„Am Ende wird alles gut. Und wenn es nicht gut ist, ist es noch nicht das Ende“, so lautet ein oft fälschlicherweise dem irischen Dramatiker Oscar Wilde oder auch dem „Beatles“-Musiker John Lennon zugeschriebenes Zitat, das durch das Internet geistert wie Katzenvideos oder Memes von Männern, die mit ihren Freundinnen spazieren gehen und anderen Frauen hinterhergucken.
Das vermeintlich ziemlich tiefgründige Sprüchlein soll uns sinngemäß sagen: Auch wenn die Situation gerade vielleicht nicht die schönste ist, es geht immer irgendwie weiter. Das Zitat könnte, wenn es denn auf Kölsch getextet worden wäre, auch im Kölschen Grundgesetz stehen – irgendwo zwischen „Et kütt, wie et kütt“ und „Et hätt noh immer jot jejange“.
Eine Rückkehr mit Irrungen und Wirrungen
Letzteres darf zumindest der 1. FC Köln für sich proklamieren, wenn es um die Rückkehr von Anthony Modeste geht. Nach monatelangem Tauziehen gab die FIFA endlich grünes Licht für die Freigabe des französischen Topstürmers, der sich vor nicht allzu langer Zeit noch in die Herzen der effzeh-Fans geschossen hatte.
Damit ist den Verantwortlichen am Geißbockheim zweifellos ein echter Transfercoup geglückt: Einen Angreifer dieser Güteklasse zu einem Zweitligisten zu holen ist wahrlich nicht alltäglich. Dass Modeste, der im Sommer 2017 noch für über 30 Millionen zum chinesischen Spitzenclub Tianjin Quanjian geholt wurde, nun ohne Ablöse zu den „Geißböcken“ zurückkehrt, ist ein wahrer Glücksfall für den Club, der den 30-Jährigen neben einem Fünfjahresvertrag mit einem Anschlusskontrakt über dieselbe Zeitspanne lockte.
Ende gut, alles gut? Mitnichten. Auf dem Weg zu diesem Deal hat sich der 1. FC Köln wahrlich nicht mit Ruhm bekleckert, das darf bei allem berechtigten Jubel über das Comeback des Publikumslieblings nicht vergessen werden. Mit der Verkündung der Verpflichtung auf der Feier zum 70. Geburtstags des Clubs ist der effzeh ein hohes Risiko eingegangen, das sich zwar letztlich ausgezahlt hat, aber nicht zwingend hätte auszahlen müssen.
Juristische Fallstricke in einer schlechten Seifenoper
Nicht immer schien es, als ob sämtliche Szenarien komplett durchdacht wurden. Der Weg zum Ziel wirkte manchmal nicht nur auf Außenstehende wirrer als der Heimweg manch Karnevalsjecks aus der Eckkneipe. Die Hoffnungen auf ein schnelles Comeback von Modeste zerschlugen sich zunächst ebenso wie die eigene juristische Annahme, der Spieler könne in einem Verfahren bei der FIFA seinen Ausstieg aus dem Vertrag in China bestätigt bekommen.
Was sich in den vergangenen Monaten rund um die Rückkehr von Anthony Modeste abspielte, glich mitunter einer schlecht geschriebenen Seifenoper, in der auch die effzeh-Verantwortlichen nicht immer den besten Eindruck hinterließen: Wechselnde Argumentationslinien auf Kölner Seite, die angesichts der juristischen Fallstricke in diesem Wechseltheater zunehmend unruhig zu werden schienen. Wechselnde Ansprechpartner beim chinesischen Club, der nach der Verhaftung des Mäzens komplett im Chaos zu versinken drohte.
Mittendrin neben den beteiligten Clubs: Die FIFA, die mit ihrer Urteilsbegründung auf sich warten ließ. Ein erneuter Anlauf im Reich der Mitte inklusive Ablöseangebot in mittlerer siebenstelliger Höhe. Interessante Informationen, die FC-Finanzgeschäftsführer Alexander Wehrle auf dieser Reise erhalten haben soll. Die Beantragung der Spielberechtigung – und letztlich das Happy End mit der Freigabe, die auch der abgebenden Verein unter neuem Namen mitträgt.
Hartnäckigkeit der FC-Verantwortlichen zahlt sich aus
All das wird vermutlich schon beim ersten Treffer des französischen Goalgetters vergessen sein, all das wird vermutlich in ein paar Jahren zur kultigen Folklore rund um diesen leicht gestörten Verein gehören. Hässler-Millionen, Bläck-Fööss-Video, Zypern-Deal, Pressekonferenz im Krankenhaus, kaputtes Faxgerät, China-Posse: Irgendwie so wird es laufen, da sind wir uns doch alle einig.
Die Hartnäckigkeit der effzeh-Verantwortlichen, die zunächst alle Warnungen in den Wind schrieben und danach die entsprechende Häme über sich haben ergehen lassen, zahlte sich in diesem Fall aus. Ein Verhalten, das beim sensiblen Stürmer durchaus Eindruck gemacht hat und das auch in den kommenden Jahren auch über die Causa Modeste hinaus ein Faustpfand sein kann. Der 1. FC Köln kämpft, notfalls auch mit Schmerzen, um seine Lieblinge – das dürfte ein Signal sein, das von dieser Verpflichtung ausgeht.
Ein Transfercoup, der seinesgleichen sucht
Dennoch: Es müssen auch auf Seiten des Clubs die richtigen Lehren aus diesem Theater gezogen werden. Ein solches Wagnis einzugehen, das ohne die „interessanten Informationen“ aus der letzten China-Reise des 1. FC Köln auch durchaus in die Hose hätte gehen können, muss sich letztlich lohnen. Dazu gehört die Abwägung zwischen Risiko und Chance – das war bei Anthony Modeste offensichtlich der Fall, wenngleich den „Geißböcken“ offensichtlich auch eine gehörige Portion Glück zuteil wurde. Einen solchen Stürmer mit dieser emotionalen Verbindung ohne Ablöse nach Köln zurückzuholen? Ein Transfercoup, der seinesgleichen sucht. Wenn es nicht gut ist, dann ist es nicht das Ende? Okay, dann ist eben jetzt alles gut.