayern am Samstag (15Uhr 30) nach Müngersdorf zu einem Spiel, an das ganz unterschiedliche Erwartungen gestellt werden. Die Münchener stehen zum ersten Male seit über zehn Jahren vor dem 34. Spieltag nicht an der Spitze der Bundesligatabelle, sondern liegen zwei Punkte hinter dem BVB. Für das Erfolgsteam von der Säbener Straße ist es Pflicht, seine eigenen Hausaufgaben zu machen und den 1. FC Köln zu besiegen,  gleichzeitig müssen die Bajuwaren auf einen Ausrutscher des BVB in deren Heimspiel gegen Mainz 05 hoffen. Das ist möglich, ja, sehr wahrscheinlich scheint dies jedoch nicht.

“Es sieht nicht so aus, als ob Timo noch zum Einsatz kommt.”

(Steffen Baumgart)

Und der 1. FC Köln? Der wird versuchen, seinem Kapitän Jonas Hector und auch Ellyes Skhiri einen würdigen Abschied zu verschaffen und dem Münchener Starensemble so gut es geht Paroli zu bieten. Wie ernst Steffen Baumgart diese Partie nimmt, sieht man nicht zuletzt daran, dass der scheidende langjährige Stammtorhüter Timo Horn wohl auf einen letzten Einsatz verzichten muss. “Es sieht nicht so aus, als ob Timo noch zum Einsatz kommt,” sagte der Kölner Coach vor wenigen Tage. Die Meisterschaft ist noch nicht entschieden, und offenbar will man sich in dieser Partie nichts, aber auch gar nichts nachsagen lassen. Eines ist sicher: Egal, wie die Begegnung enden wird, es wird emotional werden – und es wird Tränen geben.

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