Nach 105 Tagen hat die Fußball-Bundesliga am 28. August endlich ein Einsehen: Die quälend lange Sommerpause mit all ihren Diskussionen über potenzielle Neuzugänge, nicht stattfindende Transfers und golfende Sportgeschäftsführer findet für alle effzeh-Fans mit einem Heimspiel gegen Darmstadt 98 ein Ende. Nach einem starken neunten Rang in der vergangenen Spielzeit (erstmals seit 24 Jahren wieder einstellig!) geht das Team um Coach Peter Stöger mit dem Ziel in die Saison, diesen Erfolg zu bestätigen. Gelingt dies – oder gar der nächste Entwicklungsschritt? Wir wagen, inspiriert von miasanrot.de, einen Blick in die Glaskugel und formulieren – ganz kölsch – 11 Thesen zur effzeh-Saison 2016/17!
1. Der 1. FC Köln verfehlt das Saisonziel!
Die schlechte Nachricht kommt zuerst: Mit der Rückkehr auf das internationale Parkett wird es auch diesmal nichts. Sogar ein einstelliger Tabellenplatz wird nicht erreicht. Die gute Nachricht: Das ist auch nicht sonderlich schlimm, denn der effzeh wird nur knapp daran vorbeischrammen. In jeder Entwicklung gibt es Dellen, ein tabellarischer Rückschritt muss nicht immer bedeuten, schlechter gearbeitet oder bei der Kaderzusammenstellung etwas falsch gemacht zu haben. Allein in der Vorsaison gilt es zu beachten, dass der effzeh in Mainz ein verlorenes Spiel in einer halben Stunde gedreht und so einen Abwärtstrend abgewendet hat. Das zeigt: Manchmal hängt eine ganze Spielzeit an einem Spiel, an einer Halbzeit oder sogar an einer Aktion. Am glücklicheren Ende dieser Kette zu sein war ein neues Gefühl für uns, das sich aber nicht zwangsläufig wiederholen muss. [perfectpullquote align=”right” cite=”Peter Stöger” link=”” color=”” class=”” size=””]”Wenn alle ihren Job machen, dann fallen mir sofort sieben bis acht Vereine ein, die von den Rahmenbedingungen vor uns stehen müssen.”[/perfectpullquote]
Das sieht auch Peter Stöger so, der ein schwierigeres Jahr als zuletzt erwartet: „Wir reden von einem Schritt nach oben, das ist legitim. Aber wir gehen in Köln immer davon aus, dass wir über die ganze Saison hinweg top sind und die anderen Teams schwächeln. Doch wenn alle ihren Job machen, dann fallen mir sofort sieben bis acht Vereine ein, die von den Rahmenbedingungen vor uns stehen müssen“, betont der Österreicher im Interview mit „Köln.Sport“. Damit hat er nicht unrecht: Von den Teams, die sich in der vergangenen Saison vor uns platziert waren, ist für den effzeh realistisch nur Mainz 05 und Hertha BSC in Reichweite. Von hinten drängen mit dem Hamburger SV und 1899 Hoffenheim potente Konkurrenten nach, die beiden Aufsteiger sind deutlich höher einzuschätzen als zuletzt. Heißt: Die Bestätigung des Vorjahreserfolgs wäre für den effzeh ein starkes Zeichen der Stabilität – und keine Stagnation. Deswegen ist auch ein (knappes) Verpassen des Saisonziels kein Beinbruch!
2. Zuhause darf häufiger gejubelt werden!
Dass das Müngersdorfer Stadion zur uneinnehmbaren Festung wird, davon träumen die effzeh-Fans schon länger. Seit dem Wiederaufstieg ist das Team davon allerdings weit entfernt: In 34 Heimspielen gelangen dem effzeh lediglich neun Siege und nur 34 eigene Treffer. Im Schnitt durfte der in der jüngsten Vergangenheit nicht gerade verwöhnte Kölner Anhänger damit nur einmal pro Spiel über einen Treffer jubeln – und nur etwa jedes vierte Heimspiel das Stadion mit einem seligen Lächeln auf den Lippen verlassen. Das schlägt sich manchmal auch aufs Gemüt nieder: Dass wichtige Erfolge wie auf Schalke oder in Leverkusen auswärts und nicht im eigenen Zuhause eingefahren wurden, scheint so manch ein Dauerkarteninhaber, der lediglich in Müngersdorf zugegen ist, beinahe persönlich zu nehmen.
Doch wir versprechen: Es wird alles anders. Na gut, nicht alles. Aber vor den eigenen Fans wird der effzeh 2016/17 deutlich häufiger jubeln. Die offensivere Spielanlage, die sich gerade gegen Ende der Saison zeigte, sowie die höhere Qualität im Kader setzen sich – unterstützt vom Stadion – gegen so manchen Gegner auf Augenhöhe nun endlich durch. Schien der effzeh gerade in der Rückrunde nach seiner Balance zu suchen und suchte das Team in den bis dato ungewohnten Duellen als favorisierte Elf nach seiner Identität, ist der Entwicklungsprozess in dieser Saison ein gutes Stück vorangeschritten. Das schlägt sich auch in der Heimtabelle nieder: Nach Rang 15 2015/16 und Rang zwölf in der vergangenen Spielzeit erreicht der effzeh nun einen einstelligen Tabellenplatz. Versprochen!
3. Der effzeh erzielt deutlich mehr Tore als 2015/16!
Auf den ersten Blick ist die Bilanz der Vorsaison desaströs – zumindest, was die effzeh-Offensivabteilung anbetrifft: Nur drei Teams (Hannover, Ingolstadt Frankfurt) erzielten 2015/16 weniger Treffer als die Stöger-Schützlinge. Lediglich 38 Mal ließ es der effzeh an den 34 Spieltagen krachen, neun davon an den letzten fünf Spieltagen. Insgesamt zeichnete allein bei 15 Buden Anthony Modeste verantwortlich. Das klingt nach Abhängigkeit, nach Torflaute. Und doch war es keinesfalls so, dass der effzeh in der vergangenen Spielzeit gemauert hat, sich auf eine Kontertaktik verlassen hat – es hakte für mehr Treffer einfach an ein paar Dingen wie einer besseren Chancenverwertung, mehr Torgefahr aus dem Mittelfeld oder gefährlicheren Standards.
Für die kommende Saison ist insbesondere bei letzterem ein Sprung nach vorne zu erwarten: Konstantin Rausch, der sich in die Startelf gespielt haben dürfte, erweitert mit seinem linken Fuß die Möglichkeiten bei Freistößen gewaltig, dazu scheint sich Milos Jojic deutlich mehr Spielzeit erkämpfen zu können. Ein wichtiger Punkt, der oft vernachlässigt wird, stellt die Verpflichtung von geradlinigeren Spielertypen dar. Fehlte dem effzeh zuletzt häufig der Zug zum Tor, suchen Akteure wie Artjoms Rudnevs oder Sehrou Guirassy direkt den Abschluss. So könnte es dann (selbst bei schwächeren Abschlüssen) doch das eine oder andere Mal im Kasten des Gegners klingeln – auch weil die Stöger-Elf das Heil vermehrt in der Flucht nach vorne suchen wird. Das geht zwar zulasten der allerletzten Stabilität in der Defensive, dürfte aber der Attraktivität der Kölner Spiele zuträglich sein.
4. Es gibt keine Stammelf mehr!
“Wir sind breit aufgestellt und jeder weiß, dass er um seine Chance im Kader kämpfen muss” – so deutlich formulierte Peter Stöger nach dem 7:0-Pokalerfolg beim BFC Preußen im „kicker“ den gestiegenen Konkurrenzkampf im effzeh-Kader. Und tatsächlich: Die Qualität wurde nochmals gesteigert. Für die Ergänzungsspieler Dusan Svento, Kevin Vogt und Philipp Hosiner kamen mit Rausch, Marco Höger und Artjoms Rudnevs Akteure, die das Zeug für das Startelf haben. Einzig der Verlust von Yannick Gerhardt muss aktuell intern kompensiert werden. Das heißt: Was früher beim effzeh mehr die Wahl der Qual war, ist derzeit eine echte Qual der Wahl. Die Vorbereitung zeigte, dass kaum einer leistungstechnisch abfällt, viele aber nach vorne drängen. Schon die Zusammenstellung des 18er-Kaders für eine Partie stellt Stöger vor die schwierige Aufgabe, wen er zuhause lassen muss. Das war in Köln schon einmal anders – da wurde sogar mangels Alternativen ein Platz im Kader freigelassen.
[perfectpullquote align=”left” cite=”Peter Stöger” link=”” color=”” class=”” size=””]”Wir sind breit aufgestellt und jeder weiß, dass er um seine Chance im Kader kämpfen muss.”[/perfectpullquote]Das bedeutet aber auch: Die Zeit einer stetig feststehenden Stammelf ist endgültig vorbei. Schon in der jüngsten Vergangenheit hat Peter Stöger gezeigt, dass er gewillt ist, seine Aufstellung an der Ausrichtung des Gegners zu orientieren und kleinere wie größere Anpassungen vorzunehmen. Das wird in dieser Saison noch häufiger geschehen! Sei es die personelle wie taktische Zusammenstellung der Offensive (Wer stürmt neben oder hinter Modeste? Wie werden die Außenbahnen besetzt?) als auch das Auftreten in Abwehr und Mittelfeld wird dank gestiegenem Konkurrenzkampf variieren. Außer Timo Horn, Jonas Hector und Anthony Modeste dürfte es keinen unumstrittenen Stammspieler mehr geben. Das wird auch Härtefälle bedeuten, die intern wie der Öffentlichkeit schwierig zu verkaufen sind. Letztlich war es aber bislang so, dass das Trainerteam es hervorragend verstanden hat, auch die Reservisten bei Laune zu halten. Das spricht auch für den Charakter der Spieler, die sich wie beispielsweise Mergim Mavraj oder Fredrik Sörensen von einer Durststrecke nicht entmutigen lassen und danach wieder Leistung zeigen.
5. Lehmann erleidet das Brecko-Schicksal!
Jemand, den dieser harte Konkurrenzkampf nicht schocken wird, ist Matthias Lehmann. Der Kapitän gilt als Stögers verlängerter Arm auf dem Platz, ist enorm wichtig für die taktische Stabilität der Mannschaft und hat sich allen Unkenrufen zum Trotz immer wieder durchgesetzt. Damit ist spätestens im Verlauf dieser Saison Schluss: Seine Stärken wird der 33 Jahre alte Routinier zu Beginn noch vermehrt ins Spiel bringen, doch je länger die Spielzeit dauert, desto häufiger wird im Mittelfeld auf andere Akteure gesetzt. Gerade Jonas Hector drängt mit Macht ins Zentrum, Marco Höger, Milos Jojic und Salih Özcan sind spielerisch stärkere Optionen vor der Abwehr. Für Lehmann heißt das: Es wird ein langsamer Abschied – wie schon bei Miso Brecko, seinem Vorgänger als effzeh-Kapitän!
Wer beim effzeh durchstartet und was trotz aller Diskussionen keine Rolle spielt, lest Ihr auf Seite zwei unserer Thesen zur neuen Saison!